Change for a Kill
niemals mehr so wie früher werden konnte. In Gepardengestalt konnte er laufen und springen, zwar langsamer und weit weniger ausdauernd, aber zumindest schmerzfrei. Er hatte sich mittlerweile damit recht gut abgefunden und plante seine berufliche Zukunft, sobald er die Schule abgeschlossen hatte – später als gedacht, er würde ein Jahr verlieren.
Daniel war gestern aus dem künstlichen Koma geholt worden. Körperliche Langzeitschäden gab es nicht, er hatte in dieser Hinsicht alles überstanden. Wie er sich psychisch entwickeln würde, und ob er dauerhaft clean bleiben konnte, blieb abzuwarten. Er hatte in den zwei Stunden, die Samuel dabei gewesen war, immer wieder einige Minuten Verwirrung durchlitten, wirkte zeitlich völlig desorientiert und brachte Namen und Ereignisse durcheinander. Angstzustände oder Psychosen hatte er bislang nicht gezeigt. Samuel hoffte, dass mit ihm alles gut werden würde.
Tyrell war intensiv untersucht worden, ob er möglicherweise auch ein Multipler Wandler sein könnte, ohne es zu wissen. Da seine DNA keine Anhaltspunkte dazu lieferte, war es mittlerweile zur allgemeinen Erleichterung ausgeschlossen worden.
Samuel seufzte innerlich. Nun gab es keine Ausreden mehr, er musste gehen.
„Also dann …“ Langsam wandte er sich von Dylan ab. Es fühlte sich falsch an, Abschied zu nehmen, nachdem sie all das durchgestanden hatten. Er wollte mehr von dieser Nähe und Gemeinschaft, die er bei Dylan kennen lernen durfte, vor allem in der vergangenen Woche. Es war ruhig und fröhlich beim Rudel zugegangen, das ihn vollständig akzeptiert hatte. Der Lärm war gar nicht so anstrengend und der häufige Körperkontakt in Form von Knuffen, leichten Boxhieben oder spontanen brüderlichen Umarmungen tatsächlich angenehm. Und nun sollte er wieder für sich selbst leben … Selbst während der Zeit im Therapiezentrum war er nie gänzlich allein gewesen. Immer hatten sich Menschen in seiner Nähe befunden. Das sollte er gegen sein leeres Appartement eintauschen, wahrscheinlich mit Zimmerpflanzen, die sich irgendwo zwischen vertrocknen und Mumifizierung befanden, sowie einer drei cm hohen Staubschicht. Sein Zuhause. Sein Leben. Es wartete auf ihn, genau wie seine Kollegen, seine Arbeit. Warum war da dieser Widerstand in ihm? Er hatte gewusst, dass dieser Augenblick kommen würde. Entschlossen gab er sich einen Ruck. Brian hibbelte gewiss schon ungeduldig, er musste los.
„Moment!“, sagte Dylan plötzlich, packte ihn am Handgelenk und zog ihn zu sich heran. Wie bei ihrer ersten Begegnung pressten sich ihre Körper aneinander. Das Gedränge der wild tanzenden Menge ließ keine andere Möglichkeit und eigentlich wollte Samuel auch gar nicht auf Abstand gehen. Dunkelblaue Augen hielten ihn gebannt, als Dylans Gesicht sich näherte … und näherte … Lippen strichen sacht über seine Wangen, warmer Atem auf seiner Haut …
Der Kuss war erst nur eine scheue Berührung, ein Hauch, bereit, sofort zu enden. Als er nicht zurückwich, erhöhte Dylan den Druck, legte ihm zugleich die Hände in den Nacken, um sich noch dichter heranzudrängen, falls das möglich war. Nie gekannte Empfindungen durchzuckten Samuels Körper, weckten Sehnsucht nach mehr, so viel mehr und entfachten Hitze in seinem Schoß. Der Lärm und all die Menschen um sie herum entschwanden vollständig aus seiner Wahrnehmung. Dylan war Anfang und Ende seiner Welt. Samuel klammerte sich an ihn, erwiderte den Kuss, verwundert über sich selbst. War das wirklich er selbst, der vor Verlangen glühend jede Zurückhaltung vergaß, die sonst zu ihm gehörte wie sein Name?
Eine Zungenspitze stupste gegen seine Lippen. Er stöhnte auf, Hitze pulsierte in ihm und verbrannte das letzte Bisschen Denken und Zweifeln. Begierig öffnete er den Mund und ließ Dylan gewähren, der ihn sanft und leidenschaftlich zugleich eroberte, erforschte, in Besitz nahm. Ob Minuten und Stunden vergangen waren, als dieser Kuss endete, wusste Samuel nicht zu sagen. Wie trunken hielt er sich an dem schlanken, harten Körper fest, froh über die Hände, die seinen Rücken streichelten und ihm Halt gaben, bis sein Verstand sich gesammelt hatte. Was um Himmels Willen war hier gerade geschehen? Unwillig öffnete er die Augen und blickte hoch.
„Es tut mir leid“, flüsterte Dylan. „Ich hätte das nicht tun dürfen.“
„Nein, ich …“
„Sht. Nicht.“ Zärtlich legte Dylan ihm einen Finger an die Lippen und brachte ihn auf diese Weise zum Schweigen.
„Es war
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