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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Augenbrauen. »Aber ein Mann von deiner Erfahrung kann ihre Ausbildungsbereitschaft doch gewiss wecken. Du hattest schon früher mit schwierigen Fällen zu tun.«
    »Mit schwierigen Fällen schon, Herr. Aber nicht mit schwierigen Völkern.«
    Vespasian nickte. Alle Kelten, denen er bisher begegnet war, teilten denselben überheblichen Glauben an die naturgegebene Überlegenheit ihrer Kultur und trugen eine tiefe Verachtung für alles zur Schau, was sie als die unmännliche Verweichlichung römischer und griechischer Zivilisation betrachteten. Diese Briten waren die schlimmsten von allen. Einfach unglaublich dumm, sagte sich Vespasian.
    »Tu, was du kannst, Zenturio. Wenn sie nicht bereit sind, von einem Überlegenen zu lernen, werden sie auch nie eine Bedrohung für uns darstellen.«
    »Ja, Herr.« Albinus senkte bedrückt den Blick.
    Von draußen war das Schmettern eines Trompetensignals zu hören. Einen Moment später ertönten Befehle. Der Zenturio warf dem Legaten einen Blick zu, doch Vespasian wollte sich auf keinen Fall als ein Mann zeigen, der sich von Nebensächlichem ablenken ließ. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und wandte sich erneut an den Zenturio.
    »Nun denn, Zenturio. Ich werde dem General einen Bericht senden, um ihn über die Lage und die Überfälle dieser Druiden in Kenntnis zu setzen. Du machst unterdessen mit der Ausbildung weiter und führst die Patrouillen fort. Vielleicht können wir das Gebiet nicht vor den Druiden sichern, aber wenigstens wissen sie, dass wir nach ihnen Ausschau halten. Die Kundschafter sollten diese Arbeit erleichtern. Hast du mir sonst noch etwas zu berichten?«
    »Nein, Herr.«
    »Abtreten.«
    Der Zenturio nahm seinen Helm, salutierte zackig und verließ das Zelt.
    Vespasian hörte immer mehr Rufe und Befehle, und das Geklirr von Waffen und Rüstungen ließ erkennen, dass eine größere Einheit sich in Bewegung setzte. Er verspürte den heftigen Impuls, aus dem Zelt zu eilen, um herauszufinden, was los war, doch es kam nicht in Frage, dass er sich wie ein aufgeregter junger Tribun an seinem ersten Armeetag benahm. Er zwang sich, eine Schriftrolle zur Hand zu nehmen, und überflog die letzten Mannstärkenberichte. Unmittelbar vor dem Zelt erklangen Schritte.
    »Ist der Legat da?«, rief jemand den Posten zu, die Vespasians Zelteingang bewachten. »Dann lasst mich durch.«
    Der Zelteingang teilte sich, und Obertribun Plinius schob sich heftig keuchend hindurch. Er schluckte aufgeregt. »Herr! Du musst das sehen.«
    Vespasian blickte von den Zahlenkolonnen auf der Schriftrolle auf. »Beruhige dich, Tribun. Das ist kein Verhalten für einen ranghohen Offizier.«
    »Herr?«
    »Man rennt nicht durchs Lager, wenn es sich nicht um einen wirklich schweren Notfall handelt.«
    »Jawohl, Herr.«
    »Und, befinden wir uns in großer Gefahr, Tribun?«
    »Nein, Herr.«
    »Dann bewahre einen kühlen Kopf, und gib dem Rest der Legion ein gutes Beispiel.«
    »Jawohl, Herr. Verzeih, Herr.«
    »Was hast du Dringendes zu berichten?«
    »Einige Männer nähern sich dem Lager, Herr.«
    »Wie viele?«
    »Zwei Männer, Herr. Und einige weitere, die am Waldrand zurückgeblieben sind.«
    »Zwei Männer? Und deswegen das ganze Theater?«
    »Einer von ihnen ist ein Römer …«
    Vespasian wartete einen Moment lang ab. »Und der andere? «
    »Ich weiß nicht, Herr. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.«

7

    Die Sechste Zenturie hatte die zweite Tageswache gezogen. Nachdem die Männer eilig ihren dampfenden Getreidebrei gegessen hatten, lösten sie die Zenturie ab, die auf den Wällen des befestigten Lagers patrouillierte. Der abgelöste Zenturio informierte Cato kurz von der Ankunft der Reiter aus Calleva. Die Vormittagssonne fiel strahlend auf die Befestigungen. Cato, der aus dem kühlen Schatten bei den Zeltreihen kam, blinzelte. Einen Moment lang musste er die Augen abschirmen.
    »Schöner Morgen, nicht wahr, Optio!«, begrüßte ihn ein Legionär. »Vielleicht wird es heute richtig warm.«
    Cato wandte sich dem Mann zu; ein großer, rundlicher junger Bursche mit fröhlichem Gesicht und schiefen Zähnen, die aussahen wie die Überreste der Steinkreise, die die Legion im vergangenen Sommer passiert hatte. Cato, der aufgrund seines nervösen Temperaments kaum Fett am Körper hatte, konnte sich nur mit Mühe warm halten und zitterte unter seinem eng gegürteten Wollumhang. Er nickte einfach nur zu den Worten des Legionärs, um den Jungen nicht merken zu lassen, dass ihm die Zähne

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