Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
Aussage will ich mein Leben nicht anvertrauen. Ihr etwa?“
Die Männer verneinten.
„Gut, dann macht euch an die Arbeit, ich möchte so schnell wie möglich ein gesichertes Lager haben. Zeigt den Barbaren, wozu römische Legionäre fähig sind!“
Die Männer antworteten mit zustimmendem Gebrüll und machten sich dann an die Arbeit.
Lucius hatte nun zum ersten Mal ein unabhängiges Kommando und war allein für den Lagerbau verantwortlich. Diese Verantwortung verursachte ein mulmiges Gefühl in seiner Magengrube. Er war froh, dass ihm kaum Zeit blieb, weiter darüber nachzudenken. Das Ausheben der Gräben entpuppte sich als hartes Stück Arbeit, da der Boden entgegen Sabinus’ Behauptung mit Felsen durchsetzt war. Gegen Mittag begannen Ripanus’ Männer die ersten Pfähle im Feuer zu härten.
„Wie sieht es aus, Männer?“, fragte Lucius, als er während eines Kontrollganges bei ihnen vorbeikam.
„Wird schon!“, entgegnete Ripanus und spitzte seelenruhig seinen Pfahl an. „Die Barbaren können ruhig kommen!“, sagte er und präsentierte den Pfahl.
Das Lager war für die Zahl der Männer riesig angelegt, dreißig mal dreißig Doppelschritte. Es lag talabwärts nach Osten, damit der Feind bei einem Sturm auf das Tor bergauf angreifen musste. An der Süd- und Westseite, den Seiten, an denen der Feind am ehesten erwartet wurde, hatten sie einen zweiten Graben ausgehoben, der zehn Doppelschritte vom Lager entfernt war. Die Zelte waren durch einen inneren Wall zusätzlich geschützt.
Nach der Fertigstellung dieser kleinen Festung teilte Lucius die Männer ein. Bei einem Angriff würde er mit Mallius und den ersten drei Contubernia die Südseite verteidigen, Celsonius mit zwei Contubernia die Westseite und Drusillus mit zwei Contubernia das Tor. Ein Contubernium blieb in Reserve. Ambiorix würde mit seinen Allobrogern die Rückseite sichern und die Reserve befehligen.
Noch einmal schärfte Lucius seinen Männern ein, wachsam zu sein.
Sabinus kam vor Sonnenuntergang vorbei, um das befestigte Lager zu besichtigen. Er war mit den Vorbereitungen zufrieden und berichtete, dass flüchtige Barbaren gesichtet worden waren, die sich ihrer Stellung näherten.
„Wenn überhaupt, werden sie im Tal angreifen, um ihr Hab und Gut und ihre Frauen und Kinder zu schützen. Die Krieger werden zu stolz sein, um ohne diese zu fliehen!“, verkündete er.
Lucius bezweifelte dies: „Die Mandubiner haben ihre Frauen und Kinder ausgesetzt und dem Hungertod preisgegeben, als sie von Caesar belagert wurden! Und wenn nur die Krieger durchbrechen wollen, wird es ein harter Kampf!“
„Mumpitz!“, entgegnete Sabinus. „Wenn sie die Stellung sehen, werden die Barbaren gar nicht angreifen, sondern direkt fliehen – und das ist dann eine Sache für die Reiter!“
„Centurio!“
Lucius fuhr aus dem Schlaf hoch, eine dunkle Gestalt kniete vor ihm und rüttelte an seinem Arm. „Da draußen bewegt sich was, wir bekommen Besuch!“
Lucius erkannte Celsonius an der Stimme.
„Ist gut, lass die Männer Aufstellung nehmen!“
Er tastete nach seinem Schwert und Helm und verließ das Zelt. „Mann, bin ich steif!“, grummelte er vor sich hin. „Das Schlafen im Kettenhemd ist trotz Stroh und Blättern verdammt hart!“
Lucius’ Befehl, dass niemand die Kettenhemden ausziehen durfte, zahlte sich jedoch nun aus. Um ihn herum krabbelten die Männer aus den Zelten und machten sich kampfbereit. Die ganze Einheit war in wenigen Augenblicken gefechtsklar und nahm die befohlene Aufstellung. Lucius band den Helm fest und eilte zum Südwall.
„Centurio, ein Becher Posca?“, fragte ihn ein Legionär und hielt ihm einen dampfenden Becher hin. „Danke!“
Er griff sich den Becher und nippte im Weitergehen daran. Das Essigwasser war schon kalt nicht jedermanns Geschmack, aber heiß? Andererseits wärmte es ihn auf und sorgte für einen klaren Kopf. Er warf einen Blick nach Osten, wo es sich langsam aufhellte. Bis zur Morgendämmerung konnte es nicht mehr lange dauern.
Am Südwall hockten die Männer zusammengekauert hinter dem Wall und lauschten in die Dunkelheit. Da und dort schepperte es, wo die Legionäre Aufstellung nahmen. Lucius stellte seinen Schild ab und lugte durch die Palisaden. Nichts zu sehen, nur kurz war ein undefinierbares Geräusch zu hören, ein Geraschel oder Getrappel. Und wieder Stille.
Mallius näherte sich leise: „Und?“
Lucius schüttelte den Kopf: „Nichts zu hören oder zu sehen! Aber bei dem Lärm, den
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