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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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Lucius brauchte einen Moment, um das Geräusch einzuordnen. Das war kein Insekt, sondern ein Pfeil! Er riss seinen Schild hoch und wirbelte herum. Gerade noch rechtzeitig, wie zwei kurze, harte Schläge gegen den Schild bewiesen. Die bekannte Panik stieg in ihm auf, als er die beiden Pfeile stecken sah. Nicht dieses Mal, schwor er sich, nicht dieses Mal, und mit einer enormen Willenskraft unterdrückte er die lähmende Angst.
    „Stellt euch auf und schützt euch!“, rief er seinen Männern zu. Seine Stimme klang ruhig, wenn auch ein wenig zittrig.
    Die Männer links und rechts von ihm nahmen Aufstellung und versuchten, eine Schildmauer zu bilden. Ein Aufschrei zeigte ihm, dass ein Pfeil getroffen hatte. Ein Legionär wand sich schreiend am Boden. Ein Pfeil steckte in seiner Schulter. Ein Kamerad versuchte ihn mit seinem Schild vor weiteren Pfeilen zu schützen. Jemand schrie etwas und zeigte auf das Buschwerk vor ihnen. Sofort stürmten ein paar Allobroger los. Mehrere caluconische Bogenschützen flohen aus dem Gebüsch und die Allobroger setzten ihnen nach.
    „Vorsicht! Halt!“, brüllte Lucius ihnen hinterher.
    Von seiner erhöhten Position aus sah er noch mehr Gestalten im Unterholz auftauchen. Die Allobroger kamen schlitternd zum Stehen, aber schon brach eine Horde bemalter und tätowierter Krieger aus dem Unterholz hervor und stürzte sich mit lautem Geschrei auf sie. Sie waren im Nu umringt. Lucius gab dem Cornicen den Befehl, zum Angriff zu blasen, und die Legionäre stürmten vor, um ihren Kameraden beizustehen.
    Lucius umklammerte den Griff seines Gladius, als er auf das Getümmel vor ihm zulief. Auf dem Schild oder unter dem Schild, dachte er grimmig und zog das Schwert. Einer der Feinde stürmte direkt auf ihn zu. Der Barbar hob seinen Speer zum Stoß gegen ihn.
    Die Welt um Lucius herum zog sich zusammen. Nun existierte nur noch der Mann vor ihm. Die hundertfach mit Pertinax und seinen anderen Ausbildern trainierten Bewegungen liefen automatisch ab. Lucius hatte das Gefühl, neben sich zu stehen und jemand anderem beim Kämpfen zuzusehen. Dieser andere wich dem Speerstoß aus und rammte dem Kelten den Gladius an seinem Schild vorbei in den Leib. Dieser andere sah nicht einmal hin, als der Kelte tödlich getroffen zu Boden taumelte, sondern wandte sich direkt dem nächsten Feind zu. Dieser andere machte sich auch keine Gedanken darüber, dass er gerade zum ersten Mal einen Menschen getötet hatte. Dieser andere funktionierte plötzlich, als gäbe es keine Angst.
    Sein zweiter Gegner hatte nur einen Speer, mit dem er aber gut umzugehen wusste. Als Lucius seinen Speerstoß abblockte und seinerseits zum Angriff überging, ließ er den Speer herumwirbeln und schlug Lucius’ Schwert beiseite. Dann täuschte er einen erneuten Angriff vor und schlug mit dem Speerende zu. Der Schlag traf Lucius in die Rippen. Der Barbar grinste breit, als er sah, wie Lucius schmerzvoll das Gesicht verzog. Dann machte er eine Handbewegung, als wollte er sagen: Komm doch, wenn du dich traust! Lucius spürte Wut in sich aufsteigen, aber zugleich hörte er Pertinax’ Stimme in seinem Ohr: „Nie wütend werden, ein wütender Gladiator ist bald ein toter Gladiator.“ Er atmete tief durch. Er täuschte eine Attacke mit dem Schwert vor und sprang dann seinen Gegner direkt an. Dieser wurde von dem ungestümen Angriff überrascht, sein Speer wurde vom gegnerischen Schild blockiert und er geriet ins Straucheln. Ehe sich der Barbar fangen konnte, stieß Lucius ihn mit dem Schild ganz um. Der fallende Körper wurde von seinem Schwert durchbohrt.
    Lucius konnte sich aber nicht überzeugen, ob er den anderen tödlich getroffen hatte, denn aus seinem Augenwinkel sah er einen riesigen Schatten herannahen. Instinktiv riss er den Schild herum und sprang zur Seite. Eine Streitaxt hackte in den Waldboden, wo Lucius noch einen Augenblick zuvor gestanden hatte. Ein riesiger Kelte, der ihn um Haupteslänge überragte, riss seine Axt hoch und führte einen weiteren Hieb nach ihm. Lucius warf sich zur Seite und wieder ging der Schlag fehl, aber mit wilder Kampfeswut schwang der Riese seine Axt sofort aufs Neue. Lucius fing den Hieb mit dem Schild auf. Er spürte den Aufprall schmerzhaft durch seinen ganzen Arm hindurchziehen. Trotzdem stieß er mit dem Gladius nach dem Angreifer, der elegant auswich.
    Für seine Größe bewegte der Barbar sich erstaunlich geschmeidig. Lucius spürte, wie die Angst erneut in ihm aufstieg. „Weiche zurück!“,

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