Catullus - Der Tote im Ghetto - Eine Science Fiction Serie 1 (German Edition)
blinzelt nervös.
- Alex hat seinen Vater gehasst, stimmt's?
- Geliebt hat er ihn nicht.
- Und warum?
- Alex ist wütend, dass die Menschen die Erde verlassen wollen.
- Wütend, hm?
- Sein Vater baut Städte auf'm Mond! Alex meint, er solle Städte hier auf der Erde bauen. In den Ghettos. All das Geld wird verpulvert, damit die Reichen zum Mond und Mars reisen können, das ist doch pervers.
Ugi ist 23 Jahre alt, aber er sieht älter aus. Er lässt sich nicht konservieren, er will altern, das ist ungewöhnlich. Selten, dass Beer auf einen Gleichgesinnten trifft.
- Sag mir, was ihr genommen habt, und du bist in zehn Minuten ein freier Mann. Du kriegst sogar die besten Schmerzmittel, ich sorg dafür. Du wirst die ganze Nacht high sein.
- Keine Drogen. Ich schwör bei Gott. Was soll ich anderes sagen, wenn es die Wahrheit ist?
Ugi verspürt mit einem Mal heftige Kopfschmerzen, ein Pochen hinten über dem Nacken, als würde ihn jemand mit einem Besenstiel traktieren.
- Gibt's irgendwas, das ihr uns verschwiegen habt? Jetzt ist die beste Zeit, auszupacken, Ugi!
Ugis linkes Augenlid flackert nun genauso wie das rechte. Er öffnet den Mund, Speichel rinnt aus den Mundwinkeln.
- Ist dir nicht gut, Ugi?
- Ich bin müde.
- Bei deiner schönen Freundin kannst du dich ausschlafen. Eins noch. Alex war Mitglied dieser Sekte. Der Name sagt mir nichts, der Führer sagt mir nichts, warum hat sich Alex nicht einer mächtigen angeschlossen?
- Ich bin müde.
- Sag schon! Es gibt genügend revolutionäre Zellen in den Ghettos, die mächtiger sind als diese komische No-Name-Vereinigung.
- Müde. Ich bin so müde.
Ugi kollabiert, Beer sieht, wie er leblos am Boden liegt, Augen geschlossen, Mund geöffnet. Sofort erscheint die Diagnose des Computers, und obwohl der Mensch Beer nichts bedeutet, ist er beruhigt, dass keine Lebensgefahr besteht.
***
Mädchen und Frauen in den Ghettos sind Freiwild für die Reichen. Werimmer den Mut hat, sich ins Ghetto zu wagen, wird nicht bestraft, wenn er eine Ghettobewohnerin mit Gewalt nimmt. Nur 14 Jahre müssen sie alt sein, die Opfer. Nicht, dass es ein Gesetz gäbe, das Vergewaltigung erlauben würde, nein, aber da sich die Exekutive aus den Ghettos raushält und nur hie und da einschreitet, wenn sich ein Europabürger in Gefahr ist, bedeutet das absolute Machtlosigkeit für die Menschen in den Ghettos. Sie sind Gesetzlose.
- Wehr dich nicht. Ist einfacher, wenn du's nicht tust.
- Mich kriegst du nicht, du Wichser!
- Ich kann dich auch sofort totschlagen und auf die Müllhalde schmeißen, wenn dir das lieber ist.
- Ich bin Europabürgerin! Siehst du nicht meine ID?
- Egal, was du bist, jetzt bist du mein.
Der Kerl liegt auf Michaela, versucht, ihr die Klamotten vom Leib zu reißen, aber Michaela wehrt sich heftig. Ein zweiter Kerl steht daneben, im Schatten eines künstlichen Baumes, und sieht zu. Er spuckt auf den Boden.
- Brauchst du Hilfe oder schaffst du die Nutte alleine?
Der Kerl sieht sich kurz um, Schweiß steht ihm auf der Stirn, er hechelt.
- Hä? Wer bist denn du?
- Ich möchte mitmachen.
- Verpiss dich! Die Nutte gehört mir! Such dir ne andere Fotze.
Beer nähert sich den beiden, Michaelas Brust ist frei, blutige Kratzer sind zu sehen, Michaela kämpft, aber sie wird unterliegen, sie ist zu schwach, der Kerl scheint Kampfsportler zu sein, durchtrainiert, die Muskeln hochgezüchtet. Beer spürt den Drang, dem Treiben weiter zuzusehen. Es erregt ihn, die Schöne mit dem Biest kämpfen zu sehen. Er weiß, es würde ihn sogar erregen, wenn der Kerl sie schließlich besiegt und sie in allen möglichen Positionen nimmt. Du krankes Schwein, denkt sich Beer, und er meint damit sich selber. Jeder Mensch hat seine Dämonen, das war Beer schon immer klar, aber in manchen Situation wurde es ihm noch schmerzhafter bewusst als sonst.
Beer zückt sein Messer, packt den Kopf des Angreifers, und schneidet ihm das Ohr ab. Der Kerl ist für Augenblicke gelähmt, er weiß nicht, wie ihm geschieht, mit einem Fußtritt schubst ihn Beer von Michaela. Das Ohr hebt er auf und betrachtet es. Dann schmeißt er es über einen Zaun, hinter dem ausgebrannte Autowracks stehen.
- Wir müssen weg hier. Sofort.
Michaela hat Mühe, sich aufzurichten, aber als Beer ihr seine rechte Hand anbietet, greift sie nicht nach ihr.
- Ich schaff das schon allein.
Beer sieht sich um, er fühlt sich nicht wohl in der Gegend, noch unwohler fühlt er sich, nachdem er einem offiziellen Bürger der
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