Cato 03 - Der Zorn des Adlers
seine Diener misshandelt und seinen Namen missachtet haben. «
»Ich verstehe. Und wo stehst du in dieser Frage, Majestät? «
»Ich glaube das, was mein Volk von mir erwartet. Also bringe ich Cruach neben den anderen Göttern so oft wie nötig Gebete dar. Etwas anderes ist es, wenn es um seine Priester geht, diese Druiden. Solange sie meine Dörfer überfallen und mein Volk niedermetzeln, kann ich sie als Extremisten darstellen. Verirrte Fanatiker, die dem schrecklichsten unserer Götter huldigen. Wenn man sie rücksichtslos unterdrückte, würden die Atrebates oder auch andere Stämme dieser bestimmten Loge wohl keine einzige Träne nachweinen. « Er blickte von Vespasian weg ins Herz des lodernden Feuers. »Ich hoffe, dass Rom das so schnell wie möglich erledigt. «
»Ich habe keine speziellen Anweisungen bezüglich der Druiden«, entgegnete Vespasian. »Aber der General hat deutlich gemacht, dass er dein Gebiet gesichert wissen will, bevor der Feldzug im Frühjahr beginnt. Wenn das bedeutet, dass wir uns mit den Druiden des Dunklen Mondes befassen müssen, decken sich unsere Interessen.«
»Gut.« Verica stand vorsichtig auf, und auch die Römer erhoben sich höflich von ihren Plätzen. »Jetzt bin ich müde und werde mit meinen Leuten nach Calleva zurückkehren. Ich nehme an, du willst noch mit dem Zenturio reden.«
»Ja, Majestät. Wenn es keine besonderen Umstände erfordert. «
»Nein. Dann sehe ich dich später, Albinus.«
»Ja, Majestät.« Mit einem Höchstmaß an förmlichem Respekt salutierte der Zenturio, als Vespasian seinen Gast aus dem Zelt führte. Vespasian kehrte zurück, blickte verstimmt in den Krug, der nun leer auf dem Tisch stand, und bedeutete dem Zenturio mit einer Geste, sich wieder zu setzen.
»Verica scheint Schwierigkeiten mit der Festigung seiner Herrschaft zu haben.«
»Das sehe ich auch so, Herr. Mit den Atrebates selbst hatten wir keine allzu großen Probleme. Sie wirken eher verdrossen als rebellisch. Die Catuvellauni waren ziemlich harte Herren. Durch den Herrschaftswechsel hat sich die Lage vielleicht nicht sonderlich verbessert, aber auch nicht verschlimmert.«
»Warte nur ab, bis sie den ersten römischen Grundstücksmaklern begegnen«, knurrte Vespasian.
»Nun ja, Herr.« Der Zenturio zuckte die Schultern; die Raubzüge der Zivilverwaltung im Gefolge der Legionen waren nicht seine Sorge. »Jedenfalls sind die Stadt Calleva und ihre unmittelbare Umgebung befriedet. Ich lasse ständig zwei Zenturien vor Ort Patrouille gehen. Eine dritte kontrolliert in einem weiteren Umkreis die Dörfer, die ans Gebiet der Durotriges grenzen.«
»Sind irgendwelche Patrouillen den Druiden begegnet?«
Der Zenturio schüttelte den Kopf. »Außer bei der Gelegenheit, als ich sie selbst beobachtete, hat es keinen Kontakt mehr gegeben, Herr. Wir haben nur die zerstörten Dörfer und die Leichen gefunden. Die Druiden sind natürlich beritten und damit an sich schon im Vorteil, da eine Verfolgung ausgeschlossen ist.«
»Dann überlasse ich dir die Hälfte meiner berittenen Kräfte, solange wir in der Nähe von Calleva stationiert sind. Den Rest der Reiterei brauche ich selbst als Kundschafter. «
Sechzig Kavalleriekundschafter der Armee würden die Überfälle der Druiden kaum verhindern können, doch es war besser als nichts, und Albinus nickte dankend.
»Wie läuft es mit der Ausbildung der Einheimischen?«
In der Miene des Zenturios flackerte hinter der Maske unerschütterlicher Professionalität einen Moment lang Verzweiflung auf.
»Ich möchte nicht behaupten, dass es hoffnungslos ist, Herr. Aber als hoffnungsvoll kann ich mich auch nicht bezeichnen. «
»Ach ja?«
»Zähe Kerle sind sie ja«, räumte Albinus widerwillig ein. »Zäher als mancher Legionär, der unter dem Adler dient. Doch sobald man versucht, mit ihnen ein geordnetes, diszipliniertes Vorgehen zu trainieren, bricht verdammt noch mal das reinste Chaos aus. Verzeih, dass ich frei von der Leber weg rede, Herr. Sie können einfach nicht zusammenarbeiten. Jeder kämpft für sich, und alle stürzen sich gleichzeitig auf den Feind. Das Einzige, wozu sie bereit sind, ist Waffentraining. Aber auch da benutzen sie die Schwerter, mit denen wir sie ausgerüstet haben, als wären es Hackmesser. Ich sage ihnen ständig, dass eine Spitze von sechs Zoll besser ist als eine noch so lange Schneide, aber ich dringe nicht durch. Sie sind einfach nicht auszubilden, Herr.«
»Sie sind nicht auszubilden?« Vespasian hob die
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