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Wassermanns Zorn (German Edition)

Wassermanns Zorn (German Edition)

Titel: Wassermanns Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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    Vorher
Eiskaltes Wasser umschloss ihren Körper und spülte die Benommenheit fort, die der heftige Schlag auf ihren Hinterkopf ausgelöst hatte. Instinktiv presste sie die Lippen aufeinander, riss die Augen weit auf und spürte sofort das Wasser brennend auf ihren Augäpfeln.
Wenige Zentimeter unter sich sah sie einen Abfluss mit einem schwarzen Plastikstöpsel darin und einem schmutzig braunen Rand darum. An dem Stöpsel hing der kurze Rest einer silbernen Kugelkette, die schon zerrissen gewesen war, als sie die Wohnung bezogen hatten. Auch der braune Rand war damals schon da gewesen. Einige lange Haare waren unter dem Stöpsel eingeklemmt und trieben im Wasser wie Fangarme umher. Die meisten stammten von ihr. Ausgerechnet in diesem unpassenden Moment erinnerte sie sich an die häufigen Ermahnungen, endlich den Abfluss zu reinigen. Sie hatte nie darauf gehört und wünschte sich jetzt, es nachholen zu können. Zeit zu bekommen dafür. Doch ihre Zeit lief gerade unaufhaltsam ab.
Zwei kräftige Hände drückten sie unter Wasser. Eine packte sie im Nacken, die Finger der anderen gruben sich wie Stahlklauen in die Muskulatur ihres Hinterns.
Sie strampelte mit den Beinen, schlug mit den Händen auf den Wannenrand, fand aber keinen Halt, sondern glitt immer wieder ab an der nassen, rutschigen Emaillebeschichtung. Ihre langen Nägel kratzten darüber und quietschten jämmerlich.
Erst jetzt bemerkte sie, dass sie nackt war. Er musste sie entkleidet haben, während sie besinnungslos gewesen war. Alles war so schnell gegangen, sie hatte keine Chance gehabt, sich zu wehren. Dabei hätte sie es wissen können. Sie hätte aus den Geschehnissen der letzten Wochen nur die richtigen Schlüsse ziehen müssen.
Zu spät. Jetzt war es dafür zu spät.
Die Anstrengungen ihrer Gegenwehr forderten bereits nach wenigen Sekunden ihren Tribut. Ihre Lunge lechzte nach Sauerstoff, ihr ganzer Körper schrie danach. Aber ihr Verstand stemmte sich verzweifelt dagegen.
… nicht atmen, auf keinen Fall atmen …
Sie war es nicht gewohnt, die Luft anzuhalten, kämpfte gegen den Atemreflex an, presste weiterhin ihre Lippen fest aufeinander und nahm sich vor, sie nie, nie, nie zu öffnen. Denn mit dem Wasser würde der Tod in sie eindringen, und sie wollte nicht sterben, nicht jetzt und nicht hier. Nicht in ihrer Wanne, jenem Platz in der Wohnung, an dem sie sich, eingehüllt in warmes Wasser und Schaumberge, stets so sicher und geborgen gefühlt hatte.
… nicht atmen, auf keinen Fall atmen …
Sie mobilisierte all ihre Kräfte, trat noch heftiger aus, wand sich wie ein Aal, und tatsächlich schaffte sie es, den Kopf aus dem Wasser zu recken. Sofort riss sie den Mund auf und schnappte mit einem gierigen Geräusch nach Luft.
Doch mit brachialer Gewalt wurde sie wieder hinuntergedrückt und atmete unweigerlich Wasser ein.
Jetzt war es in ihr, in ihrem Hals, wo es einen Würgereflex auslöste. Obwohl sie es nicht wollte, atmete sie ein weiteres Mal ein. Ihre Lunge verkrampfte sich.
Unbarmherzig wurde sie tiefer hinuntergedrückt, gegen den Wannenboden, bis ihre Nase brach. Der heftige Schmerz ließ sie die Augen erneut weit aufreißen, und sie sah, wie sich ihr Blut wie roter Nebel mit dem Wasser vermischte. Die langen, unter dem schwarzen Plastikstöpsel eingeklemmten Haare verschwanden hinter dem Rot.
Das Letzte, was ich sehe, sind unsere Haare, dachte sie. Meine und ihre, miteinander verflochten, so wie unsere Leben.
Ein paar Luftblasen stiegen von ihren Lippen auf. Silbrig schimmernde Kugeln, die sie so gern zurückgestopft hätte in ihren Mund, damit das bisschen Sauerstoff ihr noch eine Sekunde verschaffte. Eine Sekunde länger im Leben, im Hier und Jetzt …
Ihre unkontrollierten Zuckungen erlahmten. Durch das Wasser gedämpft und verzerrt hörte sie ihre eigenen Schluckgeräusche, entsetzlich, unmenschlich. Die dröhnende Stimme des Todes hallte durch ihren Kopf, füllte ihn aus, lauter als die Angst, lauter noch als der Schrei nach Leben.
Sie atmete ein letztes Mal ein.
Und dann war Stille.

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    Jetzt
    1
    «Hast du Lust zu baden, Stiffler?»
    Die Stimme am anderen Ende des Telefons klang wässrig, so, als trinke der Mann beim Sprechen.
    «Wer ist da?», fragte Eric Stiffler.
    Ein paar Sekunden sagte niemand etwas. Der Anrufer atmete mühsam, und das rasselnde, schleimige Geräusch jagte Eric einen Schauer über den Rücken. In seinem Kopf wollte sich eine Erinnerung entfalten.
    «Die

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