Cato 03 - Der Zorn des Adlers
drängten sich durch die dicht gestaffelten Reihen vor ihnen.
»Platz! Platz da!«, rief Vespasian.
Beim Klang seiner Stimme machten die Legionäre einen Korridor frei, viele mit erstaunten Gesichtern.
»Was macht der denn hier, Scheiße nochmal«, staunte ein junger Rekrut.
»Du hast doch nicht etwa geglaubt, dass du alle Feinde für dich allein kriegst, mein Sohn?«, rief Vespasian ihm im Vorbeigehen zu. »Los, Männer, eine letzte Anstrengung, und dann räumen wir mit diesen Schweinen auf!«
Vereinzelte Jubelrufe stiegen auf, als Vespasian und der Standartenträger sich zum Tor durchschoben, während Pfeile und Schleudergeschosse auf ihre Schilde niederkrachten. Als er die ebene Fläche unmittelbar vor dem schweren Balkentor erreichte, versuchte Vespasian, seine Verzweiflung angesichts des sich ihm bietenden Anblicks zu verbergen. Die Sturmspezialisten waren schon zum größten Teil tot, und ihre Leichen türmten sich am Fuß der Leitern und zu beiden Seiten des Rammbocks. Der Rammbock war inzwischen mit Legionären bemannt, die ihre Schilde hatten ablegen müssen, um ihren Platz an dem dicken, vorn mit Eisen beschlagenen Eichenschaft einzunehmen. Vor Vespasians Augen fiel schon wieder ein Mann, den ein Pfeil in der Lücke zwischen Helm und Kettenpanzer getroffen hatte. Der Oberzenturio schickte Ersatz los, doch der Legionär zögerte und blickte ängstlich zu den verzerrten Gesichtern der wild brüllenden Feinde hinauf.
Vespasian eilte nach vorn. »Aus dem Weg, Sohn!«
Er ließ seinen Schild fallen, packte den Seilgriff und fiel in den Rhythmus der anderen Männer ein. Als der Rammbock laut schmetternd gegen das Tor krachte, sah Vespasian, dass die dicken Balken allmählich nachgaben.
»Los, Männer!«, schrie er den Soldaten zu. »Wir werden nicht pro Stunde bezahlt!«
Sobald die Durotriges den Legaten erblickten, stießen sie ein herausforderndes Gebrüll aus und kehrten ihre Waffen gegen den feindlichen Kommandanten und den Mann, der den verhassten Adler trug. Die Männer der Ersten Kohorte antworteten mit einem ebenso ohrenbetäubenden Gejubel und schleuderten die verbliebenen Wurfspeere in die gelichteten Reihen der Durotriges. Andere hoben Schleudergeschosse vom Boden auf und zielten damit nach den Verteidigern.
Wieder fiel ein Mann am Rammbock. Diesmal warf der Oberzenturio seinen Schild zu Boden und nahm den leer gewordenen Platz ein. Erneut krachte der Rammbock gegen das Tor. Mit einem lauten Krachen zerbarst der Mittelbalken in zwei Teile, und die Balken links und rechts von ihm rutschten aus dem Verbund. Durch die Lücken erblickten die Römer die verzerrten Gesichter der auf der anderen Seite versammelten Durotriges und Druiden. Durch einen Spalt erhaschte Vespasian einen Blick auf den Riegel.
»Dort!« Er deutete mit der Hand auf die Stelle. »Zielt dorthin!«
Eilig wurde der Rammbock neu ausgerichtet und wieder in Bewegung gesetzt, um die Lücke noch zu vergrößern. Der Riegel erbebte in seiner Halterung.
»Kräftiger!«, schrie Vespasian über den Lärm hinweg. »Kräftiger!«
Mit jedem Schlag zersplitterten weitere Balken, bis schließlich beim letzten wilden Stoß der Riegel zerbrach. Sofort gaben die Torflügel nach.
»Zurück mit dem Rammbock!«
Die Mannschaft wich mehrere Schritte zurück und legte das Sturmgerät zu Boden. Jemand reichte Vespasian einen Schild. Er schob den linken Arm unter die Riemen, zog sein Schwert und hielt es in Hüfthöhe vor sich. Dann holte er tief Luft, bereit, seine Männer durchs Tor zu führen.
»Standartenträger!«
»Herr!«
»Bleib dicht bei mir, Junge.«
»Ja, Herr.«
»Erste Kohorte!«, brüllte der Legat aus voller Lunge. »Vorwärts!«
Mit einem wilden, aus Hunderten von Kehlen aufsteigenden Gebrüll stürmten die Männer durchs Tor und rammten ihre scharlachroten Schilde ins Gedränge der Stammeskrieger. Vespasian, der mitten im Getümmel der ersten Reihe stand, hielt den Schild hoch und stieß mit dem Schwert in die dicht gepackten Menschenleiber, rammte ihnen die Klinge ins Fleisch, riss sie mit einer Drehung zurück und stieß wieder zu. Rundum brüllten die Männer, stießen ihre Kriegsschreie aus, stöhnten bei jedem Hieb und Stoß vor Anstrengung oder schrien vor Schmerz auf, wenn sie verwundet wurden. Die Toten und Verletzten fielen zu Boden, und wer von den Letzteren dazu noch in der Lage war, versuchte, sich mit seinem Schild zu decken, um nicht totgetrampelt zu werden.
Zu Beginn war die Menschenmasse aus Römern und
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