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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Herzen lebt. Einen zweiten Mann heiraten? Pfui! Aber so war sie; sie heiratete meinen Onkel Robin und ging eine Zeitlang mit ihm zur Kirche und auf den Markt, und dann bekam sie ihn satt, oder ihre Freunde beschwatzten sie, oder aber sie schämte sich der Sache. Jedenfalls lief sie ihm davon zu ihrer eigenen Sippe und sagte, wir hätten sie in den See getaucht und anderes, das ich Euch nie erzählen werde. Seitdem halte ich nicht viel von den Weibern. Und endlich wurde mein Vater, James More, ins Gefängnis geworfen, und den Rest kennt Ihr so gut wie ich.« »Und hattet Ihr während der ganzen Zeit keine Freundinnen?« forschte ich. »Nein, ich war von zwei, drei Mädels die Anführerin, aber Freundinnen waren es nicht.«
    »Nun, meine Geschichte ist sehr einfach. Ich hatte nie einen Freund, bis ich Euch fand.«
    »Und jener tapfere Mr. Stuart?«
    »O ja, den hatte ich vergessen! Aber er ist ein Mann; das ist etwas ganz anderes.«
    »Das will ich meinen«, antwortete sie. »Natürlich etwas anderes.« »Ja, und da war noch einer. Ich hielt ihn für einen Freund, aber es war eine Täuschung.« Sie fragte, wer es gewesen sei, »Wir beide waren die Bellen in meines Vaters Schule und glaubten einander zu lieben. Mit der Zeit ging er aber nach Glasgow und trat bei einem Kaufmann ins Geschäft, einem Vetter dritten Grades. Er schrieb mir zwei-, dreimal durch den Landboten und fand dann neue Freunde. Da konnte ich schreiben, bis ich müde war, niemals nahm er davon Notiz. Ja, Catriona, es brauchte lange Zeit, ehe ich das der Welt zu verzeihen vermochte. Nichts ist so bitter, als einen vermeintlichen Freund zu verlieren.«
    Darauf fragte sie mich eingehend nach seinem Aussehen und Charakter – jeder nahm an allem, was den anderen betraf, innigen Anteil –, bis ich mich endlich, in einem unglücklichen Augenblick, seiner Briefe erinnerte und in die Kabine ging, um sie zu holen. »Hier sind seine Briefe,« sagte ich, »alle Briefe, die ich besitze. Das ist das Letzte, das ich Euch von mir erzählen kann; das Übrige kennt Ihr so gut wie ich.« »Wollt Ihr mir erlauben, sie zu lesen?« fragte sie. Ich sagte ja, wenn sie sich die Mühe machen wollte, und sie bat mich, sie allein zu lassen; sie wolle sie von Anfang bis zu Ende durchlesen. Aber in dem Bündel befanden sich nicht nur die Briefe meines treulosen Freundes, nein, auch einige Briefe, die mir Mr. Campbell von der Konsistoriumsversammlung aus geschrieben hatte, sowie, um die Liste zu vervollständigen, Catrionas kleines Billett und die beiden Billetts von Miß Grant, die ich auf der Insel Baß und hier auf dem Schiff erhalten hatte. Diese hatte ich jedoch im Augenblick vergessen. Der Gedanke an meine Freundin beherrschte mich so vollständig, daß es mir gleichgültig war, was ich tat, ja, es machte mir nur wenig aus, ob ich ihre Gegenwart genoß oder nicht; sie war mir ins Blut übergegangen wie eine Art edlen Fiebers, das ständig, Tag und Nacht, in meiner Brust brannte, ob ich nun wachte oder schlief. So kam es, daß ich, als ich mich erst einmal an den Schiffsbug begeben hatte, wo die breiten Planken klatschend in die Wogen tauchten, keine sonderliche Eile, zu ihr zurückzukehren, spürte. Ich zog vielmehr meine Abwesenheit in die Länge, wie um eine Art Freude auszukosten. Ich glaube kaum, daß ich von Natur aus ein Epikuräer bin; aber ich hatte bisher so wenig Freuden gekannt, daß ein Verweilen dabei vielleicht entschuldbar scheint.
    Bei meiner Rückkehr spürte ich ein leichtes Mißbehagen, wie wenn etwas nicht ganz in Ordnung wäre, so kalt überreichte sie mir das Bündel.
    »Habt Ihr sie gelesen?« fragte ich, und meine Stimme klang mir unnatürlich; ich zerbrach mir den Kopf, was Catriona wohl hätte.
    »Wolltet Ihr, daß ich alle lesen sollte?« Gedrückt antwortete ich mit Ja.
    »Den letzten Brief ebenfalls?« Jetzt wußte ich, wo wir standen; aber ich wollte ihr gegenüber nicht lügen. »Ich gab sie Euch alle, ohne mir etwas dabei zu denken, und nahm an, daß Ihr alle lesen würdet. Ich halte sie alle für harmlos.«
    »Dann bin ich anders als Ihr. Ich danke Gott, daß ich anders bin. Es ziemte sich nicht, mir diesen Brief zu zeigen. Es ziemte sich nicht, daß er überhaupt geschrieben wurde.« »Ich glaube, Ihr sprecht von Eurer Freundin, Barbara Grant?«»Nichts ist so bitter, wie einen vermeintlichen Freund verlieren«, zitierte sie als Antwort.
    »Ich glaube, mitunter ist die Freundschaft nur eingeredet!« rief ich. »Nennt Ihr das gerecht, mir

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