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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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kleines Dorf, kleiner als früher, da weiß jeder alles vom anderen. Wir sind also in unserem Tun eingeengt. Verstehst du, was ich meine?«
    Bink nickte unsicher. Wenn sein Vater das Gesetz festlegte, dann war das, so umständlich es auch sein mochte, endgültig. »Kein Wildhafer mehr.«
    »Deine Mutter – na ja, dein Erwachsenwerden hat sie überrascht. Der Wildhafer ist vorbei – wahrscheinlich jätet sie ihn gerade –, aber du hast noch viele Erfahrungen vor dir. Bianca mag dich zwar am liebsten immer für einen kleinen Jungen halten, aber sie wird der Natur ins Auge blicken müssen. Sie kann ihr nicht entgehen – nicht länger als fünf Sekunden! Also wird sie einfach damit klarkommen müssen.«
    Roland machte eine Pause, aber Bink war sich immer noch unsicher, worauf sein Vater eigentlich hinauswollte.
    »Demnächst kommt ein Mädchen aus einem der kleineren Dörfer hierher«, fuhr Roland fort. »Offiziell wegen der Schule, denn wir haben ja hier den besten Zentaurenlehrer in ganz Xanth. Aber ich vermute, daß es in Wirklichkeit daran liegt, daß es in ihrem Dorf einfach nicht genügend Jungen gibt, die für sie in Frage kommen. Ich habe gehört, daß sie ihr magisches Talent noch nicht hat entdecken können, und sie ist ungefähr in deinem Alter…« Er brach ab, um Bink bedeutungsschwer anzublicken. »Ich glaube, daß sie einen gutaussehenden, gesunden jungen Mann gebrauchen könnte, der sie herumführt und sie vor den örtlichen Gefahren warnt. Sie soll außerordentlich klug und schön sein und eine sanfte Art des Sprechens haben – das ist eine seltene Kombination.«
    Da hatte Bink zu verstehen begonnen. Ein Mädchen – ein richtiges Mädchen –, das er kennenlernen würde. Eins, das keine Vorurteile wegen seiner mangelnden magischen Fähigkeiten haben würde. Und Bianca würde nichts dagegen haben können, auch wenn sie Binks neu erwachte Männlichkeit vielleicht nicht billigen mochte. Sein Vater hatte ihm eine echte Alternative angeboten. Mit einemmal wurde ihm bewußt, daß er nun auch ohne wilden Hafer auskommen könnte.
    »Sie heißt Sabrina«, hatte Roland gesagt.
    Als Bink vor sich ein Licht erblickte, riß ihn das in die Gegenwart zurück. Irgend jemand stand neben Justin Baum und hielt eine magische Lampe hoch. »Ist schon in Ordnung, Bink«, sagte Justins Stimme neben Bink in der Luft. »Sabrina hat Hilfe herbeigeschafft, aber die wurde nicht gebraucht. Hast du den
    Schwamm?«
    »Ja«, sagte Bink.
    Also war sein kleines Abenteuer eigentlich gar keins gewesen. Genau wie sein Leben. Während Sabrina ihm dabei behilflich war, den Schwamm auf Justins Wunde zu befestigen, merkte Bink, daß er sich entschieden hatte. So konnte er nicht weitermachen, als ein Niemand. Er würde den Guten Magier Humfrey aufsuchen und feststellen lassen, worin sein magisches Talent bestehen mochte.
    Er blickte hoch. Seine Augen trafen sich mit Sabrinas, die im Licht der Lampe schimmerten. Sie lächelte. Sie war noch schöner als damals, als er sie zum erstenmal getroffen hatte, vor so vielen Jahren, als sie beide noch Heranwachsende gewesen waren, und sie war ihm immer treu gewesen. Es war keine Frage: Binks Vater hatte recht gehabt, was die Vorteile – und die Enttäuschungen – anging, die ein echtes, lebendiges Mädchen mit sich brachte. Nun lag es an Bink, zu tun, was er tun mußte – ein echter, lebendiger Mann zu werden.

 
2 Zentauren
     
    Bink ging, einen gefüllten Rucksack auf dem Rücken, zu Fuß los. Er hatte ein gutes Jagdmesser und einen selbstgeschnitzten Stab dabei. Seine Mutter hatte ihn gedrängt, sich einen Führer mieten zu lassen, aber Bink hatte das ablehnen müssen. Der ›Führer‹ wäre in Wirklichkeit doch nur ein Wächter gewesen, der auf ihn hätte aufpassen sollen. Wie hätte er jemals damit leben können? Und doch barg die Wildnis hinter dem Dorf für den unkundigen Reisenden eine Reihe von Gefahren. Nur wenige Leute pflegten ohne Begleitung dort hindurchzugehen. Ein Führer wäre wirklich besser gewesen.
    Er hätte auch ein Flügelroß nehmen können, aber das wäre sehr teuer gewesen und auch nicht ohne Gefahr. Greife waren bisweilen außerordentlich mißmutige Geschöpfe. Er zog es vor, sich auf dem festen Boden zu bewegen, und wenn es nur deshalb sein sollte, um zu beweisen, daß er es konnte, trotz des Kicherns und Höhnens der Dorfjugend. Jama höhnte augenblicklich nicht sonderlich viel – er litt noch unter dem Demütigungszauber, dendie Ältesten wegen seines Angriffs auf

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