Century Love - Tödliches Fieber: Roman (German Edition)
nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn ein letztes Mal. »Ich liebe dich. Sei vorsichtig!«
Sethos sah ihr nach, wie sie im Tempel verschwand. Erst als sie mit ihrem Gefolge gegangen war, machte er sich auf den Rückweg.
Obwohl Flavia ihn mit Sicherheit auch in dieser Nacht besuchen würde, ging es ihm so gut, dass nichts seine Laune trüben konnte. Er hatte gehört, dass die anderen Gladiatoren in den nächsten Tagen nach Londinium zurückkehren würden. Deshalb musste er seine Schätze möglichst schnell aus ihrem Versteck in der Erde holen. Eigentlich konnte er das auch direkt auf dem Heimweg erledigen. Es würde nicht lange dauern.
Dann wäre alles für ihre Flucht bereit. Schon in zwei Tagen würde er wieder mit Livia vereint sein.
Dämmerzustand
St. Magdalene’s
2012 n. Chr.
Ich merkte gerade noch, dass ich aus dem Kunstgeschichtsraum getragen wurde, aber ich konnte die Augen nicht öffnen. Jetzt schwitzte ich nicht mehr, mir war eiskalt. Ich zitterte so sehr, dass meine Zähne klapperten. Ich konnte hören, dass jemand meinen Namen rief, aber mein Mund fühlte sich zu weit weg an, um zu antworten, meine Zunge zu schwer, um sie anzuheben. Ich dämmerte weg.
Dann wurde ich kurz von Sirenen geweckt. Ich lag auf einer schmalen Trage und irgendwer drückte mir etwas auf Nase und Mund. Mir war so schrecklich übel. War mir nur schwindelig oder wurde ich tatsächlich getragen?
Man schob mich durch grell erleuchtete Flure. Schritte dröhnten. Es schepperte wiederholt. Das Licht blendete mich. Und überall roch es nach Schmerzen. Mein Kopf! Ein Stöhnen, ganz in der Nähe. War ich das etwa?
Zusammenbruch
Londinium
152 n. Chr.
Nach der langen Seefahrt war Matthias müde und niedergeschlagen. Und doch freute er sich, wieder in Londinium zu sein. Immerhin konnte er hier baden und anständig essen. Außerdem musste er nicht ständig um sein Leben bangen.
Matthias hatte eine schreckliche Zeit hinter sich. Die Truppe war auf der Reise dreimal von Barbaren angegriffen worden, und obwohl es ein tödlicher Fehler war, ausgerechnet Gladiatoren anzugreifen (kein einziger Barbar hatte überlebt), hatte Matthias sich zu Tode gefürchtet. Kämpfen war nicht seine Stärke.
Auch mit seinen medizinischen Fähigkeiten war er an seine Grenzen gelangt. Er hatte unglaublich viele Wunden verarzten müssen, nicht nur nach jedem Kampf gegen die Barbaren, sondern auch in der Arena. Die Gladiatoren hatten Londinium schweren Herzens verlassen, weil sie es für ein schlechtes Omen hielten, ohne ihren besten Kämpfer zu reisen. Seth hatte ihnen Glück gebracht, glaubten sie, und ohne ihn stand das ganze Unternehmen unter keinem guten Stern. Tertius’ brutale Ermahnungen, wie wahre Männer zu kämpfen,richteten gegen ihre Angst nichts aus. Da sie sich fürchteten, passten sie nicht richtig auf, und so erlagen bereits nach einer Woche zwei Gladiatoren ihren tödlichen Verletzungen. Auch Matthias hatte sie nicht retten können.
Tertius war außer sich gewesen. Gladiatoren waren teuer in der Anschaffung, Unterweisung und Unterbringung und der Tod der beiden hatte ihn viel Geld gekostet. Glücklicherweise schob er den Tod der zwei auf ihre eigene Stümperei und Blödheit und machte nicht Matthias dafür verantwortlich.
Doch nicht zuletzt seit diesen Todesfällen wollte Matthias unbedingt wissen, wie es Seth ging. Während alle anderen Sethos, den Gladiator, vermissten und für seine Gesundung beteten, fehlte er Matthias als Freund. Ohne ihn fühlte er sich seltsam haltlos.
Zurück in der Kaserne fragte er als Erstes den lanista , ob er etwas von seinem Lieblingskämpfer gehört hatte.
»Geduld, Matthias. Ich habe einen Boten zur Villa der Natalis’ geschickt. Gleich wissen wir mehr.«
Matthias verbrachte den Nachmittag damit, Dill- und Mohnsamen zu mahlen, Kalmuswurzel zu zerstoßen und eine Bestandsaufnahme seiner Vorräte zu machen. Es war schon fast dunkel, als er endlich eine Liste der Zutaten erstellen konnte, die er auffüllen musste. Nach zwei Stunden flackerte seine Lampe und gab nur noch wenig Licht. Matthias fluchte, weil er sich nun neues Öl von Brude, dem griesgrämigen Piktensklaven, der den Talg- und Ölvorrat verwaltete, erschmeicheln musste. Seufzend nahm er die trübe Lampe und bereitete sich innerlich auf ein zähes Ringen vor.
»Man könnte meinen, es wäre sein eigener Vorrat«,brummte Matthias, als er schließlich durch die Arena in sein Zimmer zurückhastete. Die Lampe verströmte nun ein warmes
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