Catullus - Der Tote im Ghetto - Eine Science Fiction Serie 1 (German Edition)
hauen ab.
- Das ist auch besser so.
Numa umarmt Ugi und schlendert mit ihm davon. Ramon und Emil sehen sich an, folgen den beiden. Sie verlassen das Einkaufszentrum, halten etwas Abstand voneinander, um nicht Aufmerksamkeit zu erregen. Der Gehweg bringt sie, ohne, dass sie einen Schritt gehen müssen, in das Zentrum von AREA C.
- Die Menschen schlucken Pillen, damit sie nicht fett werden, gehen aber keinen Meter zu Fuß mehr.
- Wir ja auch nicht.
- Nur um nicht aufzufallen, Emil. Nur um nicht aufzufallen.
- Komm ins Ghetto, Numa, da kann man noch zu Fuß gehen.
- Im Ghetto fahr ich lieber Auto. Bei all den Psychos dort.
- Du hast ja auch ganz schön zugenommen, Numa.
- Ich halte meine 92 Kilo.
- Du bist übergewichtig.
- Ach, halt's Maul.
Auf dem Dach sitzen die Jungs im Kreis, sehen den fliegenden Drohnen zu. Die, die zu sehen sind, sind weniger beängstigend als die, die entweder so klein sind oder so hoch fliegen, dass man sie nicht mehr sehen kann. Diese beiden sind zu fürchten. Die anderen dienen nur der Abschreckung. Verbrechen lösen sie nur selten.
Ramon sieht die Tauben zuerst. Sie flattern etwa 20, 30 Meter über ihren Köpfen, scheinbar unentschlossen, ob sie landen sollen, unsicher, ob der Taubenschlag auf dem Dach wirklich der ihre ist. Ramon packt Ugi am Arm, nickt, die Augen nach oben gerichtet. Als Ugi die Tauben sieht, pisst er sich in die Hosen. Nicht vor Schreck, nicht vor Aufregung oder Freude, es passiert einfach. Die vier wissen, sie dürfen nicht reden hier, sie werden belauscht, und nach einer Entlassung aus dem Staatsgefängnis wird jeder Schritt und Tritt, jedes Wort von Ex-Gefangenen für zwölf Monate überwacht, selbst wenn die Person nur in Untersuchungshaft war und niemals Anklage erhoben wurde, und der Störsender auf dem Dach würde sie verdächtig machen - vier Typen auf einem Dach, die nur schweigen? Eine Drohne würde ein Warnsignal senden und möglicherweise versuchen, den Störsender zu deaktivieren. Nun sehen auch Emil und Numa die Tauben, Numa steckt seine Finger in den Mund und pfeift. Die Tauben nähern sich dem Dach, landen schließlich, wenn auch mit Abstand, als hätten sie Respekt vor den jungen Männern. Es war Emils Idee gewesen, Brieftauben für geheime Botschaften einzusetzen, um jeder Überwachung zu entgehen. Die Überwachung mochte noch so perfekt sein, es gab zu viele Tauben in der Stadt, und jeder Versuch, sie mittels Jagd zu reduzieren war gescheitert. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, warten die vier darauf, dass die Taube sich zu Emil begibt, damit der den Zettel abnehmen kann. Aber die Taube lässt sich Zeit. Viel Zeit. Als sie schließlich auf Emils Schoß sitzt, gurrend und zufrieden, können die vier es kaum erwarten, was es so Dringendes gibt, dass Michaela eine der Tauben losgeschickt hat. Emil liest die Botschaft und reicht die Botschaft so unauffällig wie möglich weiter. Keiner kann glauben, was da steht. Beer LIEGT BEWUSSTLOS IN MEINER WOHNUNG. WAS SOLL ICH TUN?
***
Doris weiß, dass etwas nicht stimmt, wenn bei Beers Big Data ein Datenleck auftaucht. Meistens bedeutet das: Er geht fremd oder aber er übertritt das Gesetz. Beides gefällt ihr nicht. Sie ist verliebt in ihn, auch wenn sie es abstreiten würde, und wenn er fremdgeht, betrügt er nach ihrer Meinung nicht nur seine Frau, sondern auch sie. Beer hat Affären, nicht ständig, aber oft. Jedenfalls oft genug, um Doris zur Weißglut zu bringen. Vergeblich versucht sie ihn zu erreichen. vergeblich sendet sie Signale, Dringlichkeitsstufe 1. Im Ghetto verliert sich seine Spur. Sie fragt sich, ob sie den Wahrheitsdetektortest am Ende des Jahres bestehen wird, ohne dass ihre Hirnströme irgendwas über Beer und Catullus verraten wird. Sie ist froh, ja sogar glücklich, dass Beer ihr das anvertraut hat, gleichzeitig hat er sie aber auch zu einem Komplizen gemacht. Sie müsste ihrem Vorgesetzten sofort melden, dass er Kontakt zu Catullus hatte, ja mehr noch, dass er Catullus noch etwas schuldig sein könnte. Aber sie weiß, sie tut es nicht. Sie riskiert ihren Job, denn sie ist verliebt in das Arschloch.
- Arschloch? Du nennst den Mann, in den du verknallt bist, Arschloch?
- Glaube mir, Nadine. Er ist das mieseste, unausstehlichste Machoarschloch in der ganzen Stadt!
- Tja. Wir Frauen sind wohl unverbesserlich. Wir lieben die, die uns nicht lieben, und verschmähen die, die uns so treu und ergeben sind, uns die Sterne vom Himmel holen würden oder so nen Quark. Das nennt man
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