Cato 10 - Die Legion
Überlegungen nicht für dich ausbuchstabieren muss, doch da du anscheinend eine gewisse Befriedigung daraus ziehst, mich zur Unverblümtheit zu zwingen, will ich ganz offen sprechen.«
»Das wäre sehr willkommen.«
»Es wäre derzeit nicht klug, deine Beförderung zu bestätigen, insbesondere da du die Absicht hegst, nach Rom zurückzukehren, um Sempronius’ reizende Tochter zu ehelichen. Deine Anwesenheit in der Hauptstadt würde zu Eifersüchteleien führen. Es gibt zahlreiche weitere Senatoren, die das Vorankommen ihrer Schützlinge zu befördern versuchen.«
Cato hörte mit einem wachsenden Gefühl der Verbitterung zu. Das war also seine Belohnung für die Opfer, die er im Dienste des Kaisers und Roms gebracht hatte. Ein paar Worte der Dankbarkeit und zweifellos die Degradierung zum Centurio. Zum automatischen Aufstieg in die Klasse der Ritter würde es dann nicht kommen. Er konnte sich sehr gut vorstellen, wie ungern Sempronius seiner Tochter erlauben würde, so weit unter ihrem Stand zu heiraten. Sicher, der Senator hatte ihre Beziehung nach der Belagerung Palmyras bis zu einem gewissen Grad ermutigt, doch das war eine ganz andere Umgebung gewesen, fern der Intrigen und Ränke des gesellschaftlichen und politischen Lebens in Rom. Catos Degradierung würde als ein Zeichen offizieller Ungnade gewertet werden, selbst wenn er insgeheim die Dankbarkeit Narcissus’ und des Kaisers besaß. Alle Pläne, die Cato für seine Zukunft mit Julia geschmiedet hatte, erlitten nun Schiffbruch. Cato räusperte sich.
»Haben diese Schützlinge Rom so gut gedient wie ich?«
»Nein, das haben sie nicht, aber Sempronius ist nun einmal nicht annähernd so einflussreich wie die anderen Senatoren. Du siehst mein Problem. Glaub mir, ich möchte deiner Beförderung und deinem künftigen Glück«, er zwinkerte, »nicht im Wege stehen. Aber es gibt politische Realitäten, denen man sich stellen muss. Das ist schließlich meine Aufgabe. Ich würde dem Kaiser nicht gut dienen, wenn ich das große Ganze nicht im Blick behielte.«
»Du wirst meine Beförderung also nicht bestätigen?«
»Vorläufig nicht. Vielleicht, wenn du in sicherer Entfernung von Rom bist, fern den Augen der Öffentlichkeit.«
»Du meinst, dass ich nicht in Rom bleiben und gleichzeitig befördert werden kann.«
Narcissus schwieg einen Augenblick und nickte dann.
Cato stieß einen langen, erschöpften Seufzer aus. »Na gut, dann suche mir einen Posten irgendwo, wo ich dich nicht in Verlegenheit bringe. Aber nicht so weit von Rom entfernt oder so unbequem, dass Julia mich nicht begleiten möchte.«
Narcissus hatte bei Catos Worten die Augenbrauen hochgezogen und antwortete jetzt mit kalter Stimme. »Du stellst keine Forderungen an mich, junger Mann. Das lass dir gesagt sein. Wären da nicht deine bisherigen ausgezeichneten Leistungen, würde ich dich für deine Unverfrorenheit bestrafen. Jetzt hör mir zu. Ich werde deine Beförderung vor Ablauf eines Jahres bestätigen, ob du nun in Rom bist oder einen Posten an einem anderen Ort des Imperiums bekleidest. Drauf gebe ich dir mein Wort. Und hier ist der Grund.« Narcissus hielt inne und blickte sich um, als wollte er sicherstellen, dass keiner ihr Gespräch belauschte. Cato durchschaute sofort, dass das reine Schauspielerei war. Die Sicherheitsmaßnahmen in der Villa waren so streng, dass kein Spion den stählernen Ring durchbrechen konnte, den die Prätorianergarde um die Residenz des Kaisers zog.
Dennoch senkte Narcissus die Stimme.
»Ich brauche dich und Macro. Dringend. Du erinnerst dich doch noch an die Probleme, die wir mit dem Nest von Verrätern hatten, die sich selbst die Befreier nennen?«
Cato erinnerte sich gut daran. Eine undurchsichtige Verschwörung von Aristokraten und ihren Gefolgsleuten, die das Kaisertum beenden und Rom zu den Tagen der Republik zurückführen wollten, als die höchste Gewalt beim Senat lag. Er nickte.
»Ich erinnere mich daran.«
»Dann lass dir gesagt sein, dass sie wieder aktiv geworden sind. Meine Spione haben Gerüchte über ein neues Komplott gegen den Kaiser gehört.«
»Die Befreier haben vor, ihn zu ermorden?«
»Ich kenne die Einzelheiten nicht. Ich weiß nur, dass etwas im Busch ist. Es gibt wenige Männer, denen ich ein solches Wissen anvertrauen kann. Deshalb treffe ich dich hier draußen, allein. Ich brauche Männer, denen ich vertrauen kann, um die Sache näher zu untersuchen. Um ins Innere der Verschwörung vorzudringen.«
Cato dachte darüber nach
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