Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass
Gerichtsverhandlung verpasst.«
»Geschieht ihm recht, wenn er sich mit dem Kronprinzen an der Küste von Suria herumtreibt.«
Gekicher.
»Ich habe aber gehört, der Captain kommt auf dem schnellsten Weg nach Rifthold zurück.«
»Wozu? Ihre Verhandlung ist morgen. Er wird nicht mal rechtzeitig hier sein, um ihre Hinrichtung zu sehen.«
»Glaubst du, sie ist wirklich Celaena Sardothien?«
»Sie ist im selben Alter wie meine Tochter.«
»Erzähl das lieber nicht weiter – der König hat gesagt, wenn wir auch nur ein Wort verraten, zieht er uns allen bei lebendigem Leib die Haut ab.«
»Schwer vorstellbar, dass sie es sein soll – hast du die Liste ihrer Opfer gesehen? Die nahm gar kein Ende.«
»Meinst du, sie ist nicht ganz richtig im Kopf? Sie starrt dich an, ohne dich wirklich zu sehen.«
»Ich wette, sie brauchten jemanden, der für Jaynes Tod büßt. Wahrscheinlich haben sie einfach irgendein Mädchen geschnappt und behaupten, das wäre sie.«
Prusten. »Dem König ist es bestimmt egal, oder? Und falls sie unschuldig ist, ist es ihr eigener Fehler, wenn sie den Mund nicht aufmacht.«
»Ich glaube nicht, dass sie wirklich Celaena Sardothien ist.«
»Ich habe gehört, die Verhandlung und die Hinrichtung sind nicht öffentlich, damit niemand sieht, wer sie wirklich ist.«
»Das ist wieder mal typisch, dieser König handelt alles hinter verschlossenen Türen ab.«
»Ich bin gespannt, ob sie gehängt oder geköpft wird.«
12
D ie Welt flackerte. Verliese, fauliges Stroh, kalter Stein an ihrer Wange, Gesprächsfetzen ihrer Bewacher, Brot und Käse und Wasser. Dann kamen Leibgardisten herein, Armbrüste im Anschlag, Hände an den Schwertern. Irgendwie waren zwei Tage vergangen. Man warf ihr einen Lappen vor die Füße, dazu einen Kübel Wasser. Sie solle sich für ihre Gerichtsverhandlung säubern, hieß es. Sie tat wie geheißen, wehrte sich auch nicht, als sie neue Eisen um Handund Fußgelenke gelegt bekam – welche, mit denen sie gehen konnte. Man führte sie durch einen kalten, dunklen Gang, in dem fernes Stöhnen widerhallte, dann Treppenstufen nach oben. Durch ein vergittertes Fenster fiel grelles, blendendes Sonnenlicht, als sie eine weitere Treppe hinaufstiegen. Schließlich ein Raum mit dunkel getäfelten Wänden.
Der Holzstuhl unter ihr fühlte sich hart an. Sie hatte noch immer Kopfschmerzen und die Verletzungen, die Farrans Männer ihr zugefügt hatten, waren noch nicht verheilt.
Der Raum war groß, jedoch spärlich ausgestattet. Man hatte sie auf einen Stuhl in der Mitte gesetzt, in sicherer Entfernung von dem gewaltigen Tisch am anderen Ende – dem Tisch, an dem zwölf Männer saßen und sie ansahen.
Es war ihr egal, wer sie waren oder in welcher Eigenschaft sie dasaßen. Doch sie konnte ihre Blicke auf sich spüren. Alle im Raum – die Männer am Tisch wie auch die Dutzende Leibgardisten – beobachteten sie.
Sie würde gehängt oder enthauptet werden. Ihr Hals schnürte sich zu.
Es hatte keinen Sinn zu kämpfen. Nicht mehr.
Sie hatte es verdient. Aus mehr Gründen, als sie aufzählen konnte. Sie hätte sich nie von Sam dazu überreden lassen dürfen, dass er Farran allein übernahm. Es war ihr Fehler, die ganze Sache, und alles hatte angefangen an dem Tag, als sie in Skull’s Bay angekommen war und beschlossen hatte, sich für etwas stark zu machen.
Als sich am anderen Ende des Raums eine kleine Tür öffnete, standen die Männer am Tisch alle auf.
Schwere Stiefel stampften über den Boden, die Leibgardisten standen stramm und salutierten …
Der König von Adarlan betrat den Raum.
Sie würde ihn nicht ansehen. Sollte er doch mit ihr machen, was er wollte. Wenn sie ihm in die Augen sah, wäre ihr letztes bisschen Ruhe auch noch dahin. Also lieber nichts fühlen, als vor ihm auf den Knien zu liegen – dem Schlächter, der so viel von Erilea zerstört hatte. Lieber ging sie betäubt und gefühllos in den Tod als bettelnd.
Ein Stuhl in der Mitte des Tischs wurde zurückgezogen. Die Männer um den König herum setzten sich erst wieder, nachdem er Platz genommen hatte.
Dann Schweigen.
Der Boden war so glatt poliert, dass sich der eiserne Kronleuchter hoch über ihr darin spiegelte.
Ein leises Lachen, wie splitternde Knochen. Auch ohne ihn anzusehen konnte sie seine schiere Gegenwart spüren – die Dunkelheit, die ihn umgab.
»Bis jetzt habe ich die Gerüchte nicht geglaubt«, sagte der König,»aber offenbar haben die Wachen in Bezug auf Euer Alter nicht gelogen.«
Im
Weitere Kostenlose Bücher