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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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von Zeit zu Zeit verbargen sie Wolkenmassen; von Leith waren lediglich die Kaminfirste sichtbar, und den Wasserspiegel selbst deckten undurchdringliche Schwaden. Aus diesem Nichts heraus hörte ich plötzlich das Geräusch von Rudern, und kurz darauf tauchte (wie aus dem Rauch eines Feuers) ein Boot auf. Am Heck saß ein ernst blickender Mann, den zahlreiche Hüllen gegen die Kälte schützten, neben ihm eine hohe, hübsche, zarte Mädchengestalt, bei deren Anblick mein Herzschlag stockte. Kaum blieb mir Zeit, den Atem anzuhalten und mich für den Empfang zu stählen, da stand sie auch schon auf Deck, und ich ging ihr lachend und mit einer eleganten Verbeugung (weit eleganter als die, mit der ich zuerst Mylady, ihre Tante, begrüßt hatte) entgegen. Ohne Zweifel hatten wir uns beide stark verändert: sie schien hochaufgeschossen wie ein junger, schöner Baum und trug jetzt eine reizende Schüchternheit zur Schau, die ihr vortrefflich stand, als schätze sie sich selbst höher als zuvor und sei inzwischen ganz Weib geworden. Tatsache war, Miß Grant hatte veredelnd auf uns beide gewirkt.
    Die gleiche Begrüßung entfuhr uns in fast den nämlichen Worten. Jeder glaubte vom andern, er sei um Abschied zu nehmen, an Bord gekommen, und jeder erkannte blitzartig, daß wir die Fahrt zusammen zurücklegen sollten.
    »O, weshalb hat Baby mir das nicht gleich gesagt!« rief sie; dann fiel ihr ein, daß man ihr einen Brief gegeben hatte, mit der Bedingung, ihn erst an Bord zu öffnen. Er enthielt eine Einlage für mich selbst, die folgendermaßen lautete:
    »Lieber David, was haltet Ihr von meinem Abschiedsgruß? Und was sagt Ihr zu Eurer Mitreisenden? Habt Ihr geküßt oder gefragt? Hier wollte ich bereits die Unterschrift hinzufügen, aber da fiel mir ein, daß das den Zweck meiner Frage im unklaren ließe; was mich betrifft, so kenne ich die Antwort. Also anschließend die guten Ratschläge! Seid nicht zu schüchtern und versucht um Gottes willen auch nicht, zu fürwitzig zu sein; nichts kleidet Euch schlechter. Womit ich verbleibe
    Eure wohlgeneigte treue Freundin und Lehrmeisterin
    Barbara Grant.«
    Ich kritzelte ein Wort des Dankes und der Höflichkeit auf ein Blatt meines Notizbuches, legte einen Zettel von Catriona bei, versiegelte das Ganze mit meinem neuen Siegelring mit dem Balfourwappen und beförderte es durch Prestongranges Diener, der noch in meinem Boote wartete.
    Dann erst hatten wir Zeit, uns in Muße zu betrachten, und noch war keine Minute verstrichen, als wir, auf gemeinsamen Impuls hin, einander noch einmal die Hand schüttelten.
    »Catriona!« stieß ich hervor. Zu mehr reichte meine Beredsamkeit nicht.
    »Ihr freut Euch, mich wiederzusehen?«
    »Ich meine, das ist ein überflüssiges Wort; wir sind zu große Freunde, um derartige Nichtigkeiten zu reden.«
    »Ist sie nicht das prächtigste Mädchen von der Welt?« hub sie von neuem an. »Noch nie habe ich ein so aufrichtiges, schönes Mädchen getroffen.«
    »Und doch bedeutet ihr Alpin nicht mehr als ein Kohlstrunk.«
    »Ach, das behauptet sie nur so!« rief Catriona. »Es war um des Adels und des guten, adeligen Blutes willen, daß sie mich aufnahm und so gut zu mir war.«
    »Ich will Euch sagen, weshalb sie es tat«, entgegnete ich. »Es gibt alle möglichen Gesichter auf dieser Welt. Es gibt Barbaras Gesicht, das keiner ansehen kann, ohne es zu bewundern und sie für ein prächtiges, hochgemutes, munteres Mädchen zu halten. Und dann gibt es Euer Gesicht, das ganz anders ist – wie anders, weiß ich erst heute. Ihr könnt Euch selbst nicht sehen und den Unterschied begreifen; aber es war die Liebe zu Euerm Gesicht, die sie bewog, Euch aufzunehmen und gut zu Euch zu sein. Jeder Mensch würde das gleiche tun.«
    »Jeder?«
    »Jede lebende Seele.«
    »Ach, das war also der Grund, weshalb die Soldaten auf dem Schlosse mich festhielten!«
    »Barbara hat Euch gelehrt, mir Fallen zu stellen.«
    »Sie hat mich auch noch anderes gelehrt. Zum Beispiel hat sie mir viel von einem Mr. David gesprochen – von allen seinen schlechten Eigenschaften und ein klein wenig auch von seinen guten«, sagte sie lächelnd. »Ja, sie wird mir von Mr. Balfour erzählt haben, was es zu erzählen gibt, nur nicht, daß er auf dem gleichen Schiffe wie ich fahren würde. Was ist eigentlich der Zweck Eurer Reise?«
    Ich nannte ihn ihr.
    »So,« meinte sie, »dann werden wir wohl einige Tage zusammenbleiben und endlich (vermutlich) auf immer auseinandergehen! Ich reise zu meinem

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