Cato 08 - Centurio
möchte nicht, dass irgendwelche von unseren Jungs versehentlich die eigenen Leute angreifen.«
»Jawohl, Herr.« Cato nickte. »Richtig. Ich gehe jetzt besser zu meinen Männern zurück.«
Sobald er zu seiner Kohorte zurückgekehrt war, erteilte Cato die entsprechenden Befehle, und nachdem die Centurien sich in vier Mann tiefen Reihen aufgestellt hatten, zogen sie sich langsam zusammen und schlossen einen engen Wall von Schilden um die Wagen und die Verwundeten, deren Zahl im Verlauf der Nacht allmählich anwuchs. Macro teilte an eine Abteilung einer jeden seiner Centurien Steinschleudern aus, und die Legionäre schwangen die Lederschleudern und versandten die Geschosse im flachen Bogen über die Köpfe ihrer Kameraden hinweg in die ungefähre Richtung des Gegners, ohne ihn zu sehen. Im Dunkeln ließ sich unmöglich sagen, wo die Bleigeschosse einschlugen oder ob überhaupt Gegner getroffen wurden, aber Cato hoffte, dass der Beschuss die Reiter wenigstens in einem gewissen Abstand halten und ihnen das Zielen erschweren würde. Der Pfeilhagel ließ nach, als der Feind beschloss, die Reste seiner Munition aufzusparen, und beide Seiten wechselten nur noch gelegentlich Schüsse, während die Nacht langsam dem Morgengrauen wich.
Als der bleiche Schein am östlichen Horizont heller wurde, spähte Cato mit seinen scharfen Augen über den Rand seines Schildes in die Wüste hinaus. Die berittenen
Bogenschützen waren jetzt gut zu sehen, und als das Licht zunahm, konnte er in den auseinandergezogenen Reihen der Reiter, die die beiden Kohorten umschlossen, immer mehr Einzelheiten ausmachen. Jetzt konnte Cato sehen, dass Kleidung und Ausrüstung sich geringfügig von der Ausstattung der Parther unterschieden, gegen die er im Vorjahr gekämpft hatte. Dann handelte es sich also um Truppen Palmyras.
Catos Magen zog sich vor Nervosität zusammen, als ihm einfiel, dass diese Männer ja auch eine loyale Truppe des Königs sein konnten, die der Herrscher losgeschickt hatte, um Hilfe von den Römern zu holen. Catos Gedanken überschlugen sich. In diesem Fall wäre es in der Verwirrung des nächtlichen Zusammenstoßes zu einem tragischen Irrtum gekommen. Der Mann, den er verwundet hatte, wäre dann nur einer von vielen, die unnötig verletzt oder getötet worden wären. Der erschreckende Gedanke verschwand fast so schnell, wie er gekommen war. Es war kaum möglich, die römischen Fußsoldaten mit irgendeiner anderen Truppe zu verwechseln, und die Reiter hatten keinen Versuch gemacht, ihren Angriff abzubrechen. Sie waren eindeutig Feinde: Gefolgsleute des Verräters Artaxes und seiner parthischen Verbündeten.
Als sich das blasse Morgenlicht über die Wüste ergoss, verschossen die Reiter wieder mehr Pfeile, und zwar steil nach oben, so dass die Schäfte anmutig emporstiegen, einen Moment lang in der Luft verharrten und dann fast senkrecht auf die Römer herabfielen. Zwar waren die Hilfssoldaten und Legionäre durch ihre Schilde gut gedeckt, doch die Maultiergespanne der Wagen waren ungeschützt, und Cato musste mit ansehen, wie die Tiere eines
nach dem anderen niedergestreckt wurden. Sie schrien entsetzlich, wenn die Pfeilspitzen durch ihre Haut drangen und sich tief in ihr Fleisch bohrten. Doch auch der Feind hatte Rückschläge zu verzeichnen. Cato sah, wie einer der Reiter plötzlich im Sattel zurückgeworfen wurde und seinen Bogen verlor. Ein Bleigeschoss hatte ihn am Kopf getroffen und auf der Stelle getötet. Er stürzte, eine Staubwolke aufwirbelnd, zu Boden, und die Römer stießen ein freudiges Geschrei aus.
»Guter Schuss!«, brüllte Macro vom anderen Ende des Karrees. »Einen Denar für diesen Mann und jeden weiteren, den ihr niederstreckt!«
Die ausgesetzte Belohnung hatte ihre Wirkung. Die Schleudergeschosse flogen nun noch schneller, und die Reiter zogen sich sofort in einen weit größeren Abstand zurück, von wo aus ihr Beschuss nicht mehr so treffsicher war. Cato bemerkte, dass der Pfeilhagel nachließ, bis zwischen jeder Handvoll Geschosse eine deutliche Pause lag. Als schließlich die Sonne über den Horizont stieg und lange Schatten über die Wüste warf, stellten die feindlichen Bogenschützen ihren Beschuss gänzlich ein und zogen sich noch weiter zurück. Sie stiegen ab, gönnten ihren Pferden eine Rast und nahmen eine schnelle Mahlzeit aus ihren Satteltaschen zu sich.
»Anscheinend haben wir eine Art Pattsituation«, brummte Parmenion. »Sie können unsere Formation nicht aufbrechen, und wir kommen nicht
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