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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Ich vermute, dass er es darauf angelegt hat, hinter den Kulissen ein möglichst großes Chaos anzurichten. Genug, um die Lage aus dem Gleichgewicht zu bringen und einen Vorwand zu haben, seine prokuratorischen Vollmachten auszuüben. Nicht, dass er damit besonders viel Erfolg gehabt hätte. Wahrscheinlich dachte er, dass keltische Aristokraten nach den gleichen krummen Regeln spielen wie der römische Adel. Aber er hat die Rechnung ohne ihr Ehrgefühl gemacht.«
    »Ehrgefühl?« Macro hob die Augenbrauen. »Davon habe ich bei Tincommius wenig bemerkt.«
    »O doch, auf seine eigene Weise hatte er das durchaus. Natürlich wollte er Herrscher seines Stamms werden, aber er wollte vor allen Dingen auch Freiheit für sein Volk. Während seiner Zeit im Exil muss er die römischen Polittaktiken gründlich kennen gelernt haben.«
    »Eins muss man uns Römern lassen«, meinte Macro lächelnd. »Diese Barbaren können einiges von uns lernen.«
    »Das stimmt. Wahrhaftig … Nach Lage der Dinge sind die Atrebates jetzt am Ende. Plautius wird ihr Königreich annektieren und in eine Militärprovinz umwandeln.«
    Macro sah ihn an. »Meinst du?«
    »Was bleibt ihm anderes übrig? Vorausgesetzt, der General kann sich überhaupt von dieser Schlappe erholen. Der Verlust einer Legion wird den Feldzug erst einmal zum Stocken bringen. Und in Rom wird sich das gar nicht gut machen. «
    »Nein …«
    »Aber sehen wir die Sache einmal von der positiven Seite«, meinte Cato mit düsterem Lächeln. »Wenigstens muss Quintillus jetzt den Folgen seines Handelns ins Auge sehen. « Cato nickte zum feindlichen Heer hinüber.
    »Vermutlich.«
    Die feindliche Kolonne teilte sich in zwei Züge auf, mit denen Caratacus den Hügel in die Zange nahm. Die Streitwagen und die Kavallerie im Tal rückten vor und schlossen den Hügel auch von dieser Seite ein. Mit einem letzten Blick auf die Staubwolke der noch immer unbekannten Kolonne, die sich Calleva von Nordwesten näherte, sprang Macro vom Wagen hinunter.
    »Dann bis später.« Er nickte Cato zu.
    »Ja, Herr. Bis dann.«

40

    Als Macro zu seiner Zenturie zurückging, bliesen die Trompeter des Hauptquartiers das Signal zum Aufstellen. Überall auf der Hügelkuppe erhoben sich müde Männer und nahmen ihren Platz in dem dichten Verteidigungsring ein, mit dem Vespasian den Angriff der Briten aufzuhalten hoffte. Die Legionäre schlossen die Reihen und stützten ihre Speere und Schilde in einer lückenlosen, vier Reihen tiefen Formation auf den Boden. Die Zenturionen schritten die Reihen ab und überschütteten jeden Legionär, der sich auch nur die kleinste Nachlässigkeit hatte zuschulden kommen lassen, mit Beleidigungen und Drohungen. Ein nicht ordnungsgemäß zugeschnürter Helm oder Stiefel, ein schlampig umgelegter Schwert- oder Dolchgurt – alles lieferte den Zenturionen einen Vorwand, sich den Übeltäter vorzuknöpfen und ihm den Schreck seines Lebens einzujagen. Was durchaus seine Berechtigung hatte. Im Angesicht eines Feindes, der sich zum Angriff sammelte, half jede Ablenkung von der bevorstehenden Schlacht, die Legionäre zu stabilisieren.
    Der feindliche Angriff erfolgte kurz nach Mittag. Dicht gestaffelte Blöcke feindlicher Krieger umzingelten den Hügel und steigerten sich, um die bunten Schlangenbanner geschart, in immer größere Erregung hinein, während sie auf das Signal warteten, die verhassten Römer anzugreifen. Das ohrenbetäubende Kriegsgeschrei und der Ruf der langen Kriegshörner schallte den Hang herauf und drang den schweigend auf dem Hügel wartenden Legionären schmerzhaft in die Ohren. Dann strömten die Briten ohne ein erkennbares Kommando in schnellem Schritt, der sich am Fuß des Hügels zum Trab beschleunigte, Welle um Welle vorwärts. Vespasian schätzte den Abstand zwischen seinen Männern und dem Feind sorgfältig ein, um den richtigen Moment für den ersten Befehl abzupassen. Zur Kuppe hin wurde der Hügel steiler und die Briten drängten sich, dadurch verlangsamt, dichter zusammen. Als sie nur noch hundert Schritte entfernt waren und einige der Legionäre sich schon nervös nach ihrem Legaten umsahen, legte Vespasian die Hände trichterförmig an den Mund und holte tief Luft.
    »Schilde hoch!«, brüllte der Legat, und jeder Mann schwang sein Schild vor den Körper; die dekorativ bemalten Schildflächen leuchteten, und die Metallbeschläge und bronzenen Schildbuckel schimmerten im Sonnenlicht. Einen Moment lang herrschte noch etwas Unruhe, während die Nachbarn

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