Charles
sie lächelnd.
„Hallo“, erwiderte Scott.
„Hast du Lust, mit uns Blumen zu pflücken?“ fragte Susan mit großen Augen. Lanni hatte ihnen während des gemeinsamen Abendessens angeboten, sie zu duzen. „Wir wollten Mom und Sawyer zur Hochzeit Blumen schenken, aber …“
„Aber Mom hat gesagt“, fuhr Scott fort, „dass wir nicht allein in die Tundra gehen dürfen, und wir finden keinen …“
„Wir finden keinen Erwachsenen, der mit uns kommt“, beendete Susan den Satz.
„Also, kommst du mit?“ Beide blickten sie erwartungsvoll an.
„Die Blumen sind wirklich schön“, bekräftigte Susan.
„Wir haben sogar ein Buch“, ergänzte Scott. Er nahm den Rucksack ab, den er trug, und kniete sich hin, um ein kleines Buch herauszunehmen. „Das hat Mom uns gegeben. Es ist aus der Bücherei. Hier.“ Er reichte ihr das Buch, das viele Fotos und Zeichnungen enthielt.
„Kommst du mit?“ fragte Susan leise.
Lanni konnte den beiden nicht widerstehen. „Ich habe noch nichts gegessen, aber ich kann mir ja ein Sandwich machen und es mitnehmen.“
Beide strahlten übers ganze Gesicht.
„Aber ich muss um fünf wieder hier sein.“ Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Charles hatte sie angerufen und sie zum Abendessen eingeladen. Da sie um sechs da sein sollte, würde sie noch genug Zeit haben, um sich umzuziehen.
„Das ist okay. Wir müssen nämlich noch früher zu Hause sein.“
Die Kinder folgten ihr in die Küche, wo sie für die beiden und sich Sandwiches zubereitete. Schließlich entschied sie, ein Picknick zu machen, und packte noch Kekse und eine Thermoskanne mit Saft ein. Zu guter Letzt verstaute sie eine Dose Pfefferspray in ihrer Tasche, für den Fall, dass ein Bär auftauchen sollte.
„Ich ziehe mir noch andere Schuhe an, dann bin ich fertig“, erklärte sie.
„Ich lauf’ schnell rüber und sag’ Mom, dass du mit uns kommst“, meinte Scott.
Lanni hatte gerade ihre Boots zugeschnürt, als Scott zurückkam. „Ich soll dir von Mom sagen, dass sie sich freut, weil du mit uns gehst.“
„Es wird sicher viel Spaß machen. Wir bestimmen gemeinsam die Blumen und pflücken einen schönen Hochzeitsstrauß.“ Wenn man die Blumen kühl lagert, halten sie bis zur Hochzeit, dachte sie.
Sie gingen die Hauptstraße entlang, bis der Ort außer Sichtweite war. Im Norden waren die schneebedeckten Gipfel der Brookskette zu sehen. In der Tundra grünte und blühte es, und die Blumen bewegten sich leicht in der kühlen Brise.
Auf dem Weg entdeckten sie mehrere Stellen, wo Bergarnika wuchs. Lanni mochte diese gelbe Blume mit den spitzen Blättern besonders gern.
„Wir können nicht immer dieselbe Sorte pflücken“, beharrte Scott.
„Was ist das für eine Blume?“ Sie blätterte in dem Buch, in dem die Blumen nach Farben geordnet waren, und kniete sich neben die Pflanze. Dann zeigte sie auf eine Illustration. „Es könnte diese hier sein.“
Susan las den Namen vor.
„Es gehört zur Familie der Kreuzblütler und ist eine Art Senfkraut.“
„Ich glaub’ nicht, dass Mom und Sawyer Senfkraut zur Hochzeit wollen“, spottete Scott.
„Aber es ist hübsch“, protestierte Susan. „Wir müssen ihnen doch nicht sagen, dass es Senfkraut ist.“
„Na gut, dann nehmen wir auch davon was“, meinte er wenig begeistert.
Sie gingen noch ein Stück weiter und pflückten Gänseblümchen, Calla und Schlüsselblumen.
„Wir dürfen nicht in die Nähe der Beerenbüsche gehen“, erklärte Scott, und es war offensichtlich, dass er es für eine alberne Warnung hielt. „Jedenfalls hab’ ich Mom gesagt, dass wir ihr sowieso keine Beeren zur Hochzeit pflücken wollen.“
„Das hat sie damit nicht gemeint“, stellte Lanni richtig. „Die Beeren sind nämlich ein bevorzugter Leckerbissen der Braunbären.“
„Bären?“ Susan blickte erschrocken auf und schaute sich um.
„Was ist das?“ Scott kniete sich hin und zeigte auf einen tiefen Abdruck, der in dem weichen Gras zu sehen war.
Lanni hockte sich hin, um den Abdruck zu untersuchen. „Ich glaube, hier ist vor kurzem ein Bär entlanggegangen“, sagte sie schließlich betont ruhig. „Vermutlich sind hier überall welche, weil die Beeren bald reif sind.“
„Ein Bär war hier?“ erkundigte sich Susan.
„Ja, Schatz, aber hab keine Angst. Er ist nicht mehr da.“
„Bist du sicher?“
„Nein, aber ich kann keinen Bären sehen. Du etwa?“
Beide Kinder schauten sich um.
„Habt keine Angst“, versicherte Lanni. „Braunbären
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