Century Love - Tödliches Fieber: Roman (German Edition)
schlafwandelte durch den morgendlichen Unterricht und taumelte zum Mittagessen in den Krankenflügel zurück. Am Nachmittag musste Rose mir nicht erst sagen, dass ich ins Bett gehen sollte – ich tat es freiwillig.
Stunden später wachte ich schreiend auf.
Als ich atemlos und desorientiert die Augen öffnete, stand Rose Marley im Morgenmantel neben meinem Bett.
Ich versuchte, meine Atmung in den Griff zu bekommen, während sie sich auf die Bettkante setzte und mir ein Glas Wasser reichte.
Dankbar trank ich einen Schluck.
»Eva«, flüsterte sie, »was ist zwischen dir und Seth passiert?«
Ich blinzelte und verstand dann plötzlich, warum sie fragte. Ich hatte seinen Namen geschrien. Was war im Traum noch mal passiert? Es war sehr dunkel gewesen. Und so unheimlich! Seth war auch da gewesen.
Ich zuckte die Achseln. Was sollte ich ihr sagen? Lächerlich,jetzt kamen mir auch noch die Tränen. Wütend wischte ich mir die Wangen.
Ich hatte gedacht, es wäre mir recht gut gelungen, mit dem Kapitel Seth abzuschließen, doch jetzt war alles wieder genau wie vorher.
Rose legte den Arm um mich. »Wenn du mich fragst, Eva, ich glaube, er hat dich sehr gern.«
Wütend schüttelte ich den Kopf. »Da irren Sie sich gewaltig, Rose«, krächzte ich.
Mehr sagte ich nicht, aus Angst, dass meine Stimme versagte. Der Schmerz der Zurückweisung war so stark, als wäre es erst gestern gewesen. Er war einfach gegangen, als ich ihn hatte küssen wollen.
Rose seufzte schwer und stand auf.
»Eva, ich habe dir schon vor einiger Zeit etwas zum Abendessen gebracht, aber du hast tief und fest geschlafen. Jetzt bist du bestimmt am Verhungern.«
Falsch.
Trotzdem brachte sie mir das Tablett und stellte es auf meinen Schoß. »Möchtest du vielleicht einen heißen Kakao?«
Ich schüttelte den Kopf und versuchte es mit einem Lächeln. »Es geht mir gut, Rose, danke. Und gehen Sie jetzt bitte wieder ins Bett. Es tut mir sehr leid, dass ich Sie geweckt habe.«
Rose tätschelte mir die Schulter und verschwand.
Ich knabberte an einer Gemüse-Samosa, trank das Wasser und stellte das Tablett auf den Boden. Da ich genug geschlafen hatte, holte ich meinen Laptop.
Für Schularbeiten reichte meine Energie nun doch nichtund mit der Recherche hinsichtlich meines Bluttests kam ich auch nicht weiter, bis ich den entscheidenden Anruf tätigen konnte. Zu meiner eigenen Überraschung tippte ich Seth Leontis in das Suchfeld.
Keine Ergebnisse.
Ich tippte Sethos Leontis Gladiator .
Oh – mein – Gott … ein Treffer … auf der Seite der British Library: ein kleines Foto einer römischen Schnitzarbeit mit einem kurzen Beitrag:
Dieses Reliefbildnis auf Schiefer wurde in der Newgate Street gefunden. Die Abbildung zeigt den gefeierten Gladiator Sethos Leontis, einen der meistbewunderten Retiarii seiner Zeit. Angeblich hatte er mit achtzehn Jahren bereits neun Kränze gewonnen, was keinem anderen jemals gelang. Ein Retiarius war ein Gladiator, der nur mit Netz und Dreizack kämpfte. Da diese Gladiatoren keine Rüstung trugen, ist sein Erfolg umso erstaunlicher.
Ich starrte eine halbe Ewigkeit auf den Text und dachte an den Kampf, den ich gesehen hatte. Es war so brutal gewesen und gleichzeitig so … faszinierend. Ich hatte mir geschworen, Seth aus meinem Leben zu verbannen, und doch sehnte ich mich so sehr nach ihm. Ich war wirklich zu blöd.
Nachdem ich den Computer ausgeschaltet hatte, ging ich ins Bett und löschte das Licht.
Das war auch nicht das Richtige.
Sobald ich die Augen geschlossen hatte, erschien mir sein Bild. Diesmal nicht unheimlich oder visionär, sondern einfach nur schrecklich verknallt. Warum musste mein Schicksal ausgerechnet mit dem des einzigen Jungen in Verbindung stehen, der sich nicht wie gewünscht für mich interessierte?
Ich zog mir die Decke über den Kopf und dachte zwanghaft an etwas anderes: Arthur Newland. War er wirklich derjenige, der in jener Nacht die Bluttests durchgeführt hatte? Was für ein Mensch mochte er sein? Ich musste unbedingt mit ihm reden und hatte eigentlich geplant, ihn letzten Nachmittag anzurufen, doch dann hatte ich die Gelegenheit verschlafen. Plötzlich wurde mir klar, dass es am nächsten Tag genauso laufen würde, wenn ich nicht langsam etwas Schlaf bekam. Schließlich entspannte ich mich, indem ich das Periodensystem aufsagte. Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, klingelte mein Wecker und es war halb acht.
Vorsichtig setzte ich mich auf. Gar nicht schlecht. Genau genommen
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