Cato 10 - Die Legion
zu nehmen, um sich über die Stirn zu wischen.
Als er sich umblickte, sah er, dass einige der Offiziere bereits Mühe hatten, Schritt zu halten. Der, der ihm am nächsten ging, ein Centurio der Ersten Kohorte, schnaufte heftig unter seiner Ausrüstung. Einer von Macros Ausbildern, ein Optio, schloss zu ihm auf. »Los, Herr. Gib dir mal Mühe, verdammt! Ich habe alte Männer besser marschieren sehen.«
Der Centurio kniff die Lippen zusammen und quälte sich weiter. Cato drehte sich um. Er hatte ein etwas schlechtes Gewissen wegen seines Plans, Männer wie diesen Centurio zu brechen. Wenn dieser Mann den Tag jedoch durchstand, war mehr an ihm dran, als man auf den ersten Blick sah. Allerdings, dachte Cato sarkastisch, würde das angesichts seines Körperumfangs eine gewisse Herausforderung darstellen. Macro marschierte ohne das geringste Anzeichen von Ermüdung auf der Straße voraus.
Die Hitze der höher steigenden Sonne vertrieb den Nebeldunst von den Ufern des Nil, und die Marschierenden waren nun ihren direkten Strahlen ausgesetzt. Die Temperatur stieg rasch an und verstärkte noch die unangenehme Wirkung des von Tausenden genagelten Armeestiefeln aufgewirbelten Staubes. Hin und wieder führte die Straße durch kleine Dörfer, und dann wuselten Gruppen von Kindern an der Kolonne vorbei und bettelten mit ihren hohen Stimmen um Geld. Wenn sie zu einem Soldaten kamen, der sie beschimpfte oder mit dem Stiefel nach ihnen trat, huschten sie schnell weiter. Cato sah einfach über sie hinweg und konzentrierte sich darauf, Macro zu folgen und einen Schritt vor den anderen zu setzen. Als die Sonne noch höher stieg, versengte sie die Landschaft mit ihrer überwältigenden Hitze. Cato spürte, wie der Schweiß auf seinem Rücken seine Tunika durchtränkte, bis sie auf seiner Haut klebte. Gelegentlich tropfte ein kaltes Rinnsal von seinen Achseln herunter, floss über seine Rippen und verlief sich in den Falten seiner Tunika. Sein Mund war trocken, und er konnte kaum dem Impuls widerstehen, Macro zuzurufen, er solle den Männern eine kurze Rast gönnen, um etwas Wasser zu trinken.
Nach der zweiten Stunde hörte man ein Aufstöhnen und ein Geklapper. Cato schaute zurück und sah, dass einer der Offiziere auf der Straße zusammengebrochen war. Ein Kamerad blieb stehen und beugte sich über ihn, um seinem Freund zu helfen. Doch ein Optio stürzte sich auf ihn und schlug seinen Stab gegen den Schild des Offiziers.
»Was tust du da, verdammt nochmal? Nicht stehen bleiben, Herr! Weitermarschieren!«
»Du kannst ihn doch nicht dort liegen lassen«, protestierte der Centurio.
»Weiter!«, schnauzte der Optio ihn an und hob seinen Stab.
Der Centurio richtete sich hastig auf und ging weiter. Der Optio blieb bei dem gestürzten Offizier zurück und forderte die Legionäre auf, ihn zu umgehen. »Weitergehen! Nicht stehenbleiben und glotzen! Habt ihr noch nie einen Offizier aufs Gesicht fallen gesehen? Bewegt euch!«
Die Kolonne umfloss den auf dem Bauch Liegenden und marschierte weiter, ohne aus dem Tritt zu kommen. Macro hatte sich ein Stück zurückfallen lassen. Er ging jetzt unmittelbar vor Cato und murmelte befriedigt: »Das war der Erste. Es wird nicht lange dauern, dann verlieren wir auch noch andere. Ich frage mich, wie viele schlappmachen werden.«
Cato fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Solange nur ich nicht dazugehöre.«
»Keine Sorge. Wie schon gesagt, das lass ich dir nicht durchgehen.«
»Danke, mein Freund.«
»Du brauchst nicht sarkastisch zu werden, Herr. Das war schließlich deine Idee, schon vergessen?«
»Wenn ich nächstes Mal eine gute Idee habe, dann sag mir, ich soll mich lieber um meinen eigenen Kram kümmern.«
Macro lächelte, knurrte aber: »Halt den Mund und spar dir deinen Atem.«
Spät am Vormittag kam die Kolonne durch ein langgezogenes Wäldchen mit hohen Dattelpalmen. Macro ließ haltmachen und befahl den Männern, ihr Marschgepäck abzusetzen. Cato ging zum Straßenrand und ließ seine Tragestange ins Gras fallen. Er beugte sich vor, die Hände auf die Knie gestützt, und rang keuchend nach Atem. Macro, der schwitzte und schwer atmete, ansonsten aber ganz er selbst war, schüttelte mitleidig den Kopf. »Du verweichlichst. Das kommt davon, wenn man befördert wird.«
»Unsinn.« Cato griff nach seiner Feldflasche, zog den Stöpsel heraus und führte sie an die Lippen.
»Zwei Schluck. Kein Tropfen mehr.« Macro deutete mahnend mit dem Finger auf Cato und ging dann weiter, um mit
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