Lost Secrets 1
I
„Einen was ?“
Heather war sich bewusst, dass ihre Stimme etwas schrill geworden war und ganz zweifellos war das auch ihr Gesichtsausdruck, doch sie konnte einfach nicht anders. Fassungslos starrte sie ihren Vorgesetzten an, der mit stoischer Ruhe die diversen Auszeichnungen, die er sich in seiner langen Polizeikarriere erworben hatte, an der Wand betrachtete.
„Einen Partner“, wiederholte er, ohne Heather anzusehen. „Sie wissen schon, einen Kollegen, der Ihnen den Rücken freihält.“
„Ich habe Ihnen schon hundert Mal gesagt, dass ich keinen Partner mehr will!“ Sie blies sich eine ihrer roten Strähnen aus der wuterhitzten Stirn.
„Was Sie wollen, ist mir scheißegal , MacLean! Wir haben jetzt schon vier Tote in vier Monaten. Wir kommen nicht weiter. Und ich will, dass Sie mit jemandem zusammen daran arbeiten.“
Nun drehte er sich herum und stützte beide Hände auf den schweren Eichentisch.
„Heather, auch wenn ich es vor diesen eingebildeten Affen da draußen abstreiten würde: Sie sind mein bester Inspector. Aber Sie schaffen es nicht alleine. Ich will, dass Sie mit jemandem zusammenarbeiten. Mit jemandem, der verdammt noch mal weiß, was er tut!“
„Ich will aber mit niemandem zusammenarbeiten!“
„Sie werden ihn mögen“, antwortete der Chief Inspector, was Heathers Gesichtszüge unmittelbar einfror.
„Sagen Sie nicht, Sie haben sich schon einen ausgesucht.“
Nun lächelte Drake. Das geschah selten und wenn überhaupt, dann meist aus Schadenfreude.
„Sie werden ihn mögen“, wiederholte er, drückte auf einen Knopf an seinem Schreibtisch und sagte „Bringen Sie Moore rein!“ Dann sah er wieder Heather an, deren Wangen vor Zorn fast so feuerrot waren, wie ihr Haar.
„Vielleicht, wenn Sie nett zu ihm sind, bringt er Ihnen sogar morgens Kaffee mit“, spöttelte er.
Sie öffnete gerade den Mund zu einem deftigen Fluch, als die Tür aufging. Heather drehte sich in ihrem Stuhl um und musste erst einmal den Kopf höherheben, weil dort, wo normale Köpfe stehender Menschen sein sollten, nur Schultern waren. Breite Schultern. Verdammt breite Schultern! Ach, du Schande!
Vor ihr stand ein zwei Meter großer Kerl mit hellblondem Haar, tiefblauen Augen und einem absolut tödlichen Gesichtsausdruck. Er war in eine Art schwarze Kampfuniform gekleidet und darunter zweifellos so bewaffnet, als würde er gleich ein Drogenlabor ausräumen wollen. Und zwar im Alleingang.
Okay, dieser Kerl würde ihr definitiv keinen Kaffee mitbringen!
Sein Blick streifte Heather und blieb dann an Drake hängen.
„Sir“, sagte er. Seine Stimme war voll und tief … und kalt.
Heather blickte ihren Vorgesetzten an und rollte vielsagend mit den Augen. Als könnte er durch ihren Hinterkopf hindurchblicken und hätte dabei die Geste bemerkt, sagte Moore „Ma’am.“
Ma’am? Heather fuhr herum und funkelte ihn schweigend an, während er sich setzte.
„Moore, das ist Ihr neuer Partner, Inspector Heather MacLean. Sie ist mein bestes Pferd im Stall.“
Moore nickte sie an und sie imitierte die Geste automatisch.
„Heather, das ist Eric Moore. Er ist uns zugeteilt worden.“
„Zugeteilt?“
„Ich bin Mitarbeiter des MI6“, erklärte Moore, scheinbar nicht weiter gewillt jemanden für sich sprechen zu lassen. Heather sah ihn groß an. Sie hasste es überrascht zu wirken, aber verdammt nochmal, sie war überrascht!
„MI6?“, wiederholte sie möglichst gefasst, woraufhin er nickte.
„Das dürfte dann erklären, warum sie eine wandelnde Asservatenkammer mit der Ausstrahlung eines Kühlschranks sind.“
Eric blinzelte einmal und wandte sich dann Drake zu. „Ich mag sie“, stellte er trocken fest. „Sie hat so eine liebliche, feminine Art!“
Während der Chief Inspector lachte, sog Heather wütend die Luft in ihre Lungen.
„Leck-!“
„Heather!“, unterbrach sie Drake schnell und zwang das Grinsen aus seinem Gesicht. „Kommen Sie runter! Moore ist ein fähiger Mann und wird Sie bei dieser Sache unterstützen.“
„Das heißt, er arbeitet für mich?“
„Oh nein. Sie beide arbeiten für mich. Das bedeutet, Sie sind gleichberechtigt.“
Heather sollte doch der Schlag treffen, wenn sie nicht gerade ein schadenfrohes Zucken in Moores Mundwinkel gesehen hatte. Sie betrachtete sein Profil und konnte sich nicht entscheiden, ob er aussah, wie ein Model, das sich nebenher etwas als Profikiller dazuverdiente … oder umgekehrt.
So oder so: sie hasste ihn jetzt schon!
„Und damit das
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