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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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überlebt zu haben, helfen erfahrenen Kämpfern, ihre Angst zu beherrschen. Du bist kein erfahrener Kämpfer, aber du hast gute Fähigkeiten. Nutze sie! Stell dir einen Feind als Trainingspartner vor, und alles läuft wie von selbst.“
    Das Gelände stieg an und die Berge wurden höher, je weiter sie nach Süden kamen. Das Gebirge machte das Vorwärtskommen noch schwieriger, weil sie jetzt nicht nur das Gelände neben dem Vormarschweg, sondern auch oberhalb des Vormarschweges erkunden mussten. Das verlangsamte ihr Marschtempo, ohne dass es aber zu weiteren Scharmützeln kam. Die Kundschafter berichteten, dass sich die Caluconen nach Norden abgesetzt hatten. Varus befahl einen Gewaltmarsch, um die Flüchtlinge einzuholen.
    Das Oppidum lag ruhig und friedlich in der Sonne. Nichts rührte sich. Ein schönes Bild, dachte Lucius. Als ob man auf einer Reise abends seinen Zielort erreicht hätte und sich auf das Nachtmahl freuen würde. Nur, dass es hier keinen freundlichen Gastgeber geben würde.
    Aus keiner der Hütten stieg Rauch auf und auch sonst deutete nichts darauf hin, dass noch ein Kelte in dem Dorf war. Sie waren vor den heranrückenden Kohorten in die Wälder geflohen.
    Aber Sabinus ging auf Nummer sicher. Ein Manipel rückte direkt zum Dorf vor, während die Allobroger die Umgebung absuchten. Der Zaun, der das Dorf umgab, sah solide, aber nicht besonders wehrhaft aus, er war bestenfalls dazu geeignet, Viehdiebe fernzuhalten. Sie drangen in das Dorf ein. Hilarius’ Centurie sicherte das Tor und Lucius’ Männer begannen die Häuser zu durchsuchen. Sie verteilten sich auf der Hauptstraße und spähten in die Häuser und Höfe. Nirgends ein Lebenszeichen oder eine Spur von einem Hinterhalt. Die Straße führte auf einen großen Hof zu und schwenkte dann rechts vorbei. Vorsichtig näherten sie sich dem Tor. Nichts zu sehen. Völliges Schweigen lag über dem Hof. Die Stalltüren standen weit offen. Kein Vieh. Die Bewohner des Oppidums hatten nichts zurückgelassen.
    Vorsichtig betraten sie den Hof. Vor einem großen Stall blieb Lucius stehen und winkte Ripanus heran. „Durchsuche mit deinem Contubernium den Stall!“, raunte er ihm zu und ging auf die Halle des Häuptlings zu. „Exoratus, du und deine Männer zur Rückseite, Promptus durch die Tür!“
    Die Männer drangen in das Gebäude ein. Sie warteten schweigend. Lucius hatte die vage Vorahnung von einer drohenden Gefahr und seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. RUMMS. Ein Geräusch ließ sie alle auffahren, Lucius’ Gladius zischte aus der Scheide. Die Allobroger neben ihm wirbelten ebenfalls herum und hoben die Speere zum Wurf. Ein Huhn gackerte aufgeregt und flatterte davon. Lucius stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und steckte das Schwert wieder zurück. Er trat in die Haupthalle. Dort sah alles nach einem hastigen Aufbruch aus. Stühle waren umgeworfen worden und direkt neben der Tür lag eine Halskette. Lucius bückte sich und hob sie auf. Es war eine einfache Halskette, möglicherweise von einer Dienerin. Er warf sie wieder zu Boden und schaute noch einmal prüfend durch den großen Raum. Hier war niemand.
    Sie erreichten das andere Ende des Oppidums, ohne auf ein Lebenszeichen zu stoßen. Lucius befahl dem Cornicen, zum Sammeln zu blasen, und sie warteten, bis Hilarius’ Centurie zu ihnen gestoßen war. Dann verließen sie das Dorf und erstatteten Sabinus Bericht. Der Tribun erlaubte den Allobrogern, den Ort zu plündern, und ließ dann die Häuser anzünden.
    Wie unsinnig, dachte Lucius, als sie weiterzogen. Warum haben wir den Ort denn dann nicht gleich niedergebrannt, sondern erst mühsam durchsucht.
    Aber Sabinus ging es um die Beute für die Allobroger, eine kleine Belohnung, um die Hilfstruppen bei Laune zu halten, das wusste Lucius.
    Die dunkle Rauchwolke, die zum Himmel aufstieg, zeigte den geflohenen Barbaren an, dass sie nun kein Heim mehr hatten.
    Am Anfang war der Wald noch offen gewesen, so dass man sich gut zwischen den Bäumen bewegen konnte. Dann aber fiel der Boden ab und gab den Blick frei auf dichtes Unterholz und Buschwerk. Von seiner erhöhten Position aus beobachtete Lucius, wie seine Männer ausschwärmten und das vor ihm liegende Waldstück durchstöberten. Sein Blick schweifte nach rechts, wo irgendwo die Einheit unter Ambiorix steckte. Etwas surrte an seinem Ohr vorbei und er hob mechanisch die Hand, um das vermeintliche Insekt zu verscheuchen. Gleich darauf hörte er neben sich ein dumpfes „Tock“.

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