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Catwalk in den Tod

Catwalk in den Tod

Titel: Catwalk in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Umgebung.«
    »Gütiger Himmel, eine Telefonzelle?«
    »Ich weiß, das hört sich spinnert an und würde einen normalen Menschen vielleicht in die Klapsmühle bringen. Zumindest wär’s eine lustige Geschichte in der Klatschpresse.«
    Ich bin Omen, ich kann den Mann verstehen. Es gibt Leute, die dröhnen sich mit Heavy Metal Musik zu, um schreiben zu können und anderen fällt nur auf dem Klo was ein und dann müssen sie es auf Toilettenpapier notieren. Mir kommen die besten Geschichten für meinen Hundehandel auf Sylt ja auch auf meiner gelben Decke mit den Fransen. Was wäre mein Hundehandel ohne meine Decke? Und fehlen erst die Geschichten, dann sind Bettinas Welpen im Handumdrehen nichts weiter als verlauste Straßenköter. Mit einer guten Story hingegen werden sie zu winselnden kleinen Persönlichkeiten.
    »Er sitzt also da in seiner Telefonzelle und wartet auf einen Anruf vom Heiligen Kreativus oder Walter Gucci?«
    Pfirsichblüte macht ein ernstes Gesicht.
    »Doch, doch«, sage ich, »ich verstehe das.« Und dann erzähle ich ihr von meiner Decke. Sie sieht mich skeptisch an.
    »Ich könnte mein ganzes Leben auf der Decke verbringen, das ist so eine Art fliegender Teppich.«
    Sheila mustert mich. Das mit dem Hundehandel verschweig ich natürlich, das versteht nicht jeder auf Anhieb. Passt auch nicht zu meiner Biografie als Modelscout. Immer auf der Suche nach den hübschen jungen Menschen, die der liebe Gott mit hohen Wangenknochen, langen Beinen und der richtigen Körbchengröße gesegnet hat.
    »Er sitzt also im Abstellraum und telefoniert?«
    »Es gibt nur eine Leitung nach draußen. Zu seinem Anrufbeantworter. Er spricht seine Ideen auf das Band. Später setzt er sich hin und zeichnet seine Skizzen.«
    »Also, er ruft sich selbst an und niemand hebt ab?«
    Sheila nickt.
    Ja, der kreative Geist ist nicht einfach zu beschwören. Lässt sich nicht herbeizitieren. Da musst du dich hinsetzen, arbeiten, warten, wegwerfen, und wenn du Glück hast, dann weiß er, wo du gerade zu finden bist. Und wenn du noch mehr Glück hast, dann schaut er mal kurz vorbei. Rotzt dir ein paar Ideen hin und du darfst dann ausprobieren, ob sie was taugen.
    Ja, da habe ich es auf der Straße einfacher. Hast du einen schlechten Tag, dann musst du nur immer stur darauf achten, dass du deine Sammelbüchse richtig herum aufstellst.
    »Höhler wird sicher gleich kommen«, sagt Sheila. »Heute ist Großkampftag, die müssen eine Produktion fertigstellen.«
    Sie drückt mich sanft auf den Stuhl.
    »Und kommen Sie mich besuchen, mein Angebot auf eine Gratisbehandlung steht.«
    Sie schwebt aus dem Büro und tatsächlich taucht drei Minuten später Höhler auf.
    Er wirft einen kurzen Blick auf seinen Laptop und wendet sich dann mir zu.
    »Das ist mir wirklich sehr unangenehm«, sagt er. »Joachim musste zu einem wichtigen Termin. Er lässt sich entschuldigen, aber er will sie unbedingt treffen.«
    »Das ist ja nett, aber ...«
    »Dieser Unfall hat ihn furchtbar erschreckt und er will sich persönlich davon überzeugen, dass es ihnen auch wirklich gut geht.«
    »Er fühlt sich verantwortlich?«
    »Wenn er jemanden mag, gibt es kein Erbarmen«, sagt Höhler. »Da ist er wie eine Glucke.«
    Kein Zweifel, er bewundert seinen Chef.
    »Wie wäre es morgen?«
    »Mal sehen.«
    »Es würde ihm wirklich viel bedeuten.«
    Er erhebt sich von seinem Stuhl und will mich zur Eingangstür bringen.
    »Tut mir wirklich sehr leid.«
    Sein Blick verhakt sich im Teppich.
    »Gehört das Ihnen?«
    Höhler hebt eine CD auf und drückt sie mir in die Hand.
    Geschenke soll man ja nicht ablehnen und zurückbringen kann ich sie schließlich immer noch.
    Viel lieber hätte ich allerdings einen Blick in die Personaldatei geworfen.
    Vielleicht hast du hier etwas hinterlassen, Maria. Einen kleinen Eintrag vielleicht. Zwei Stunden Putzen, 12 Euro oder so. Wäre zumindest ein Beweis, dass du überhaupt auf dieser Welt gewesen bist.
     
    *
     
    Zwei Studenten mit dunkel geränderten Augen schieben Ritter und Könige mitsamt ihrem Fußvolk durch mittelalterliche Wälder.
    »Ein Japaner denkt nicht so«, sagt der mit der Baseballmütze auf dem Kopf zu seinem Freund.
    »Woher willst du wissen, dass wir gegen Asien antreten?«
    »Bei der Strategie? Außerdem hat er was von >Kagemusha< gemailt. Der Mann sitzt irgendwo in Japan, haut sich seine Sushiteile in den Bauch und er wird die Burg mit allem angreifen, was er hat. Ehrenvoll sterben und so. Alte Samurai-Tradition. Du wirst

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