Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
rechnete im Kopf mehrmals nach. Es erschien ihm unglaublich, dass seit Beginn des Feldzuges noch nicht einmal drei Wochen vergangen waren, aber es stimmte: Der Feldzug dauerte gerade einmal zwanzig Tage. Ihm schien es, als ob ein Jahr vergangen sei.
Die Augusta hatte den Rhenus überschritten und marschierte, nachdem die 1. und die 2. Kohorte wieder zu ihr gestoßen waren, in zwei Kolonnen nach Nordosten.
Späher berichteten, dass zahlreiche Krieger und Flüchtlinge der Vennoneten und Briganten nach Süden unterwegs waren, und rasch verbreitete sich im Lager, dass Varus den Flüchtlingen den Weg abschneiden wollte. Dies steigerte die Erwartung der Männer. Flüchtlinge abzufangen versprach Beute und Sklaven und damit Prämien für die Legionäre.
Die Augusta sollte die Kelten einkreisen und möglichst ohne Verluste zur Aufgabe zwingen.
„Mach den Graben hier ruhig etwas tiefer, Exoratus!“, wies Lucius den Stubenältesten des zweiten Contuberniums an.
Der perfekte Platz für einen Hinterhalt, dachte er, während er das Tal überblickte. Die rechte Seite war unzugänglich und unpassierbar, aber der Hügel auf der linken Seite stieg sanft an. Direkt oberhalb des Lagers war ein kleines Gehölz, am Ende des Tals war der Hügel komplett bewaldet. Zur Hügelkuppe hin ragte ein steiles Kliff auf.
Wer auch immer hier mit Gepäck durch wollte, musste durch die Talsohle, hatte Sabinus erklärt.
Deshalb ließ er den Talausgang mit Graben und Wall sichern. Die 8. Kohorte hatte die Aufgabe, einen schmalen Weg, der zwischen den zwei Hügeln hindurchführte, zu sperren, damit die Barbaren der Umklammerung nicht entkommen konnten.
„Was machen die Pfähle?“, fragte Lucius Drusillus, der an seiner Seite stand.
„Werden bald fertig sein! Wir bekommen Besuch.“
Drusillus deutete mit dem Daumen über die Schulter. Sabinus und Vitellius kamen auf sie zu.
„Das Lager wird den Talausgang sperren, aber die linke Talseite macht mir Sorgen!“, begann Sabinus ohne Umschweife und zeigte auf die Hänge der linken Seite. „Hier könnten uns die Barbaren in der Dunkelheit entwischen!“ Er machte eine Pause und wartete, bis Lucius das Gelände in Augenschein genommen hatte. „Du wirst mit deinen Männern dort Position beziehen und die linke Flanke sichern! Eine Abteilung Allobroger wird dich begleiten“, befahl Sabinus.
Lucius musterte noch einmal den bezeichneten Hang. „Soll ich eine bestimmte Position sichern oder einfach nur oberhalb des Hauptlagers mein Lager aufschlagen?“
„Schlag dein Lager vor dem kleinen Gehölz dort auf, da hast du mehrere Doppelschritte freies Feld vor dir!“, erläuterte ihm Vitellius. „Der Boden ist nicht sehr felsig, so dass du einen Graben und einen Wall errichten kannst.“
Lucius nickte verstehend. „Soll ich sofort aufbrechen oder erst den Graben hier fertigstellen?“
„Du brichst morgen direkt nach dem Wecken auf!“, ordnete Sabinus an. „Unsere Späher berichten, dass noch keine Flüchtlinge in der Nähe sind!“
Als Erstes wurden die Maultiere abgeladen und zum Kohortenlager zurückgeschickt. Dann schritten Lucius, Drusillus, Mallius und Ambiorix das Gelände ab, planten den Lageraufbau und markierten relevante Punkte mit Speeren.
„Das Lager muss mehr eine Festung als ein gesicherter Schlafplatz sein“, erklärte Mallius.
Lucius fügte zustimmend hinzu: „Und wir brauchen ausreichend Platz zum Kämpfen. Vitellius hat gesagt, wir müssen mit Nachtangriffen rechnen, also müssen wir schlechte Sichtverhältnisse während eines möglichen Kampfes einplanen!“
Sie kehrten zum Mittelpunkt des Lagers zurück, wo die Legionäre mittlerweile die Zelte aufgebaut hatten. Lucius befahl dem Cornicen, zum Sammeln zu blasen.
„Das erste und zweite Contubernium wird in den Wald gehen und Holz schlagen. Wir brauchen Palisadenpfähle und Fußangeln. Der Waffenmeister wird ein Feuer entfachen, um die Pfähle zu härten. Das dritte und vierte Contubernium wird die beiden äußeren Gräben und Wälle ausheben, das fünfte und sechste den Lagerwall. Das siebte Contubernium wird einen Wall um die Zelte errichten, das achte schiebt Wache. Die Allobroger werden sich um die Aufklärung kümmern“, verkündete Lucius die Einteilung. „Die Kettenhemden werden nicht abgelegt und die Waffen liegen griffbereit!“, fügte er noch hinzu, was ein Aufstöhnen bei den Männern hervorrief. Schanzen im Kettenhemd, das war die Höchststrafe!
„Angeblich sind keine Feinde in der Nähe, aber der
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