Change for a Kill
das nicht auf die Droge bezieht, sondern dass sie sich selbst für jemanden hält, der unsichtbar im Schatten tanzt. Als sie erwähnte, dass ihre Mutter von einem Steinadler vergewaltigt und umgebracht wurde, da hab ich sie angesprochen … Sie hatte spöttisch geantwortet, auf eine Art, als würde sie genau wissen, wer ich bin. Da hab ich ein wenig rumgeforscht, um herauszufinden, wer sie ist. Mark hatte mir einiges am Computer beigebracht. Sie hat mich erwischt, und da hab ich mir was aus den Fingern gesogen, behauptet, dass ich glaube, wir wären Verwandte und dass ich sie kennen lernen wolle. Ich hab auf dummen Jungen gemacht und sie hat es geschluckt, jedenfalls kam nichts mehr und ich hatte nicht noch einmal versucht, ihr nachzustellen.“
„Ich bin froh, dass du es getan hast“, sagte Dylan und nahm ihn in die Arme. „Durch dein merkwürdiges Benehmen hatte ich einen Grund, dir meine Leute nachzuschicken, damit sie ein Auge auf dich halten. Vielleicht war es für sie ein Grund, mit dir reden zu wollen. Es hat jedenfalls dafür gesorgt, dass wir hier alle zusammengetroffen sind.“
Sam trat zu ihnen, sein niedergeschlagener Gesichtsausdruck und die gespannte Vorsicht in seinem Blick verrieten, was ihn bewegte.
„Du musst diese Frage nicht stellen“, sagte Dylan rasch. „Ich hoffe, die Antwort ist klar.“ Tyrell runzelte kurz die Stirn, schaute zwischen ihnen hin und her, dann verstand er und nickte eifrig.
„Annika hatte Recht mit dem, was sie gesagt hat. Du warst ein kleiner Junge und trägst keine Schuld an dem, was dein Vater getan hat. Es gibt nichts zu verzeihen. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie ich die Schande überleben soll, einen Adler zum Bruder zu haben.“ Sein schalkhaftes Lächeln fiel matter aus als gewöhnlich, doch es genügte, um Sam ebenfalls zum Lächeln zu bringen.
„Tja. Ich würde sagen, die Zusammenarbeit zwischen Vögeln und Säugetieren ist damit vorerst beendet, oder?“, fragte Dave. Es klang nicht so, als würde er es begrüßen.
„Nichts da! Ich habe genügend Papierkram am Hals, um einen Monat lang darin zu ertrinken und ich will verdammt sein, wenn dieser Adler dort nicht seinen Part übernimmt“, rief Dylan und klopfte Sam herzlich auf die Schulter. „Natürlich erst, wenn deine Therapien abgeschlossen sind, Zudem muss ich mich um Daniel kümmern. Und Kathryn verhaften, was mir ein besonderes Vergnügen sein wird. Unser Bürgermeister wird einen Schlag kriegen.“
„Ich glaube, ich hatte da eine SMS bekommen, bevor Annika mein Handy zertrampelt hat, dass ich sehr, sehr dringend daheim von meinen Leuten gebraucht werde …“, murmelte Sam und tat, als wolle er sich heimlich davonschleichen.
„Im Augenblick hab ich das Sagen, Leute“, ließ Rick sich plötzlich vernehmen. „Und ich bestätige, dass Sammy uns einige sehr, sehr ausführliche Berichte schuldet. Mitgefangen, mitgehangen, Kumpel.“ Er wirkte völlig normal, nicht, als wäre er vor Minuten erst trauernd neben den Überresten seiner Frau zusammengebrochen. Und ja, sie spielten alle gerade heitere Normalität. Es half, nicht durchzudrehen …
Oder vielleicht waren sie das auch schon längst.
Sie befanden sich im Boister Club, mitten im Gedränge. Nach einigen Razzien war der Club geschlossen worden, doch inzwischen wurde hier wieder nächtelang getanzt und gefeiert. Alle hofften, dass Invisible nun rasch vom Markt verschwinden würde, das Zeug war anscheinend selbst den Drogenkartellen unheimlich.
Brian hatte darauf bestanden, Samuel mit dem Motorrad abzuholen, obwohl er die Therapie erfolgreich beendet und danach noch eine Woche als Gast bei Dylans Rudel gewohnt hatte. Er konnte wieder stundenlang fliegen und würde sich bald den alten Geschwindigkeitsrekorden annähern. Brian suchte vermutlich bloß eine Ausrede, seine Maschine benutzen zu dürfen. Eigentlich war Samuel ziemlich dankbar, dass er den Rückweg nicht allein bestreiten musste. Kaum zu fassen, dass es nun ein für alle mal vorbei sein sollte! Doch sämtliche Berichte waren geschrieben, Kathryn saß in Untersuchungshaft, Annika war in einer stillen Zeremonie bestattet worden. Corys Therapie war seit gestern beendet, er sollte von nun an in Shonnam von einem Physiotherapeuten übernommen werden. Der Junge hatte wunderbare Fortschritte gemacht – er konnte den Arm heben und alle Finger nutzen, zumindest für grobe Bewegungen und leichte Arbeiten. Die Ärzte waren zuversichtlich, dass er noch an Kraft zulegen würde, auch wenn es
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