Cato 03 - Der Zorn des Adlers
zu begrüßen.
»Willkommen, Majestät!«, grüßte ihn Vespasian. Nach einem winzigen Moment des Zögerns folgte Plinius dem Beispiel seines Legaten und schluckte sein Widerstreben herunter, einem Eingeborenen, mochte er auch ein König seines Volkes sein, so achtungsvoll zu begegnen. Verica ging steifbeinig auf den Legaten zu und ergriff die angebotene Hand.
»Grüße, Legat! Ich hoffe, der Winter ist mit dir und deinen Männern sanft umgesprungen?«
»Er ist noch nicht ganz mit uns fertig.« Vespasian wies mit einem Nicken auf den Matsch rundum.
»Der Boden ist etwas bodenlos!« Verica grinste, zufrieden mit seinem Scherz. Dann wandte er sich seinen Reitern zu, deren Tiere in der fremden Umgebung aufgeregt schnaubten und auf dem Gebiss kauten. »Zenturio! Würdest du bitte den Männern den Befehl zum Absitzen geben? Anschließend geselle dich bitte zu uns!«
Neben dem Standartenträger der Vexillatio salutierte ein römischer Offizier und erteilte rasch den entsprechenden Befehl.
Vespasian wandte sich seinem Obertribun zu. »Plinius, sorge dafür, dass sie etwas zum Aufwärmen bekommen.«
»Ja, Herr.«
»Vielen Dank, Legat.« Verica lächelte. »Ich würde ebenfalls einen Schluck zu schätzen wissen. Irgendwie habe ich den Falerner, den du bei unserer letzten Begegnung serviertest, noch in guter Erinnerung.«
»Tatsächlich habe ich noch einen Tropfen, Majestät.« Vespasian zwang sich zu einem Lächeln. In seinen Privatvorräten befand sich nur noch ein kümmerlicher Rest dieses hervorragenden Jahrgangs, und den teilte er überhaupt nicht gerne. Doch die Befehle, die er von General Plautius erhalten hatte, waren eindeutig: Er durfte keine Mühe scheuen, mit den Verbündeten, die Rom unter den Inselstämmen gewonnen hatte, auf bestem Fuß zu bleiben. Aufgrund der knauserigen Truppenkontingentierung durch Rom war der Erfolg der Invasion keineswegs garantiert. Ohne die Gewissheit, dass seine Flanken von Stämmen behütet wurden, die Rom loyal gesonnen waren, wagte Plautius keinen weiteren Vorstoß. Also hatte jeder einzelne Armeeangehörige ohne Rücksicht auf seinen Rang diesen römischen Verbündeten mit der größten Höflichkeit zu begegnen, wenn er nicht den Zorn des Generals auf sich ziehen wollte. Dazu gehörte auch, einen Mann, der ein Getränk nur danach beurteilte, ob es ordentlich betrunken machte, mit Falerner zu bewirten.
»Vermutlich kennst du Zenturio Publius Pollius Albinus schon?« Verica wies mit der Hand auf den näher tretenden Offizier. Der Zenturio salutierte zackig vor dem Legaten und nahm an der Seite des Königs Haltung an.
»Zenturio.« Vespasian nickte grüßend und wandte sich wieder seinem Gast zu.
»Albinus ist einer unserer besten Männer. Gewiss hat er dir gut gedient.«
»Kann nicht klagen.«
Vespasian warf einen Blick auf Albinus, doch die Züge des Zenturios blieben bei diesem alles andere als überschwänglichen Lob völlig ungerührt, was bewies, dass der General mit ihm den richtigen Mann für eine Aufgabe ausgewählt hatte, die ein hohes Maß an diplomatischem Takt und Toleranz erforderte.
»Macht die Ausbildung deiner Männer Fortschritte, Majestät? «
»Ja.« Verica zuckte die Schultern, eindeutig nicht sonderlich interessiert an Roms Bemühungen, seine Herrschaft mit einem stabilen Rückgrat zu versehen. »Ich bin zu alt für ein großes Interesse an militärischen Dingen. Aber ich denke, Zenturio Albinus macht seine Sache gut. Angesichts der hervorragenden Atrebateskrieger, die wir dir geschickt haben, sollte es dir nicht allzu schwer fallen, eine schlagkräftige Truppe für mich aufzustellen. Oder, Zenturio?«
»Kann nicht klagen, Majestät.«
Vespasian warf ihm einen warnenden Blick zu, doch der Zenturio starrte ausdruckslos geradeaus.
»Nun, am besten ziehen wir uns in meine warmen Zelte zurück und machen es uns gemütlich. Würdest du mir bitte folgen.«
Um ein bronzenes Kohlenbecken versammelt, wo ein frisches Holzscheit in der Glut knisterte, tranken Vespasian und seine beiden Gäste Wein aus Silberbechern und genossen die Wärme. Das feine Muster der Webteppiche, die die Bodendielen bedeckten, war inzwischen überall mit Schlammklumpen verdreckt, und Vespasian fluchte innerlich, dass er gezwungen war, die Aufforderung seines Kommandanten zur Gastfreundschaft gegenüber den Eingeborenen so wörtlich zu nehmen.
»Wie geht es General Plautius?«, fragte Verica und rückte noch dichter ans Kohlenbecken heran.
»Gut, Majestät. Er sendet seine
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