Cato 11 - Die Garde
kaiserliche Gesellschaft angegriffen hast. Woher hast du gewusst, dass wir dort sein würden ?«
»Das war von Anfang an so geplant. Ich wurde dafür bezahlt, mit meinen Leuten einen Hungeraufstand anzuzetteln … « Cestius begann zu keuchen. »Wenn der im Gange war, sollten wir den Kaiser und dessen Eskorte überfallen … Hätte die Zielpersonen auch getötet, wenn du und dein Freund uns nicht in die Quere gekommen wärt .«
Catos Herzschlag beschleunigte sich. »Die Zielpersonen? Den Kaiser und dessen Familie ?«
Cestius schüttelte den Kopf. »Die Kaiserin und ihren Sohn .«
»Nur die beiden ?« Cato sträubten sich die Nackenhaare.
»Ja .«
»Sonst niemanden? Bist du dir ganz sicher ?«
»Die Anweisungen waren eindeutig … Nur Agrippina und Nero .«
»Von wem kamen die? Wer hat dir den Auftrag gegeben ?«
Cestius zuckte zusammen und sog scharf die Luft ein. Cato schüttelte ihn grob an der Schulter.
»Wer hat dich bezahlt? Rede !«
Cestius leckte sich erneut die trockenen Lippen, und diesmal war Blut in seinem Speichel. Ein dicker, dunkler Tropfen rollte ihm übers Kinn. »Jemand aus dem Palast. Ich habe schon vorher Aufträge für ihn erledigt. Habe Leute verschwinden lassen. Und anderen Angst gemacht. Darauf versteh ich mich .« Cestius lächelte stolz.
»Gegner des Kaisers ?«
»Nicht immer .«
»Wie nannte er sich ?« , fragte Cato.
»Weiß ich nicht. Das ging mich nichts an. Er hat mich dafür bezahlt, dass ich tue, was sein Herr verlangt, und keine Fragen stelle .«
Cato zischte vor Enttäuschung. »Und wie hat er ausgesehen? Der Mann, der dir Anweisungen gegeben hat ?«
Cestius zuckte mit den Schultern. »War halt ein Mann. Von deiner Statur. Ein paar Jahre älter … «
»Was noch ?« , fauchte Cato. »Hatte er Narben, irgendwelche besonderen Merkmale ?«
»Ja … ein Mal. Eine Tätowierung, hier .« Cestius fasste sich zitternd unterhalb des Ohrs an den Hals.
Cato gefror das Blut in den Adern, Macro fluchte leise. »Was war das für eine Tätowierung ?«
Cestius überlegte kurz. »Hab sie nur einmal gesehen. Da haben wir uns im öffentlichen Bad getroffen. Ein Halbmond mit Stern … «
Cato hatte diese Tätowierung an dem Tag gesehen, als sie in Rom angekommen waren.
»Septimus – das muss er gewesen sein « , flüsterte Macro Cato zu. »Was beim Hades hat das zu bedeuten ?«
Cato schwirrte der Kopf von erinnerten Bildern und Gedankengängen, die zu verwirrend gewesen waren oder in eine Sackgasse geführt hatten. Jetzt fügte sich eins zum anderen. Im Schatten verbarg sich eine Verschwörung, die tiefer reichte als alles, was die Liberatoren ausgeheckt hatten. Ein monströser Plan, über dessen brillante Bösartigkeit Cato nur staunen konnte, auch wenn sie ihn abstieß und ihm zum ersten Mal das ganze Ausmaß der Täuschung bewusst machte, in der er und Macro wie so viele andere seit Jahren gefangen waren. Er richtete sich auf und wandte sich seinem Freund zu.
»Wir müssen unverzüglich zum Palast. Wir müssen mit Narcissus sprechen .«
»Mit Narcissus ?«
Im flackernden Schein der im Sand erlöschenden Fackel blickte Cato seinem Freund in die Augen. »Man hat uns reingelegt. Es gibt nicht nur eine Verschwörung gegen den Kaiser. Das habe ich bereits vermutet. Aber das ist noch nicht alles. Wir müssen los, Macro. Sofort .«
Cestius lachte glucksend.
»Was ist so verdammt komisch ?« , fragte Macro.
»Bin nur einer Meinung mit deinem Freund. Jetzt ist der Moment zum Handeln gekommen .«
»Warum das ?« , blaffte Cato.
»Sinius hat mir gesagt, ich soll mich bereithalten, das Getreide gleich morgen früh ins Lagerhaus zu schaffen .«
»Morgen ?« Cato legte die Stirn in Falten. »Dann werden die Liberatoren ihren Plan heute Nacht in die Tat umsetzen … « Ihm krampften sich die Eingeweide zusammen. »Mist, sie werden heute Nacht versuchen, den Kaiser zu ermorden. Wir müssen los. Beeil dich !«
Als Cato sich dem Haupteingang zuwandte, regte sich Cestius mit einem kläglichen Stöhnen und hob die blutige Hand. »Warte! Du hast mir einen raschen Tod versprochen, Prätorianer .«
»Das habe ich .« Cato wandte sich um, blickte kurz auf den Bandenanführer nieder und warf einen Dolch neben ihm in den Sand. »Da. Damit hast du andere Männer gemeuchelt. Wenn du den Mumm hast, tust du dir jetzt das Gleiche an .«
Cato eilte zum Ausgang, und Macro folgte ihm durch die sandbestreute Arena.
»He! He, ihr da !« , rief einer der Arbeiter ihnen hinterher. »Ihr könnt ihn
Weitere Kostenlose Bücher