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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Justin Baum über ihn verhängt hatten –, aber dafür gab es andere.
    Schließlich hatte Roland begriffen. »Eines Tages wirst du begreifen, daß die Meinungen wertloser Leute ebenfalls wertlos sind«, hatte er Bink zugemurmelt. »Du mußt es auf deine Weise schaffen. Das verstehe ich. Und ich wünsche dir alles Gute – allein.«
    Bink besaß eine Karte, und er wußte, welcher Pfad zu dem Guten Magier Humfrey führte. Genauer, welcher Pfad einmal zu ihm geführt hatte, denn in Wirklichkeit war Humfrey ein mürrischer alter Mann, der es vorzog, in der Wildnis isoliert zu leben. Ab und zu verlegte er sein Schloß oder veränderte die Zugangswege mit magischen Mitteln, so daß man nie sicher sein konnte, ihn auch tatsächlich zu finden. Trotzdem wollte Bink den Magier auf jeden Fall aufstöbern.
    Der erste Teil seiner Reise führte durch ihm bekanntes Gebiet. Er hatte sein ganzes Leben im Norddorf verbracht und hatte die umgebenden Wege und Nebenpfade erforscht. In unmittelbarer Nähe des Dorfs gab es kaum nennenswerte Flora oder Fauna, und das, was es an Gefahren gab, war wohlbekannt.
    Neben einem riesigen Nadelkaktus blieb er stehen, um aus einem Wasserloch zu trinken. Als er näher kam, begann die Pflanze zu beben und schickte sich an, auf ihn loszufeuern. »Sachte, Freund!« sagte Bink in befehlerischem Tonfall. »Ich gehöre zum Norddorf.« Der Kaktus, der von der Beruhigungsformel gebannt wurde, hielt seine tödliche Salve zurück. Das Schlüsselwort war ›Freund‹. Das Ding war ganz bestimmt kein Freund, aber es mußte dem Zauber gehorchen, der darauf lag. Kein echter Fremder konnte das wissen, so daß der Kaktus ein wirkungsvoller Schutz gegen Eindringlinge war. Tiere unter einer bestimmten Größe wurden nicht weiter beachtet. Da die meisten Wesen früher oder später Wasser brauchten, war das ein nützlicher Kompromiß. Einige Gebiete waren gelegentlich von wilden Greifen und anderen Raubtieren heimgesucht worden, aber das Norddorf nicht. Eine Begegnung mit einem zornigen Nadler genügte jedem Tier als Lektion, sofern es sie überhaupt überlebte.
    Nachdem er eine Stunde schnell vorangeschritten war, kam er in weniger bekanntes und deshalb gefährlicheres Gebiet. Was benutzten die Leute dieser Gegend, um ihre Wasserlöcher zu schützen? Einhörner, die darauf abgerichtet waren, Fremde aufzuspießen? Na ja, das würde er schon früh genug feststellen.
    Die gewellten Hügel und kleinen Teiche wichen rauherem Gebiet, und fremdartige Pflanzen tauchten auf. Einige von ihnen hatten hohe Antennen, die sich herumdrehten, um ihn auf Entfernung zu orten, andere gaben sanfte, anziehende Geräusche von sich, besaßen jedoch Äste mit kräftigen Scheren. Bink schritt in sicherer Entfernung an ihnen vorbei. Er wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Einmal meinte er, ein Tier erspäht zu haben, das so groß war wie ein Mensch und acht spinnenähnliche Beine hatte. Er schritt schnell voran.
    Er nahm auch eine Anzahl Vögel wahr, doch die waren unwichtig. Da sie fliegen konnten, brauchten sie sich vor dem Menschen nicht mit magischen Mitteln zu schützen, und so hatte er auch keinen Grund, sich vor ihnen zu fürchten, mit Ausnahme von großen Vögeln, die ihn für ein Beutetier halten könnten. Einmal erspähte er in der Ferne die monströse Gestalt eines Rokh und duckte sich nieder, so daß er über ihn hinwegflog, ohne ihn zu sehen. Solange die Vögel klein waren, zog er ihre Gesellschaft sogar vor, denn die Insekten und Käfer waren manchmal ziemlich aggressiv.
    Tatsächlich bildete sich bald eine Wolke von Stechmücken um seinen Kopf und verhängte einen kollektiven Schweißzauber über ihn, der ihm alles noch unangenehmer machte. Insekten hatten einen untrügerischen Instinkt für Menschen, die sich nicht durch Magie schützen konnten. Bink blickte um sich, fand aber keine insektenabstoßenden Gewächse. Kräuter waren nie da, wenn man sie mal brauchte. Während ihm der Schweiß die Nase hinunter und in Augen und Mund strömte, verschlechterte sich seine Laune merklich. Da flatterten plötzlich zwei kleine Saugschnepfen herbei und saugten die Mücken auf. Ja, er mochte kleine Vögel!
    In drei Stunden war er etwa zehn Meilen gegangen und wurde nun langsam müde. An sich war er ganz gut in Kondition, aber er war es nicht gewohnt, mit schwerem Marschgepäck zu wandern. Ab und zu schmerzte ihn sein Knöchel, den er sich am Ausblicksfelsen verstaucht hatte. Es war keine schlimme Verstauchung, aber sie genügte, um ihn

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