Cato 11 - Die Garde
Macro bedingungslos gehorcht. Ist das klar ?« Herausfordernd musterte er jeden einzelnen Mann. Als niemand widersprach, nickte Cato.
»Sehr schön. Dann zieht eure Schwerter und folgt uns .« Er zeigte auf Macro, dann zog er mit leisem Klirren sein Schwert und eilte im Laufschritt durch den Eingang des Kaiserpalasts. Mit einem metallischen Klirren zogen die Prätorianer ihre Waffen und schlossen sich ihm und Macro an.
Als sie den langen Korridor entlangliefen, der den Hauptteil des Palasts mit den von Claudius und dessen Familie bewohnten Privatgemächern verband, vergegenwärtigte sich Cato den Grundriss des Palasts. Einige Soldaten der Sechsten Centurie und vielleicht eine Handvoll der germanischen Leibwächter, die man stillschweigend abgezogen hatte, würden noch auf Posten sein. Daher würden die Attentäter vermutlich vom Park her kommen und durch die Kolonnade in den Palast eindringen, der ihn seitlich abschloss. Dafür würden sie länger brauchen als über den direkten Weg, doch sie bräuchten sich nicht an jedem Kontrollpunkt mittels Bluff oder Gewalt Durchgang zu verschaffen. Die Chancen standen gut, dass sie den Kaiser als Erste erreichen würden.
Zwei Treppen führten zur obersten Etage mit den Schlafgemächern und dem Garten hinauf, von dem aus man auf die Stadt hinunterblickte. Als sie atemlos den letzten Treppenabsatz nahmen, hörte Cato einen Alarmruf, dann einen Schrei und das Klirren von Schwertklingen.
»Mir nach !« , rief er und sprang mit einem gewaltigen Satz die letzten drei Stufen hoch. Der Gang wurde von Öllampen erhellt und war etwa zehn Fuß breit, zu beiden Seiten gingen Türen ab. Er erstreckte sich über die ganze Länge des obersten Stockwerks, und die Schlafgemächer des Kaisers und sein privates Arbeitszimmer lagen etwa in der Mitte links. Der Stimmenlärm und das Schwerterklirren wurden lauter. Als Cato, Macro und die Prätorianer über den Marmorboden stürmten, öffnete sich vor ihnen eine Tür, und der verschlafene Britannicus trat heraus. Als er die ihm mit gezogenen Schwertern entgegenstürmenden Soldaten sah, wurde er unvermittelt hellwach.
»Geh wieder rein !« , rief Cato und kam schlitternd zum Stehen. »He, du! Bleib beim Sohn des Kaisers. Verschließ die Tür und schütze ihn unter Einsatz deines Lebens .«
Ohne die Antwort des Mannes abzuwarten, lief Cato weiter. Der Kampfeslärm hallte dumpf von den Wänden wider, und dann, als sie nur noch zwanzig Fuß vom Arbeitszimmer entfernt waren, flog die Tür auf einmal auf, und ein Germane stürzte heraus und krachte auf den Boden. Ein Prätorianer warf sich auf ihn und rammte ihm mit voller Wucht das Schwert in den Leib. Die Klinge durchbohrte den Bauch, trat am Rücken aus und stieß mit lautem Knacken gegen den Marmorboden. Der Germane brüllte vor Schmerz, dann verzerrte sich sein Gesicht zu einer Grimasse, er packte mit beiden Händen das Gesicht seines Peinigers und biss ihm die Nase ab.
Als der Prätorianer nach der Tür griff, trieb Cato ihm die Klinge in den Rücken. Der Mann keuchte auf, ließ das Schwert fallen und brach auf dem Germanen zusammen. Cato stürmte in den Raum und stellte fest, dass seine Vermutung richtig gewesen war. Die auf den Portikus und den Park hinausgehenden Türen waren mit Läden verschlossen, doch man hatte sie aufgebrochen, und die gesplitterten Überreste hingen schief an den Angeln. Der Lampenständer neben dem Schreibtisch des Kaisers war beim Kampf umgestürzt, und die einzige Lichtquelle im Raum war eine kleine Lampe auf einem Tischchen in der Ecke.
Der Raum war erfüllt von umherhuschenden Schatten, die wie Furien gegeneinander kämpften. Cato reckte das Schwert vor und blickte sich um. Der Kaiser drückte sich hinter dem Schreibtisch an die Wand. Vor ihm stand Narcissus und schützte Claudius mit seinem Körper, in der Hand einen Dolch. Ein wenig zur Seite versetzt stand ein hünenhafter Germane, schwenkte sein Langschwert und stieß ein markerschütterndes Kriegsgebrüll aus. Zwei weitere Germanen kämpften im Raum Seite an Seite mit einem Palastsklaven. Sie hatten es mit acht Prätorianern zu tun, von denen zwei die Brustplatte eines Offiziers trugen. Ein Germane, zwei Sklaven und zwei Prätorianer lagen bereits verwundet am Boden und stöhnten vor Schmerz.
Macro hatte sich als Erster orientiert. »Vor dem Kaiser formieren, Leute !«
Er übernahm die Führung und stürmte auf Claudius und Narcissus zu, die sich hinter ihrem germanischen Beschützer an der Wand
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