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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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sich an, als wollte Langer sich selbst Mut zusprechen, und gleichzeitig schreckte er davor zurück, das Endgültige zu begreifen. Doch in seinen Augen stand Entsetzen, er war am Ende der Sackgasse angekommen. Die Mauer dort war zu hoch, er kam nicht drüber.
    Zwischen dem Hochgefühl und dem Schritt in den Abgrund liegen manchmal keine fünf Minuten, dachte Philipp.
    Gehetzt blickte Langer von einem zum anderen, sah zum Fenster, worauf ihm Thomas sofort den möglichen Fluchtweg vertrat.
    Mit einer einladenden Geste wies der Staatsanwalt auf die Sessel. »Wie wär es, Herr Langer, wenn wir uns setzten und uns Kaffee kommen ließen?« Er sah auf die Uhr. »Viel Zeit haben wir nicht, und Sie erzählen uns alles in Ruhe. Dann können wir vielleicht eine Lösung finden. Herr Achenbach hat einen interessanten Vorschlag parat, auch in Bezug auf   ...«
    In diesem Moment klopfte jemand an die Tür. Langer sah seine Bewacher an, suchte in ihren Gesichtern nach irgendeinem Anzeichen, er schöpfte Hoffnung   ...
    Thomas schloss die Zimmertür auf. »Ah, Monsieur Bellier.« Er schüttelte dem Polizisten die Hand und sagte zu Langer gewandt: »Unser Mann von der Kripo.«
    » Est-que c’est notre témoin
?
«
    Thomas bejahte seine Frage. »Ja, genau, das ist er, unser Kronzeuge. Er möchte jetzt sehr gern eine Aussage machen.«
    »Schicken sie jetzt schon Kinder?«, fragte Langer.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Pascal Bellier. »Ich spreche kein Deutsch.« Er hatte wohl begriffen, dass es sich um eine Frechheit oder eine Provokation handelte, und wandte sich brüsk Langer zu. Dabei verrutschte seine Jacke, und alle sahen, dass er bewaffnet war. Langers Zweifel, ob es sich um einen Polizisten handelte, war ausgeräumt.
    Philipp übersetzte das auf Deutsch Gesagte mit der Absicht, dass es Bellier in seinem Stolz treffen und den jungen Mann gegen Langer aufbringen würde. Er hatte die Reaktion richtig eingeschätzt, das »Kind« konnte er unmöglich auf sich sitzen lassen. Bellier antwortete mit einer Schimpfkanonade, bei der nicht die Lautstärke das Entscheidendewar, sondern die Eindringlichkeit. Da stand ein offizieller Vertreter der Grande Nation in seiner ganzen Würde zehn Zentimeter vor Langer, und während Bellier davon sprach, was man in den französischen Gefängnissen mit Deutschen machte, die noch immer nicht besonders beliebt seien, kippte Langer fast mit seinem Stuhl hinten über. In diesem Moment begann sein Verfall.
    Zuerst zeigte er feine Risse, dann bröckelte er, einzelne Stücke lösten sich von ihm, ganze Brocken, bis er mit hängenden Schultern vor ihnen stand. Da traf Philipp sogar ein zaghaft um Hilfe suchender Blick. Das war die Chance, Philipp schlug einen versöhnlichen Ton an.
    »Ich habe eine Reihe von Forderungen. Sie sind nicht unerfüllbar. Wenn Sie sich damit einverstanden erklären, geht es möglicherweise glimpflich für Sie aus.«
    »Wollen Sie Geld?«
    »Ist Geld das Einzige, woran Sie denken, Herr Langer? Genau das bricht Ihnen das Genick. Außerdem langweilen Sie mich. Sie haben es neulich bereits mit dem CEO versucht und auch keinen Erfolg gehabt.«
    »Was wollen Sie dann?
    »Ich will allerdings meine Auslagen ersetzt bekommen, Reisespesen sozusagen. Sie werden die Rufmordkampagne bei unseren französischen Winzern ungeschehen machen. Sie nehmen die Anschuldigungen, sowohl die wegen Betrugs wie auch die wegen des Diebstahls gegen mich zurück, schriftlich. Ich werde bei France-Import mit sofortiger Wirkung ausscheiden und eine Abfindung erhalten   ...«
    »Also doch Geld   ...«
    »Wollen Sie mich bei unserem zerrütteten Vertrauensverhältnis etwa weiter beschäftigen?«, unterbrach ihn Philipp. »Sie sollen France-Import allein weiterführen, Sie! Das ist meine Bedingung und der Grund, weshalb ich mich bemühen werde, Ihnen den Knast zu ersparen. Ich will nicht, dass dreißig Leute mehr auf der Straße stehen.«
    »Das ist doch nicht alles?« Langer zog misstrauisch den Kopf ein.
    »Nein. Sie werden bei der Aufklärung des Mordes an dem Arbeiter, den man ›den General‹ nannte, und auch seines Sohns mitwirken. Sie helfen uns, den Aufenthaltsort von Michael Müller zu klären. Und Sie sagen uns alles, was Sie über Mister Goodhouse und den betrügerischen Fonds wissen. Alles – verstanden? Ach, Touraine hätte ich fast vergessen.«
    »Und wer finanziert mir dann die Erweiterung von France-Import?«
    »Haben Sie wieder Oberwasser? Glauben Sie nicht, dass Sie Ihre Lage verkennen?«

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