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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Prolog
    Die Stadt Chiang Säen in Nordthailand liegt am Mekong, nahe der Spitze des Goldenen Dreiecks, wo Laos, Birma und Thailand aneinandergrenzen. Palmen spenden der Hauptstraße Schatten, ebenso eine lange Reihe von Strohdächern, unter denen sich gutgehende Geschäfte angesiedelt haben und wo der öffentliche Handel blüht. Es gibt Fremdenheime und Gästehäuser, in denen privatere Geschäfte abgewickelt werden, und ein Restaurant, wo man während des Essens über den trägen, breiten Mekong auf die niedrigen Bäume und den gelben Sand auf der gegenüberliegenden, laotischen Seite blicken und die hin und wieder stromauf oder stromab tuckernden langschwänzigen Boote beobachten kann. Touristen, die sich für die Geschichte der Gegend interessieren, steht auch der Besuch von zwei Tempeln frei: des Wat Pa Saks und des Wat Prathat Ghom Kittos; letzterer wurde im zehnten Jahrhundert erbaut, als Chiang Säen die Hauptstadt eines reichen Fürstentums war.
    In einem strohgedeckten Gästehaus durchwühlte ein Mann eines Nachmittags im Oktober die Akten eines amerikanischen Farangs, der auf einer niedrigen Couch lag. Daß der Bewohner den Eindringling wahrnahm, war unwahrscheinlich: Seine offenen Augen waren blicklos, die Pupillen erweitert, und sein Gesichtsausdruck verriet, daß er in einer inneren Welt der Unwirklichkeit, der Täuschung, gefangen war. Als der Eindringling die gesuchten Papiere in den Akten fand und las, seufzte er und warf einen Blick auf den Mann auf der Couch. Sorgfältig legte er die Papiere zurück. Nur eines interessierte ihn wirklich. Es enthielt eine Adresse, die er sich mit Bleistift auf einen zerknitterten Zettel notierte. Die Buchstaben malte er mit großer Sorgfalt.
    Er huschte durch das Zimmer und nahm, ehe er das Haus verließ, einen Kugelschreiber, einen Briefumschlag, ein paar Briefmarken und ein Blatt Schreibpapier an sich. Dann schloß er leise die Tür. Am Fluß setzte er sich unter einen Baum und übertrug die Adresse auf den länglichen weißen Umschlag. Sie lautete:
    Mr. James T. Carstairs
P. O. Box 4023
Baltimore, Maryland, USA
Nachdenklich kaute er an dem Kugelschreiber, dann schrieb
    er seine Nachricht auf den Briefbogen. Als er damit fertig war es handelte sich um eine lange Nachricht -, holte er ein Stempelkissen hervor, rieb seinen Daumen darüber und drückte seinen Fingerabdruck auf die Botschaft, die er in Blockbuchstaben mit RUAMSAK unterzeichnete.
    Nachdem der Umschlag frankiert und zugeklebt war, hielt er ihn einen Augenblick in der Hand, als schätze er sein Gewicht ab, doch tatsächlich dachte er an den mühsamen Weg, den er einschlagen mußte: Einen Brief in die Vereinigten Staaten in Chiang Säen aufzugeben war gefährlich, es würde Neugier erregen. Das bedeutete, daß er nach Mae Sai oder gar bis nach Chiang Rai fahren müßte, um ihn abzuschicken. Er seufzte bei dem Gedanken, wie beschwerlich und zeitraubend all das für einen vielbeschäftigten Mann wie ihn sein würde, doch dann zuckte er die Schultern: Er hatte herausgefunden, daß gutes Geld für bestimmte Informationen bezahlt wurde, und er hatte sich gefragt, warum weiterhin andere das Geld für das bekommen sollten, was er wußte. Er hatte vor, darauf zu bestehen, daß man ihn in Gold bezahlte, und um die phi -Geister zu besänftigen, würde er den Mönchen ein bißchen Geld geben und ein Blumengewinde für seinen Hausaltar, phraphuum, besorgen. So war es beschlossen, so sollte es nun auch geschehen. Er steckte den Brief in seinen Gürtel, stand auf und machte sich auf den Weg nach Mae Sai, um dort das Schreiben ins ferne Baltimore zu senden. Das Datum des Poststempels würde der 17. Oktober sein, und er dachte, daß die Amerikaner sehr erfreut wären über seine Informationen und er gewiß eine Antwort bekäme.

1
    Wie flüssige Butter ergoß sich der Sonnenschein über den Eichenboden; auf dem Dach schmolz Eis und tropfte mit rhythmischem, melodischem Klang auf die Terrasse. Es war Januar, und Mrs. Pollifax blickte mit einer Liste in der Hand zweifelnd auf die zwei Koffer vor der Eingangstür. »Bist du ganz sicher, daß wir nichts vergessen haben?«
    »Emily, du bist diese Liste heute bereits viermal durchgegangen«, sagte Cyrus Reed trocken. »Bei meinem streng logischen Verstand und deiner kreativen Phantasie, wie hätten wir da irgend etwas übersehen können?«
    »In diesem Fall ist es die Phantasie, die mir zu schaffen macht«, gestand sie. »Ich weiß, daß ic h deinen kostbaren Notproviant

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