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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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Theo Sommer
Die Hamburg-Connection
    Das Pressehaus in Hamburg ist von außen ein repräsentativer Bau. Innen gibt es sich hanseatisch bescheiden. In metallenen Lettern ziert der Kopf der »Zeit« die beige Natursteinwand – mit dem Schlüssel aus dem Bremer Stadtwappen im Schriftzug. Der einzige Schmuck im menschenleeren Foyer. Man sagt: Hamburg ist das Tor zu Welt, Bremen aber hat den Schlüssel. Als ich mit dem Aufzug im Empfangsraum ankomme, eine Überraschung: Mutterseelenallein sitzt da Peer Steinbrück, der SPD-Kanzlerkandidat, und telefoniert. Er wartet »auf Helmut«, sagt er.
    Eigentlich bin ich mit Theo Sommer verabredet, der hier jahrzehntelang als Chefredakteur residierte, dann Herausgeber war und jetzt den ominösen Titel »Editor-at-Large« trägt. Theo Sommer, inzwischen 82, schreibt noch immer gern über Weltpolitik. Sein letztes Buch heißt provozierend: »Diese NATO hat ausgedient«. Und er ist wieder einmal auf dem Sprung – nach Asien. Kurz vor der Abreise nimmt er sich aber Zeit für ein eher unwichtiges Thema: die Schwaben. Er ist in Schwäbisch Gmünd groß geworden, hat also schwäbische Wurzeln. Bei der »Rems-Zeitung« hat er seine journalistische Karriere begonnen – ein »schwäbischer Hanseat«. Schnell stellt sich heraus: Das Thema treibt ihn noch um.
    Jeden Tag um 17 Uhr pflegt er ein liebgewonnenes Ritual – er genehmigt sich einen schottischen Whiskey. Sichtbares Zeichen, dass er sich im Lauf der Jahrzehnte geschmacklich von seiner einstigen Heimat entfernt hat?
    Hamburg zeigt sich an diesem Tag von seiner stürmischen Seite – Schmuddelwetter, Bäume stürzen um, Züge fallen aus. Hier beginnt meine Reise zu eigenwilligen Deutschen. Auf der Suche nach der schwäbischen Seele.
    HERR SOMMER, was macht denn Peer Steinbrück hier?
    Die Bucerius Law School hat vorhin in der Handelskammer den Start in das neue akademische Jahr gefeiert. Da war er Festredner. Ein brillanter Vortrag! Muss ich sagen! »Europa braucht Überzeugung.«
    Steinbrück hat hier einen Vortrag gehalten?
    Na ja. Er ist Kuratoriumsmitglied der »Zeit«-Stiftung. Sein Auftritt ist schon vor Monaten vereinbart worden.
    Hat aber jetzt eine gewisse Brisanz!
    Ich kenne ihn schon länger und ich mag ihn. Jetzt wollte er nur bei Helmut Schmidt vorbeischauen. Die halten, glaube ich, engen Kontakt. Wobei Steinbrück sein eigener Mann ist. Aber Helmut Schmidt in der Hinterhand zu wissen, ist natürlich kein Fehler. (
Zu seiner Sekretärin, die gerade zur Tür hereinkommt):
Ist es schon fünf?
    Seine Sekretärin: Noch nicht ganz. 16.30 Uhr.
    Theo Sommer: Ach, machen wir doch eine Ausnahme! Wenn Herr Kienzle schon mal zu Besuch ist!
    Seine Sekretärin: Gern.
(Die Sekretärin holt eine Flasche Johnnie Walker und Gläser.)
    Die Sekretärin: Möchten Sie?
    Ulrich Kienzle: A Schlückle.
    Die Sekretärin: A Schlückle?
(Sie lacht und schenkt ein.)
    Ulrich Kienzle: Die schwäbische Gurgel ist ja eher den Trollinger gewohnt.
    Aus dem Henkelglas.
    Dann trinken wir auf Ihr Wohl, Herr Sommer!
    Warten Sie – ich nehme ihn immer etwas blondiert.
(Theo Sommer verdünnt seinen Whiskey mit etwas Wasser.)
    Das ist ja eigentlich ein Verbrechen, oder?
    Nicht bei diesem »Dienstgetränk«.
(Beide lachen. Sie stoßen an.)
    Müssen Sie sparen, seit die »Zeit« eine schwäbische Zeitung ist?
    Wieso das jetzt?
    Ihr Verleger Holtzbrinck ist doch ein Schwabe?
    Der aus Westfalen stammt!
(Er lacht.)
    Er ist in Stuttgart geboren!
    Ja. Das ist schon richtig, und da muss ich auch als »Zeit«-Mann sagen, dass wir sehr glücklich sein dürfen, diesen schwäbischen Verleger gefunden zu haben. Er mischt sich nicht ein. Aber er würde sich sicher einmischen, wenn das zu Bewahrende gefährdet würde – durch ungenügende Bilanzen.
(Beide lachen.)
    Entspricht der »Dienstwhiskey« hanseatischer oder schwäbischer Sparsamkeit?
    Das ist hanseatische Sparsamkeit. Zu Hause trinke ich natürlich etwas Besseres.
(Er lacht.)
    Unterscheidet sich hanseatische Sparsamkeit von der schwäbischen?
    Der Pietismus steckt hier nicht dahinter. Eher kaufmännisches Denken.
    Da wird man nicht so gequält …
    Na ja, die Pfeffersäcke hier … Aber komischerweise: Die Veranstaltung gerade fand in der Handelskammer statt. Da gibt’s ein Restaurant, das heißt »Pfeffersack«.
    Gesunde Selbstironie?
    Genau das.
    Das soll es ja sogar im Schwäbischen geben. Sie sind ja in Schwäbisch Gmünd aufgewachsen.
    Ja.
    Sind Sie ein Hanseat oder sind Sie noch Schwabe?
    Mein Vater war

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