Cato 05 - Beute des Adlers
Lageraufseher. »Wenn ich bitten dürfte?«
Tullius schluckte nervös. »Ja, natürlich.«
Tullius ging auf die Eskorte zu und fingerte dabei an den Lederbändern seines Helms herum, nahm ihn ab und klemmte ihn sich unter den Arm. Dann wurde er regelrecht abgeführt. Sobald sie außer Hörweite waren, trat Centurio Antonius an seinen Kohortenkommandanten heran.
»Was ist geschehen, Herr?«
Maximius starrte ihn mit ausdrucksloser, unergründlicher Miene an. »Was mit mir geschieht, geht … euch nichts an. Verstanden?«
Antonius sah zu Boden. »Entschuldige, Herr. Ich bin nur … ich bin nur besorgt. So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt.«
Maximius ’ Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. »Ich auch nicht. Beantworte einfach die Fragen des Legaten so offen und ehrlich wie möglich. Vergiss nicht – du bist ein Centurio in der verflucht noch mal besten Legion des Imperiums. Ein Centurio hat nur vor Barbaren, Weinmangel und vor infolge von Eifersucht wahnsinnigen Frauen mit Küchenmessern Angst. Aber Fragen … «, er schüttelte den Kopf, »… Fragen werden dir nicht wehtun.«
Antonius und die anderen lächelten. Selbst Cato, der als Kind lange genug im Kaiserpalast gelebt hatte, um zu wissen, dass eine falsche Antwort einen Mann genauso schnell töten konnte wie der stärkste Barbarenkrieger.
Den ganzen Morgen und bis weit in den Nachmittag hinein warteten die Centurionen bei der schwelenden Feuerstelle, auf der der Sklave das Frühstück zubereitet hatte. Sofort nach der Befragung hatte Macro den Wetzstein aus seinem Lederbeutel geholt und sich darangemacht, sein Schwert zu schärfen. Er sprach mit niemandem ein Wort – selbst mit Cato nicht – , vermied es, den anderen Centurionen in die Augen zu sehen, und konzentrierte sich darauf, die blitzende Klinge mit dem Stein zu bearbeiten.
Während Antonius verhört wurde, vertrieben sich Tullius und Felix die Zeit mit einem Würfelspiel. Das Glück, das Felix hold war, widersprach allen Gesetzen der Wahrscheinlichkeit, und die Tatsache, dass es auch noch seine Würfel waren, erregte den Argwohn des normalerweise vertrauensseligen Tullius. Cato sah ihnen eine Zeit lang amüsiert zu. Er hielt sich von Glücksspielen fern. Eine Beschäftigung für schwache Geister, wie er fand. Während seiner Kindheit in Rom hatte er manchmal winzige Summen auf die Rennen im Circus Maximus gesetzt, und das auch nur nach eingehender Beobachtung der teilnehmenden Pferde.
Maximius stand ein Stück weit von seinen Offizieren entfernt und hatte ihnen den Rücken zugekehrt. Er starrte auf die Furt und die auf der Anhöhe dahinter verstreuten Leichen. Trotz der Grobheit, mit der ihn der Kohortenkommandant in der kurzen Zeit, in der sie zusammen gedient hatten, begegnet war, tat Cato der Mann leid. Ein in Ungnade gefallener Soldat, besonders ein allseits respektierter, derart verdienter Centurio, war ein trauriger Anblick. Wenn die Befragung Maximius ’ Laufbahn tatsächlich ein Ende gesetzt hat, war er nun viel zu alt für einen Neuanfang. In wenigen Jahren würde er sich mit seiner kärglichen Legionärspension in einer Veteranenkolonie zu Ruhe setzen, wo er sich dem Suff ergeben und in Erinnerungen schwelgen konnte. Die Abfindung eines Centurio dagegen hätte es ihm ermöglicht, bei der Armee zu bleiben und sogar zum Verwaltungsbeamten aufzusteigen. Darauf durfte sich Maximius nun keine Hoffnungen mehr machen.
Cato blickte ebenfalls zum einladenden Wasser des Flusses hinunter. Sobald Antonius ’ Befragung beendet war, kam Felix an die Reihe. Cato hatte also noch genug Zeit, um sich in die Fluten zu stürzen. Er zog sich bis auf die Tunika aus und ging zu Macro hinüber.
»Ich gehe schwimmen. Kommst du mit?«
Macro hielt in seiner Arbeit inne und sah belustigt zu Cato auf. »Du und schwimmen?«
»Na ja, ich bin schon besser geworden.«
»Besser? Du bist kein völlig hoffnungsloser Fall mehr, meinst du wohl.«
Cato sah ihn finster an. »Kommst du jetzt mit oder nicht?«
Macro steckte sorgfältig das Schwert in die Scheide. »Ja, warum nicht. Irgendwer muss ja aufpassen, dass du bei deinen Schwimmübungen nicht zu tief in die … Materie eintauchst.«
»Sehr witzig.«
»Bleibt nicht zu lange«, rief ihnen Maximius hinterher, als sie sich auf den Weg zu dem dem Fluss am nächsten gelegenen Lagerausgang machten.
Cato nickte. Macro sah ihn an und hob dann müde die Augenbrauen. »Manchmal wünsche ich mir, wir wären noch in Calleva. Das war ein schönes,
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