Cato 03 - Der Zorn des Adlers
besten Grüße und hofft, dass du bei guter Gesundheit bist.«
»Oh, das bereitet ihm sicherlich Sorgen!« Verica kicherte. »Es wäre nicht gerade hilfreich von mir, wenn ich jetzt einfach sterben würde. Die Atrebates haben keine Träne vergossen, als Caratacus mich rausschmiss, und meine von römischen Leibwächtern begleitete Rückkehr hat mir auch nicht ihre Zuneigung eingetragen. Wer auch immer mir nachfolgt, wird vielleicht gut daran tun, ein Bündnis mit Caratacus und nicht mit eurem Kaiser Claudius zu suchen, wenn er das Herz unseres Volkes gewinnen will.«
»Würden die Atrebates wirklich die schrecklichen Folgen riskieren wollen, die drohen, wenn ein solcher Mann deinen Thron beansprucht?«
»Ich habe meinen Thron inne, weil euer Kaiser es will«, kam die gelassene Antwort.
Vespasian meinte, einen Anflug von Bitterkeit im Tonfall des alten Mannes zu entdecken. Wäre Verica jünger gewesen, hätte das dem Legaten Sorgen bereitet. Doch die Jahre hatten den Alten anscheinend friedlich gemacht und den glühenden Ehrgeiz, der Verica in seiner Jugend zu glanzvollen Leistungen antrieb, erstickt. Der britische König trank einen Schluck Wein und fuhr dann fort: »Rom wird so lange Frieden mit den Atrebates haben, wie Zenturio Albinus und seine Leute dem Wort des Kaisers Achtung verschaffen. Doch da Caratacus auf freiem Fuß ist und ungehindert zwischen euren Legionen hindurchschlüpft, um die Stämme zu bestrafen, deren Oberhäupter zu Rom übergelaufen sind, kann es nicht verwundern, dass ein Teil meiner Leute meine Loyalität gegenüber Rom hinterfragt.«
»Natürlich, das verstehe ich, Majestät. Aber du kannst ihnen sicherlich klar machen, dass die Legion Caratacus schließlich vernichten wird. Ein anderer Ausgang ist unmöglich. Dessen bin ich mir gewiss.«
»Ach, wirklich?« Verica hob die Augenbrauen und schüttelte spöttisch den Kopf. »Nichts in diesem Leben ist gewiss, Legat. Nichts. Und vielleicht am allerwenigsten Caratacus’ Niederlage.«
»Seine Niederlage steht bevor.«
»Dann sorgt dafür, sonst kann ich nicht für die Loyalität meines Volks garantieren. Umso mehr, als diese verdammten Druiden noch Öl in die Flammen gießen.«
»Druiden?«
Verica nickte. »Es ist zu einer Reihe von Überfällen auf kleinere Dörfer und Handelsposten an der Küste gekommen. Zunächst dachten wir, es könne sich um einen kleinen Trupp von Durotriges handeln. Doch dann hörten wir einen detaillierteren Bericht. Anscheinend war diese Bande mit ein bisschen Raub und Gemetzel nicht zufrieden. Nichts und niemand wurde verschont. Kein Mann, keine Frau, nicht das kleinste Kind. Nicht einmal das Vieh. Jedes Haus, jede Hütte, wie jämmerlich auch immer, wurde in Brand gesteckt. Doch es kam noch schlimmer.« Verica hielt inne, um noch einen Schluck Wein zu trinken, und Vespasian bemerkte, dass die Hand, die den Becher hielt, zitterte. Verica leerte den Becher und machte Albinus sofort ein Zeichen, wieder nachzuschenken. Er nickte erst, als der Becher erneut randvoll war.
»Du erzählst es ihm besser selbst, Albinus. Schließlich warst du da. Du hast es gesehen.«
»Jawohl, Majestät.«
Vespasian wandte seine Aufmerksamkeit dem Zenturio zu, einem zernarbten, wettergegerbten Mann, der schon eine lange, erfolgreiche Laufbahn hinter sich hatte. Albinus war dünn, doch die Muskeln in seinen Unterarmen zeichneten sich deutlich ab. Er wirkte wie ein Mann, der nicht leicht zu schockieren war, und er berichtete im raschen, monotonen Tonfall eines abgehärteten Legionärs.
»Nachdem man in Calleva von den ersten Überfällen erfuhr, schickte der König mich und eine Zenturie zur Untersuchung der Angelegenheit los, Herr.«
»Nur eine einzige Zenturie?« Vespasian war entsetzt. »Mit so wenig Vorsicht wird man diesem Feind wohl kaum gerecht, Zenturio.«
»Nein, Herr«, antwortete Albinus mit einem leichten Nicken zu Verica hinüber, der gerade einen ordentlichen Schluck vom Falerner des Legaten trank. »Aber ich hielt es für das Beste, den Rest der Kohorte zurückzulassen, um das Interesse des Königs im Auge zu behalten.«
»Nun ja, richtig. Fahre fort.«
»Ja, Herr. Zwei Marschtage von Calleva entfernt stießen wir auf die Überreste eines Dorfes. Vor unserer Annäherung ließ ich es gründlich von Kundschaftern ausspähen. Es war, wie König Verica sagte: Es gab keinen einzigen Überlebenden, alles lag in Schutt und Asche. Doch fanden wir nur eine Hand voll Leichen, und zwar nur Männer, Herr.«
»Anscheinend
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