Champagner-Fonds
Müller.«
»Sie lügen. Es war die Druckerei Schwenke und Cie. Ich hatte vor langer Zeit eine Rechnung auf dem Tisch, von dieser Druckerei. Da haben Sie für Ihren Karnevalsverein drucken lassen, und es sollte über die Firma laufen. Also habenSie die Verbindung hergestellt. Wie hätte Goodhouse von allein auf diese Druckerei kommen sollen? Also, wo ist Michael Müller?«
Langers Widerstand brach weiter zusammen. »Ja, das mit der Druckerei stimmt, aber wo dieser Müller sich aufhält, weiß ich nicht, ehrlich, ich schwöre es.«
»Seien Sie damit lieber vorsichtig«, sagte der Staatsanwalt. »Drei Jahre gibt’s für einen Meineid. Wie lief das mit den Flaschen genau ab?«
Langer wird sich irgendwann in Staub verwandeln, dachte Philipp, er hat begriffen, dass wir ihn verachten, und er hat längst begriffen, dass wir wissen, dass er mehr weiß, als er sagt. Langer war durchaus für unternehmerische Aufgaben geeignet, er konnte führen, delegieren, verhandeln und planen, aber einer kriminellen Struktur war er nicht gewachsen. Dazu fehlten ihm die Bosheit, die Härte, und gnadenlos war er auch nicht, so wie Goodhouse.
Langer stöhnte, wieder tropfte die Nase.
»Reden Sie weiter, Mann, wir sind längst nicht fertig.«
»Wenn die Belgier den Bestand prüften, wurde die entsprechende Anzahl Flaschen in den belgischen Keller gebracht. Heute, wo die Deutschen zur Besichtigung da sind, liegt alles im deutschen Keller. Keiner kommt auf die Idee, bei den Holländern nachzusehen, ob der Bestand mit der gekauften Menge übereinstimmt.«
»Das heißt«, sagte Dr. Anlahr nach einer Minute des Schweigens, »dass mit dem Geld der Anleger gar kein Champagner gekauft wurde?«
»Das ist wohl so.«
»Und wo ist das Geld? Wie groß ist das Fondsvermögen?«
Philipp erinnerte sich, eine Zahl gehört zu haben. »Der deutsche Anteil beträgt rund fünfundzwanzig Millionen.«
»Ja, das stimmt«, meinte Langer und hörte sich ziemlich verschnupft an. Er hatte wieder den Kopf in den Nacken gelegt. »Bei den anderen Ländern sieht es ähnlich aus.«
»Wo sind die Millionen, die Mister Goodhouse von seinen Anlegern kassiert hat?«, fragte Dr. Anlahr. »Wenn man Champagner kauft, bekommt man eine Rechnung mit der Anzahl der gekauften Flaschen.«
»Ich habe die Rechnungen gesehen«, warf Philipp ein, »beziehungsweise die Kopien, im Büro in Reims.«
»Für graphische Fragen war MM zuständig ...«
»Also kannten Sie ihn doch, Herr Langer!«
»Nicht persönlich. Man fragt besser auch nicht nach.«
»Dann hat er die Etiketten gefälscht, die Originale reproduziert und auch die Rechnungen? Dann hat er auch die Versicherungspolicen und Transportbescheinigungen – korrigiert?« Philipp sah seinen Sohn an, der mit offenem Mund zuhörte, dann Dr. Anlahr. Der nickte ihm zu.
»Sie haben mir erklärt, der deutsche Beirat sei mit dem Stiftungsrat in Liechtenstein identisch.«
»Leider ist es so.«
»Das wissen Sie bereits?« Langer machte sich noch kleiner.
»Ich halte mich an die Fakten, Herr Langer, bevor ich so miserabel bluffe wie Sie. Aber jetzt hat Herr Achenbach noch eine letzte Frage, bevor wir aufbrechen.«
»Sagt Ihnen der Name Melvin Russel etwas?«
Langers vorsichtiges Kopfschütteln konnte bedeuten, dass er den Namen nicht kannte oder dass die Situation sein Fassungsvermögen überstieg, vielleicht war es auch nur die schmerzende Nase.
»Ich habe etwas vergessen, Monsieur Bellier, wir haben etwas für Sie.« Thomas ging ins Bad und kam mit einem Champagnerglas in einer Plastiktüte zurück, die er ihm mit spitzen Fingern übergab. »Daraus hat Mister Goodhouse gestern getrunken, als er einen Toast auf die Intelligenz und den Weitblick seiner Anleger ausbrachte. Also müssen seine Fingerabdrücke darauf sein.«
»Inzwischen würde es mich wundern, wenn es tatsächlichdie von Goodhouse wären«, fügte Philipp vielsagend hinzu. »Übrigens, Louise, dich schickt der Himmel. Kannst du Thomas gleich zum Leuchtturm nach Verzenay bringen? Die Anleger besichtigen das Champagnermuseum, und er soll die Zeitungen in den Bussen auf die Sitze legen. Es ist eilig.«
Gegen zwölf Uhr kamen sie nach Villers-Allerand. Bisher war alles glattgegangen, sie hielten sich an den von Goodhouse vorgegebenen Zeitplan. Jetzt stand ihnen der gefährlichste Teil bevor. Jeden Augenblick konnten der Engländer, Touraine, seine Motorradbande sowie die Kleinbusse mit einer Horde wild gewordener Anleger aufkreuzen. Wer gerade
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