Cato 08 - Centurio
das wäre ihm nur mit einem unangemessenen Maß an Gewalt möglich gewesen, die er vor den Augen des Krankenwärters vermeiden wollte. Behutsam zwang er die Finger auf und staunte dabei über die Kraft, mit der der Verwundete zugriff.
Plötzlich ertönte ein Schwirren, und mit einem heftigen Aufschlag landete etwas neben Cato im Sand. Er blickte sich um und sah einen Pfeilschaft, der keine Schwertlänge von seinem Stiefel entfernt aus dem Boden ragte.
Der Krankenwärter zuckte ängstlich zurück, und Cato begriff sofort die Gefahr, in der sie alle schwebten. Jetzt war keine Zeit mehr für Primus. Cato riss seine Hand frei und stand auf.
»Achtung, Pfeile! Geht in Deckung!«
Die Luft war plötzlich von einem Geräusch erfüllt, als raschelten Blätter im Wind, und die Männer beeilten sich, unter ihren Schilden in Deckung zu gehen. Cato riss seinen Schild hoch, hob ihn rasch über den Kopf und wiederholte seinen Befehl. Um ihn herum wuchsen die dünnen, dunklen Schäfte aus dem Boden empor wie Weizenhalme, und einige schlugen splitternd und krachend in die Schilde ein. Ein Aufschrei verriet, dass ein Hilfssoldat zu spät reagiert hatte. Cato blickte sich um und sah, dass die Verwundeten und die Krankenwärter dem Geschosshagel hilflos ausgeliefert waren. Unter seinen Blicken
wurden zwei der Verwundeten getroffen. Einem drang die Pfeilspitze durch die Stirn ins Gehirn ein, worauf sein Stöhnen sofort verstummte. Cato winkte die nächststehenden Männer herbei.
»Ihr da. Deckt unsere Verwundeten! Bewegt euch.«
Die Männer krochen widerstrebend zu der Reihe der Verwundeten und Toten und bedeckten jeweils sich selbst und einen verletzten Kameraden so gut es ging mit ihren Schilden. Als Cato sah, dass die Krankenwärter und ihre Schutzbefohlenen beschirmt wurden, kehrte er zum Rest seiner Männer zurück. Diese waren schon formiert gewesen und hatten rasch auf seinen Befehl reagiert, sich hingekniet und Schutz hinter ihren Schilden gesucht.
»Centurio Parmenion!«
»Ja, Herr«, antwortete die Stimme des Adjutanten aus der Nähe.
»Zu mir.«
Eine dunkle Gestalt eilte über den Sand auf ihn zu.
»Parmenion. Du übernimmst hier. Ich suche Macro. Zieh die Männer zusammen. Um das Ziel kleiner zu machen…«
»Jawohl, Herr.«
Cato schlich sich gebückt an der Reihe seiner Männer entlang, bis er auf Macros Legionäre stieß, hinter denen er sich bis zur Standarte weiterschob. Aus den anfänglichen Pfeilsalven war ein steter Hagel geworden, da die berittenen Schützen die Pfeile in unterschiedlichem Tempo einlegten und abschossen. Über die Schilde und Helme der Legionäre hinweg erkannte Cato die feindlichen Gestalten, die um das römische Karree herumritten und ihre Pfeile abschossen. Cato kam der Gedanke, dass sie ebenso
gut einfach stehen bleiben oder sogar absteigen könnten, um auf die beiden Kohorten zu zielen. Sie kämpften wohl auf die einzige Weise, die sie kannten. Aber solange sie außer Speerwurfweite blieben, waren sie durchaus sicher. Sobald sie das merkten, würden die Römer in Schwierigkeiten stecken, und wenn in ein paar Stunden der Tag anbrach, würden sie erst recht ein leichtes Ziel abgeben.
Cato salutierte, als er bei Macro ankam, der neben der Standarte kauerte.
»Hier ist die Hölle los!« Macro lächelte trübselig. »Anscheinend sitzen jetzt die anderen am längeren Hebel.«
»Ja, Herr. Wir müssen etwas unternehmen, bevor sie merken, wie groß ihr Vorteil über uns eigentlich ist.«
»Etwas unternehmen?« Macro schob die Lippen vor. »Nun gut. Wir verdoppeln die Reihen.«
»Jawohl, Herr. Das wäre am besten«, stimmte Cato zu und nickte zu den Wagen hinüber. »Und wir könnten sie mit unseren Steinschleudern entmutigen.«
»Ja. Ja, gute Idee. Ich gebe ein paar von meinen Jungs den Befehl.«
»Was meinst du, wie lange werden sie uns noch mit Pfeilen beharken?«, fragte Cato, als eines der Geschosse mit einem kräftigen Aufprall von seinem Schild abglitt.
»Bis ihnen die Munition ausgeht, denke ich.«
»Äußerst hilfreich.«
»Wer eine dumme Frage stellt …« Macro schüttelte spöttisch den Kopf. »Wie auch immer, du weißt, was ich meine. Die Bogenschützen versuchen, uns weichzukochen. So lange wir in Formation bleiben, werden wir es überstehen. Andernfalls reiten sie uns nieder und hauen uns in Stücke.«
»Soll ich unserer Kavallerie das Signal zum Eingreifen geben, Herr?«
»Noch nicht. Erst wenn es hell genug ist, dass wir die Seiten auseinanderhalten können. Ich
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