Cato 03 - Der Zorn des Adlers
ist.«
»Nein, Herr«, entgegnete Cato. »Bitte gib sie mir, Herr. Ich würde sie mir gerne anschauen.«
Der Legat reichte sie ihm lächelnd. »Das hatte ich mir fast gedacht.«
Cato nahm den Helm in beide Hände und betrachtete ihn voller Stolz und Rührung. Er musste sich sogar hastig eine Träne aus dem Augenwinkel wischen.
»Hoffentlich passt er«, sagte Vespasian. »Andernfalls bring ihn einfach zur Ausgabe zurück und lass dir einen anderen geben. Von jetzt an werden diese kriecherischen Typen dort dir wohl kaum mehr Ärger machen, Zenturio Cato.«
Nachwort des Autors
Eines der dauerhaftesten Symbole des vorrömischen Britannien ist der riesige Komplex von Befestigungswällen bei Maiden Castle in Dorset. Der beeindruckte Besucher stellt sich mitfühlend vor, wie es gewesen sein mag, solch einschüchternde Verteidigungsanlagen zu erstürmen. Doch Maiden Castle und viele andere Hügelfestungen waren den Legionen nicht gewachsen und wurden innerhalb kurzer Zeit erstürmt und niedergerissen. Man fragt sich, warum die Durotriges weiter an den Schutz ihrer Festungen glaubten, obwohl diese schon systematisch von den Römern zerstört wurden. Ein Beispiel, wie man den Legionen wirksamer entgegentreten konnte, war ja vorhanden. Mit seiner Guerillataktik hatte Caratacus weit mehr Erfolg. Trotz des offensichtlichen Scheiterns verharrten die Durotriges in der Falle ihrer Festungen, als die Zweite Legion gegen sie losschlug. Vielleicht hielt der blinde Glaube an eine von ihren spirituellen Führern versprochene letztendliche Errettung sie dort fest.
Verglichen mit den umfangreichen Spuren und Aufzeichnungen der römischen Geschichte ist über die alten Briten und ihre Druiden wenig bekannt. Da es praktisch keine schriftlichen Zeugnisse gibt, stammt unser Wissen über diese Menschen aus Legenden, der archäologischen Forschung und den Aufzeichnungen von Anhängern des Kultes in schriftkundigeren Völkern. Aus allem lässt sich schließen, dass die Druiden große Achtung genossen und man ihnen mit beträchtlicher Ehrfurcht begegnete. Sie standen über den keltischen Königreichen und wurden oft um Rat gebeten oder bei Stammeskriegen als Schlichter aufgesucht. Die Druiden waren Hüter des kulturellen Erbes und überlieferten große Mengen an epischen Erzählungen, Folklore und rechtlichen Präzedenzfällen mündlich von einer Druidengeneration zur nächsten. Sie bildeten eine Art von kulturellem Bindemittel zwischen den streitlustigen kleinen Königreichen, die Europa früher einmal wie ein Flickenteppich überzogen. Da erstaunt es nicht, dass die Druiden in die Schusslinie der römischen Propaganda gerieten und ihr Kult energisch unterdrückt wurde, wann immer keltische Gebiete dem aufblühenden römischen Imperium angegliedert wurden.
Wenn wir einigen der alten Quellen Glauben schenken, könnten die Druiden aber auch eine dunklere Seite gehabt haben. Falls es Menschenopfer gab, dann im Rahmen einer Kultur, in der die Köpfe von Feinden mit großem Stolz gesammelt wurden; einer Kultur, die so schreckliche Folter-und Hinrichtungsmethoden entwickelt hatte, dass selbst die Römer, deren Vorliebe für das Gemetzel in der Arena gut dokumentiert ist, sich abgestoßen fühlten.
Angesichts ihrer geographischen Ausdehnung und ihrer kulturellen Eigenheiten waren die Druiden keine homogene Gesamtheit, sondern besaßen sicherlich ihre Splittergruppen, ganz ähnlich, wie unsere zeitgenössischen Religionsgemeinschaften von unterschiedlichen Interpretationen ihrer Glaubenssätze gespalten sind. Die Druiden des Dunklen Mondes sind fiktiv, stehen aber für den extremistischen Flügel, den es in jeder religiösen Bewegung gibt. Sie sind als ein Korrektiv jener naiven, nostalgischen Neuerfindung der Druidenkultur angelegt, die sich zu bestimmten Jahreszeiten im Umkreis von Stonehenge tummelt. Und während ich dieses Werk fertig stelle, erinnern uns die Druiden auch aus gegebenem Anlass daran, zu welchen Auswüchsen religiöser Fanatismus fähig ist.
Simon Scarrow
12. September 2001
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