Chancen, Risiken, Folgen 4
Das kann man doch wohl zu den Akten legen und wieder Freunde sein. Rein platonisch, versteht sich.
Seufzend streiche ich mir die Locken aus dem Gesicht, die ein leichter Windzug mir immer wieder störend in die Augen pustet. Ruhe liegt über der Lagune und die Sonne nähert sich dem Horizont, eigentlich eine wunderschöne Stimmung, doch ich kann sie nicht genießen, bin zu sehr in meine Überlegungen vertieft und vermisse Matt.
Schritte tappen über die Holzbohlen des Stegs, der die Hütten mit der Insel verbindet. Ich schaue nicht auf, es wird sicher irgendein heimkommender Nachtschwärmer sein. Erst als sie direkt vor mir halten, hebe ich den Kopf und entdeckte Matt, der leicht verlegen vor mir steht, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben.
„Hey Ole“, murmelt er.
„Matt, schön dich zu sehen. Ich dachte schon, du sprichst nicht mehr mit mir.“
„Tut mir leid.“ Er kaut auf der Unterlippe und hält den Blick gesenkt.
„Setz dich. Willst du ein Bier?“ Nervös springe ich auf und laufe in die Hütte, hole zwei Flaschen aus der Bar und kehre zu Matt zurück, der sich auf dem zweiten Stuhl niedergelassen hat.
„Meine Reaktion war dumm. Es war nur so … überraschend und ich war irgendwie verwirrt. Können wir einfach wieder Freunde sein?“ Ich lächle ihn verlegen an, reiche ihm ein Bier und mein Herz stolpert, als wir uns dabei kurz berühren.
Wie wäre es, wenn er mich lieben würde? So richtig, mit allem Drum und Dran? Wenn wir jeden Tag zusammen wären, für immer? Ich zwinge mein dummes Wunschdenken in den Hintergrund, setze mich auf den anderen Stuhl und trinke einen Schluck.
„Ehrlich gesagt, finde ich dich sexy und hätte gegen eine Wiederholung nichts einzuwenden, allerdings muss es bei einem Urlaubsflirt bleiben, denn wir wohnen zu weit voneinander entfernt, das sollte uns gleich klar sein“, erwidert Matt nach einer Weile.
„Wieso weit entfernt?“
Ich kann mich erinnern, ihm erzählt zu haben, dass ich in Hamburg lebe, doch wo wohnt er? Auf dem Mond?
„Ich lebe in Frankfurt“, erklärt Matthew und streift mich mit einem kurzen Seitenblick. „Das ist zu weit weg, um sich wiederzutreffen.“
Das nehme ich erst mal so hin, denn solange er nicht in Alaska wohnt, wird mir keine Strecke zu lang sein, um ihn wiederzusehen.
„Du meinst also, es wäre in Ordnung für dich, wenn wir wieder …“, frage ich sicherheitshalber.
Matt nickt, leert seine Flasche zur Hälfte und erklärt: „Ja. Aber bis zum Letzten will ich nicht gehen, damit das vorher klar ist.“
Die Sonne küsst inzwischen den Horizont und ich hole ein Windlicht, das ich auf dem kleinen Tisch vor uns aufstelle. Schon kurz darauf senkt sich Dunkelheit über die Lagune und das Kerzenlicht zaubert flackernde Schatten auf die Veranda. Vom Hotel her sind gedämpft Musik und Stimmen zu hören, ansonsten ist alles ruhig. Ich schaue Matthew an, der schweigend auf seine Hände guckt.
Eine harmlose Affäre? Mein Gott, ich würde das Blaue vom Himmel runterlügen, wenn ich dafür noch einmal seine weiche Haut streicheln dürfte, in diese wunderschönen Augen sehen und sein Stöhnen hören. Ja, ich bin zu allem bereit und die Schmetterlinge, die die ganze Zeit abwartend auf dem Boden meines Magens gehockt haben, fliegen hoch und tanzen, sodass mir ganz übel wird und sich Angst und Freude mischen, bis mich der Cocktail fast erstickt.
„Sagtest du nicht mal, dass du gern im Meer baden würdest? Wir könnten hier direkt ins Wasser springen“, schlage ich vor, da mich brennende Nervosität gepackt hat und ich unmöglich länger ruhig sitzen kann.
Matts Blick gleitet zu dem still daliegenden Nass, das von dem Lichtschein, der aus den Hütten dringt, sanft beschienen wird. Er nickt, stellt die Flasche ab, zögert dann aber.
„Ich habe keine Badehose dabei.“
Ich habe schon T-Shirt und Hose abgestreift, nun schiebe ich auch noch die Shorts von den Hüften und zwinkere ihm verschwörerisch zu.
„Es sieht uns keiner. Lass uns nackt baden.“
Matthews Augen sind starr auf mich gerichtet, während er langsam die Jeans auszieht. Er fummelt an der Prothese herum, legt sie neben sich auf den Boden und streift den Rest seiner Kleidung ab. Mir wird ganz flau im Magen, als ich seinen schönen Körper im schwachen Kerzenlicht endlich ganz sehen kann. Matt ist anbetungswürdig und ich würde ihn am liebsten über die Schulter werfen und zum Bett tragen, aber das wäre nicht richtig und wir haben die ganze Nacht Zeit.
Er steht
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