Changelings
und mal dort, nieste meist wegen der chemischen Gerüche, die dem neuerrichteten Bau noch anhafteten, und schlug mit den Tatzen nach den wenigen kleinen Erdhaufen, die vom Bau noch übrig geblieben waren.
»Na ja, es gibt ja wohl keinen Grund, hier draußen herumzustehen, oder?« sagte Sean und nahm die drei Eingangsstufen auf einmal.
Gal Drei
»Ich sage es Ihnen doch, Louchards richtiges Schiff ist gerade erst gestartet«, beharrte Charas mit Nachdruck gegenüber dem Kommandanten Nal an Hon. Sie trug wieder die Kleidung einer Stationsgöre, doch an ihrem Verhalten war nichts Kindliches, wie sie sich über den Schreibtisch beugte, die Tischkante mit beiden Händen gepackt. Die weißen Knöchel waren ein unübersehbares Zeugnis ihrer festen Überzeugung, als sie fortfuhr: »Deshalb haben sie die Entführungsopfer auch in keinem der gestarteten Schiffe finden können.«
»Ihre Instrumente könnten fehlerhaft sein, Charas«, erwiderte der Kommandant geduldig.
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»Fehlerhaft? Beim linken Fußnagel meiner Tante - niemals!« Sie schwang sich vom Schreibtisch fort und begann auf und abzugehen.
»Meine Instrumente haben immerhin den ursprünglichen Alarm sowohl von Madame Allgemeine als auch der Frau Oberst registriert.
Ich bin beiden bis zur Ladebucht30 gefolgt ...«
»Ja, und im Shuttle auch ...«
»Das stimmt, aber das schien auch das nächstliegende Fluchtfahrzeug zu sein ... Außerdem ging alles so schnell ... Mein Implantat zeigt nur auf gewisse Entfernung Lebenszeichen an.«
Charas schüttelte den Kopf-schließlich waren sie alle davon überzeugt gewesen, daß sich die Opfer an Bord des Shuttlefahrzeugs befinden mußten. »Aber das Implantatsignal weist darauf hin, daß Madame Allgemeine sich immer noch auf Gal Drei befindet. Den stärksten Repons habe ich in der Ladebucht bekommen, nur daß es dort irgendein Verzerrersystem gibt, welches die Impulse streut, so daß man die Quelle nicht präzise orten kann.« Als der Kommandant sie unterbrechen wollte, hob sie abwehrend die Hand. »Bis vor einer halben Stunde. Die Flugsicherung meldet, daß nur fünf Schiffe in der letzten Stunde -nein, in den letzten Stunden, um genau zu sein -
um Starterlaubnis ersucht haben.« Während sie sich verbesserte, wirkte ihr Lächeln grimmig. »Ich habe ja länger gebraucht, um Sie mit dieser Information zu erreichen. Alles übrigens Frachter, die keine sonderlich großen Geschwindigkeiten entwickeln können.«
»Hören Sie, ich will Madame Allgemeine genauso gern zurückhaben wie Sie, aber ich verfüge nun einmal nur über begrenzte Kräfte, um die Fahndungs-und Durchsuchungsaktion durchzuführen.«
»Madame Allgemeine wird natürlich für Ihre Kosten aufkommen.
Worauf warten Sie also noch, Kommandant?«
»Auf nichts«, erwiderte er abrupt. Er betätigte den Alarmschalter, erteilte Anweisungen, gab Beschreibung und Kennzeichen der fünf Schiffe durch, die aufzubringen und zu durchsuchen waren.
»Ganz schön raffiniert, das müssen Sie zugeben«, meinte Charas, die sich nun, da er endlich gehandelt hatte, ein wenig entspannte, »auf Gal Drei zu bleiben, während die ersten Fahndungsmaßnahmen
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liefen. Aber wir wissen schließlich auch, daß Louchard stets die modernste Technik verwendet. Diese Entführung war sorgfältig geplant.«
Charas seufzte und rieb sich das Gesicht; sie hatte durchgearbeitet und nur ab und zu ein kurzes Nickerchen eingelegt, um sich zu erfrischen. Und das, seitdem sie den ersten Alarm empfangen hatte: Durchsuchung der riesigen Ladebucht, Überprüfung sämtlicher Schiffe in der Anlage, und das gleich mehrmals; Bemühungen, genau zu bestimmen, an Bord welches der etwa hundert Schiffe die Entführungsopfer vielleicht gefangen gehalten wurden. Doch obwohl es sich bei ihrem Ortungsgerät um den technisch am höchsten entwickelten Typ handelte, erhielt sie einfach zu viele >Echos<, selbst wenn sie es an eine Fahrzeughülle anlegte, um damit auch nur das Zielschiff zu bestimmen. Glücklicherweise hatte ihre Verkleidung sie vor Nachstellungen der Schiffsmannschaften bewahrt: Vor allem Aliens nahmen es schnell übel, wenn sie einen dabei beobachteten, wie man ohne erkennbaren Grund vor ihrem Schiff herumlungerte.
Zu Beginn des Vorfalls hatte sie die Frauen in der Begleitung von Macci Sendal gewußt; deshalb war sie Yana nicht so dicht auf den Fersen geblieben wie sonst. Und deswegen machte sie sich auch Vorwürfe. In den mittleren Jahren, allmählich nachlässig werdend, würde sie ihren
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