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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Schimmer. Ganz langsam wurde es von unsichtbaren Händen mit Hilfe von Stricken aufgerichtet und nahm seinen vorgesehenen Platz ein. Wie von einer Faust getroffen verstand Cato plötzlich, was er da sah, und das Blut gefror ihm in den Adern.
    Das Gebilde stand nun fast senkrecht da, und nun konnte jeder es erkennen: eine riesige, aus Korbweiden geflochtene Menschengestalt, die bei aller Plumpheit unverkennbar war und sich, nur hier und da vom Abendrot durchstochen, schwarz vor dem verglühenden Horizont abzeichnete.
    Der Legat wandte sich mit leiser Stimme an Boudica: »Frag Prasutagus, wann man dieses Ding seiner Meinung nach in Brand stecken wird.«
    »Morgen Abend«, übersetzte sie. »Zum Fest der Ersten Knospen. Dann werden Frau und Sohn eures Generals sterben. «
    Cato schob sich näher an den Legaten heran: »Die Botschaft des Generals spielt jetzt wohl keine Rolle mehr, Herr.«
    »Nein … Morgen früh bei Tagesanbruch greifen wir an.«
    Cato wusste, dass dem Angriff ein langwieriger Beschuss des Festungswalls vorausgehen würde. Erst dann konnten die Legionäre versuchen, eine Bresche in den Verteidigungsring der Gegner zu schlagen. Was, wenn die Gegenwehr der Angegriffenen so stark war, dass die Römer zurückgetrieben wurden?
    Plötzlich hatte Cato einen verzweifelten Einfall; sein Verstand arbeitete wie wild an einem verrückten Plan, der zwar mit schrecklichen Risiken behaftet war, ihnen aber eine letzte Chance verschaffen mochte, Herrin Pomponia und Aelius vor dem Flammentod im Korbgeflecht zu retten.
    »Herr, vielleicht gibt es ja noch eine Möglichkeit, sie zu retten«, sagte Cato ruhig. »Wenn du mir zwanzig tapfere Legionäre und Prasutagus mitgibst.«

34

    Schon lange vor Tagesanbruch hallte das Gelände vor dem Haupttor zur Festung von den Vorbereitungen der Römer wider: das rhythmische Stoßgeräusch der schweren Pfähle, mit denen eine ebene Stellfläche für die Artillerie zurechtgestampft wurde, und das pausenlose Gerumpel der Wagen, die die Wurfmaschinen und Katapulte heranschafften. Ächzend vor Anstrengung stemmten Männer die schweren Holzbalken der Gestelle in ihre Halterungen. Munition wurde abgeladen und neben den Waffen gelagert, und die Artilleriemannschaften machten sich an eine systematische Überprüfung der gedrillten Spannsehnen, Kurbeln und Ratschen und ölten Winden und Zugseile sorgfältig ein.
    Die Durotriges hatten sich zu beiden Seiten des Tors auf dem Verteidigungswall aufgestellt und versuchten zu erspähen, was weiter unten im Dunkeln vor sich ging. Sie verschossen Brandpfeile in hohen, leuchtenden Bogen, um vielleicht einen Blick auf die römischen Vorbereitungen zu erhaschen. Doch aufgrund der geringen Reichweite ihrer Waffen flog keiner der Pfeile auch nur bis zum äußeren Befestigungswall, und sie konnten sich kein Bild von den Plänen des Feindes machen. Im Schutz der Dunkelheit waren Legionärstrupps bis zum eigentlichen Haupttor, dem Tor des inneren Befestigungsrings, vorgedrungen und hatten sich dabei blutige Scharmützel mit den Wachmannschaften der Durotriges geliefert, bis diese die Ausbruchsversuche schließlich aufgaben und in Erwartung des Tagesanbruchs alle Mann ins Innere der Palisade zurückzogen.
    Beim ersten Morgengrauen erteilte Vespasian der Ersten Kohorte den Befehl, sich an ihre Startlinie zu begeben und zum Vormarsch bereitzumachen. An ihrer Seite befanden sich Sturmspezialisten, die Sturmleitern und Rammböcke trugen. Eine Zenturie war mit Armbrüsten ausgerüstet worden, um der Kohorte Feuerschutz zu geben, wenn sie zum Sturm aufs Haupttor ansetzte. Alle standen nun marschbereit da, düstere Reihen von schweigenden Männern, schwer gepanzert und mit scharfen Waffen, deren Herz voll war von den üblichen Befürchtungen angesichts eines so gefährlichen Angriffs. Im Vergleich zu ihrer jetzigen Aufgabe war eine sorgfältig geplante Schlacht das reinste Kinderspiel, und das wusste selbst der dümmste Rekrut.
    Sobald die Katapulte den Beschuss der Palisade einstellten, würde die Erste Kohorte einem Hagel von Pfeilen und Schleudergeschossen ausgesetzt sein. Da der Zugang zum Haupttor serpentinenartig gewunden war, würden beide Flanken wiederholt unter Beschuss geraten, bevor sie das Tor erreichten. Während die Legionäre versuchten, das Tor aufzubrechen, würde das Feuer gewiss nicht nachlassen. Erst danach konnten sie die Klingen mit dem Feind kreuzen. Es war nur natürlich, dass die Soldaten nach einer solchen Tortur auf blutige Vergeltung aus

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