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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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schrei laut.«
    »Das werde ich«, sagte Justin. »Beeil dich.« Dann fügte er hinzu: »Du bist ein großartiger Bursche, Bink. Viel besser als einige, die… äh…«
    »Die magische Fähigkeiten besitzen«, beendete Bink den Satz. »Danke, daß du meine Gefühle schonen willst.« Justin meinte es gut, aber manchmal redete er, ohne vorher nachzudenken. Das lag daran, daß er ein hölzernes Gehirn besaß.
    »Es ist einfach nicht gerecht, daß solche Herumtreiber wie Jama sich Bürger nennen dürfen, während du…«
    »Danke«, sagte Bink grollend und ging fort. Er war völlig Justins Meinung, aber was nutzte es, darüber zu reden? Er überzeugte sichim Gebüsch davon, daß die Übeltäter verschwunden waren.
    Jama, Zink und Potipher, dachte er verärgert – die Dorfmissetäter. Jamas magische Fähigkeit bestand darin, ein Schwert manifestieren zu lassen, und damit hatte er auch auf Justins Stamm eingeschlagen. Jeder, der solchen Vandalismus für lustig hielt –
    Bink erinnerte sich an seine eigenen üblen Erfahrungen mit diesem Haufen, es lag nur drei Jahre zurück. Berauscht von Locobeeren, hatten die drei an einem Pfad nahe beim Dorf im Hinterhalt gelauert, nur um irgend etwas anstellen zu können. Bink war mit einem Freund zusammen in diese Falle geraten, und sie waren von der Wolke Giftgas, die Potiphers Talent ausmachte, zurückgedrängt worden, während Zink dicht vor ihren Füßen Scheinlöcher produzierte und Jama fliegende Schwerter materialisierte, vor denen sie sich ducken mußten. Welch ein Schabernack!
    Binks Freund hatte seine Magie dazu verwandt, zu entfliehen, indem er aus einem Stock einen Golem machte, der seine Stelle einnahm. Der Golem hatte ihm so sehr geglichen, daß er die drei hinters Licht geführt hatte. Bink hatte den Unterschied natürlich bemerkt, aber er hatte seinen Freund nicht verraten. Aber wenn der Golem auch immun gegen Giftgas gewesen war, so war Bink es leider nicht. Er hatte etwas davon eingeatmet und das Bewußtsein verloren, noch während sein Freund mit Binks Vater und Mutter angekommen war.
    Bink hatte plötzlich gemerkt, wie er in der Wolke den Atem anhielt. Er sah, wie seine Mutter seinen Vater am Arm zog und auf Bink zeigte. Bianca besaß die Fähigkeit der Wiederholung: Sie konnte innerhalb eines kleinen Gebiets fünf Sekunden zurückspringen. Das war eine sehr begrenzte, aber äußerst wirkungsvolle Form der Magie, denn es ermöglichte ihr, einen gerade begangenen Fehler nachträglich zu berichtigen, wie etwa Binks Einatmen des Giftgases.
    Dann hatte er wieder ausgeatmet und Biancas Magie nutzlos gemacht. Sie konnte die Szene beliebig oft wiederholen, aber es wurde eben alles wiederholt, auch sein Atmen. Doch Roland hatte ihn durchdringend angeblickt – da war Bink plötzlich steif gefroren.
    Rolands Talent bestand im Betäubungsblick: Ein besonderer Blick, und alles, was er ansah, war auf der Stelle festgefroren und bewegungslos, bis es wieder freigegeben wurde. Auf diese Weise hatte man Bink daran gehindert, das Gas ein zweites Mal einzuatmen, bis man seinen steifen Körper fortgeschafft hatte.
    Als die Betäubung nachgelassen hatte, hatte er sich in den Armen seiner Mutter wiedergefunden. »O mein Baby!« hatte sie gerufen und seinen Kopf an ihre Brust gedrückt. »Haben sie dir weh getan?«
    Bink blieb abrupt neben dem Schwammbett stehen. Schon die Erinnerung daran ließ ihn immer noch schamrot werden. Hatte sie das wirklich unbedingt tun müssen? Ja, sie hatte ihn vor einem frühen Tod gerettet – aber er war unendlich lange danach das Gespött des ganzen Dorfes gewesen. Wohin er auch kam, überall riefen die Kinder »Mein Baby!« in einem hohen Falsett und kicherten. Er hatte sein Leben wieder – um den Preis seines Stolzes. Und doch wußte er, daß er seinen Eltern dafür nicht die Schuld geben konnte.
    Er hatte Jama, Zink und Potipher die Schuld zugeschoben. Bink besaß keine magischen Fähigkeiten, aber er war, vielleicht ja auch aus diesem Grund, der kräftigste Junge im Dorf. Er hatte immer kämpfen müssen, soweit er zurückdenken konnte. Seine Bewegungen waren nicht besonders elegant, aber er besaß viel rohe Kraft. Er war Jama insgeheim eines Tages nachgestiegen und hatte überzeugend bewiesen, daß die Faust schneller war als das magische Schwert. Dann Zink und schließlich Potipher. Bink hatte ihn in seine eigene Gaswolke gestoßen und ihn dazu gezwungen, sie sehr plötzlich verschwinden zu lassen. Danach hatten diese drei Bink nicht mehr

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