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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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als einem Kommandanten, der nicht die kleinste Aufmüpfigkeit unter seinen Männern duldete, sogar förderlich. Er würde es diesem Hurensohn Maximius schon zeigen …
    Plötzlich begriff Cato, weshalb er so streng mit seinen Männern war. Er ließ seine Wut an ihnen aus, und bei diesem Gedanken überrollte ihn eine Woge aus Schuldgefühlen und Selbstverachtung. Wo war der Unterschied zwischen Maximius, der Cato drangsalierte und Cato selbst, der seinen Frust an seiner Centurie ausließ? Maximius – so ungern Cato das auch zugab – hatte recht. Er war eingeschnappt, und achtzig gute Männer hatten nun dafür zu büßen. Wenn er sich nicht bald eine dickere Haut zulegte, würde er seinen Männern mehr und mehr zur Last fallen. Männern, die ihm bedingungslos vertrauen mussten, wenn sie Caratacus und seine wilde Barbarenhorde bezwingen wollten.
    Kurz nach der Mittagsstunde beschrieb der Pfad eine Biegung auf einen kleinen Hügel zu. Auf seinem Gipfel war die dunkle Erde eines kürzlich errichteten Schutzwalls zu erkennen. Eine Palisade aus Holzpfählen verlief über dem Erdwall, und stabile Holztürme standen über den beiden Toren und in jeder Ecke des Lagers. Mehr war in der flirrenden Hitze nicht zu erkennen. Dahinter blitzte das für die schwitzenden Legionäre einladend kühle Wasser der Tamesis in der Entfernung auf. Dies war der friedlichste und beschaulichste Anblick, der Cato seit Monaten zuteilwurde, doch der Fluss rief ihm auch die bevorstehende Schlacht schmerzlich in Erinnerung. Schon bald würde sich das ruhige Wasser vom Blut rot färben, und die Leichen der Erschlagenen würden verstreut unter der unbarmherzigen Sonne liegen.
    Während sich die Kohorte dem Lager näherte, war kein Lebenszeichen hinter den Wällen zu erkennen. Hatten sich die Wachen etwa in den Schatten zurückgezogen, um ein Mittagsschläfchen zu halten? Über dem Lager kreisten kleine schwarze Punkte. Vögel auf der Suche nach Aas, vermutete Cato. Bis auf einige Schwalben, die durch den klaren Himmel schossen, waren sie die einzigen Vögel weit und breit. Als die Kohorte sich dem Lager auf Pfeilschussweite genähert hatte, rührte sich dort immer noch nichts. Centurio Maximius ließ seine Männer anhalten und befahl den Spähern, aufzusatteln und nach dem Rechten zu sehen. Mit sanften Hufschlägen trabten die Pferde die Anhöhe in Richtung Torhaus hinauf.
    »Offiziere zu mir!«
    Cato rannte los. Sein Harnisch klirrte laut, als er an den stillen Centurien vorbeieilte. Keuchend erreichte er die anderen Offiziere und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Da ist was faul«, murmelte Felix.
    Maximius drehte sich langsam zu ihm um. »Ja? Glaubst du wirklich?«
    Felix wirkte überrascht. »Nun, also … ja, Herr. Es sei denn, dort sind die unfähigsten Wachen aller Zeiten postiert. Dann wäre wohl eine tüchtige Abreibung fällig.«
    Maximius nickte. »Vielen Dank für diese scharfsinnige Einschätzung der Situation. Sehr aufschlussreich … du Idiot! Natürlich ist hier etwas faul.«
    Felix wollte eine Antwort stammeln, besann sich aber eines Besseren und starrte auf seine Stiefel, mit denen er über den lockeren Boden scharrte. Die anderen Centurionen richteten den Blick auf das Lager und beobachteten schweigend, wie die Späher auf das Lager zuritten. Einer der Torflügel glitt langsam auf.
    »Herr!«
    »Ich bin nicht blind, Antonius.«
    Ein dunkler Schemen schoss aus den Schatten unter dem Torhaus ins Sonnenlicht. Es war ein großer Hund, einer der Jagdhunde, die die Bataver auf jedem Feldzug begleiteten. Er warf einen kurzen Blick auf die Reiter, dann drehte er um und rannte in entgegengesetzter Richtung den Hügel hinunter. Die Offiziere beobachteten, wie sich sein schlanker Rücken beim Laufen hob und senkte, dann war er hinter dem Hügel verschwunden.
    »Herr! Was ist das?« Cato hob den Arm und deutete auf das Torhaus.
    Das Tor war so weit aufgeschwungen, dass das Sonnenlicht darauffiel. Irgendetwas hing an der Innenseite des Torflügels.
    »O Scheiße«, flüsterte Centurio Felix.
    Sonst herrschte Schweigen. Alle konnten es deutlich sehen, und es verschlug ihnen die Sprache. Am Tor hing die Leiche eines Mannes. Seine Handflächen waren mit Nägeln an die Holzbohlen geheftet. Man hatte ihn nackt ausgezogen und ausgeweidet. Seine Gedärme hingen in graurot glänzenden Schlingen an den Beinen herab.

KAPITEL 8
    C enturio Maximius wirbelte herum. »Kohorte! Formiert euch! Eng zusammen!«
    Die Männer nahmen Formation ein und

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