Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
diese Erfahrung verblüffte ihn. Doch kurz darauf hatte er sich auch schon auf die Situation geistig und gefühlsmäßig eingestellt, was am ehrfurchtgebietenden Anspannen seiner Muskeln zu erkennen war. Eine Welle der Wut ergriff ihn und ließ seine Ohren rot leuchten. Als sie sein Gehirn erreichte, reagierte er.
    Sein Bogen schwang herum, und der eingelegte Pfeil zielte auf Bink. Dann ließ er ihn losschwirren.
    Bink war natürlich nicht mehr da. Er hatte genug Zeit gehabt, um die Sturmwarnung zu verstehen. Als der Bogen sich bewegte, duckte er sich schon. Dann kam er plötzlich genau unter der Nase des Zentauren hoch und verpaßte ihm mit seinem Stab einen Hieb auf die Schulter. Der Schlag richtete keinen wirklichen Schaden an, mußte aber sehr weh tun.
    Der Zentaur stieß einen Wutschrei aus und wirbelte mit dem Bogen in der Linken herum, während er mit der rechten Hand nach einem neuen Pfeil griff. Doch jetzt hatte sich Binks Stab schon in seinen Bogen verhakt.
    Der Zentaur warf den Bogen fort. Dadurch wurde Bink der Stab aus der Hand gerissen. Sein Gegner ballte eine riesige Faust und Bink huschte schnell hinter den Zentauren, als dieser mit der Faust auf ihn einschlagen wollte. Doch das Hinterteil des Wesens war genauso gefährlich wie die Vorderseite. Es stieß mit einem Bein nach hinten aus. Wie ein Wunder verfehlte der Tritt Bink und traf dafür den Nadelkaktus.
    Der Kaktus erwiderte den Tritt mit einer Salve fliegender Nadeln. Noch während der Huf aufschlug, hatte Bink sich auf den Boden geworfen. Die Nadeln schossen über ihn hinweg und rammten sich in das gewaltige Hinterteil des Wesens. Wieder einmal hatte Bink Glück gehabt: Weder Huf noch Nadeln hatten ihm etwas angetan, es war wie ein Wunder.
    Der Zentaur wieherte mit imposanter Lautstärke. Diese Nadeln taten weh, sie waren alle etwa zwei Zoll lang und spitz, und einhundert von ihnen schmückten nun die glänzende Hautoberfläche. Wenn das Wesen mit dem Gesicht zum Kaktus gestanden hätte, dann wäre es von den Nadeln wohl blind geworden oder sogar an ihnen gestorben; es hatte also Glück gehabt, schien sein Glück im Augenblick allerdings nicht sonderlich zu würdigen zu wissen.
    Jetzt kannte die Wut des Zentauren keine Grenzen mehr. Er bäumte sich auf und stieß mit beiden Hinterhufen nach Bink. Zwei gewaltige Arme schossen vor, und Binks vergleichsweise armseliger Hals wurde von zwei hornigen Händen gepackt, die sich immer fester um ihn schlangen und zudrückten. Bink hing mit baumelnden Beinen in der Luft und war hilflos. Er wußte, daß er nun erwürgt werden würde; er konnte nicht einmal um Gnade bitten, denn seine Atemluft und sein Blut waren beide abgeschnürt.
    »Chester!« rief eine weibliche Stimme.
    Der Zentaur versteifte seine Muskeln, was Bink nicht eben guttat.
    »Chester, laß diesen Mann sofort los!« sagte die Stimme in befehlerischem Ton. »Willst du einen Artenzwischenfall provozieren?«
    »Aber Cherie«, protestierte Chester, während seine Farben um einiges blasser wurden, »er ist ein Eindringling und ist selbst daran schuld!«
    »Er befindet sich auf dem Pfad des Königs«, sagte Cherie. »Reisende dürfen nicht belästigt werden, das weißt du auch. Und jetzt laß ihn los!«
    Die Zentaurin schien kaum dazu in der Lage zu sein, ihren Befehl durchzusetzen, aber Chester beugte sich langsam ihrer Autorität. »Darf ich nicht wenigstens ein bißchen drücken?« bettelte er und drückte ein bißchen stärker zu. Bink fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Wenn du das tust, dann werde ich nie wieder mit dir laufen. Runter mit ihm!«
    »Oooooch…« Zögernd ließ Chester ihn los. Bink rutschte auf den Boden. Was war er nur für ein Narr gewesen, sich mit diesem Kraftbolzen anzulegen!
    Die Zentaurin fing ihn auf, als er zu taumeln begann. »Armes Ding!« rief sie und drückte seinen Kopf gegen ein Plüschkissen. »Bist du in Ordnung?«
    Bink öffnete den Mund, um zu reden, röchelte und versuchte es noch einmal. Er hatte den Eindruck, daß sich sein zerquetschter Hals nie wieder einrenken würde. »Ja«, krächzte er.
    »Wer bist du? Was ist mit deiner Hand los? Hat Chester…«
    »Nein«, sagte Bink hastig. »Er hat mir nicht den Finger abgebissen. Das ist eine Kindheitsverletzung. Siehst du, sie ist schon lange verheilt.«
    Sie musterte die Hand sorgfältig und fuhr mit ihren erstaunlich sanften Fingern darüber. »Ja, das sehe ich. Aber…«
    »Ich… ich bin Bink vom Norddorf«, sagte er. Er drehte den Kopf, um ihr ins

Weitere Kostenlose Bücher