Charles
Romantik?“ rief Ben ihm hinterher, als er hinausging.
Charles ignorierte seine Frage geflissentlich. Auf dem Rückweg traf er Sawyer.
„Hast du Scott und Susan gesehen?“ erkundigte sich sein Bruder aufgeregt.
„Nein.“
„Und Lanni?“
„Nein, seit gestern nicht mehr. Warum?“
Sawyer runzelte die Stirn und fuhr sich übers Kinn. „Abbey hat mir gerade erzählt, dass die drei zu einem Spaziergang in die Tundra aufgebrochen sind. Sie wollten Blumen für unsere Hochzeit pflücken.“
„Wie lange sind sie schon weg?“
„Drei Stunden. Sie hätten seit einer Stunde zurück sein sollen. Ich spüre, dass da irgend etwas nicht stimmt.“
Charles verspannte sich unwillkürlich. Plötzlich überkam ihn Angst. „Weißt du, in welche Richtung sie gegangen sind?“ fragte er, während er auf seinen Transporter zuging.
„Abbey meinte, Richtung Süden.“
Wenige Minuten später hatten sie Hard Luck hinter sich gelassen und fuhren in Charles’ Transporter durch die Tundra. Sawyer hatte ein Fernglas dabei, mit dem er die Gegend absuchte, doch es war nichts zu sehen.
Die Tundra hatte bereits einen seiner Verwandten das Leben
gekostet. Eine Tante von ihm war im Alter von fünf Jahren beim Spielen spurlos verschwunden. Keiner von ihnen sagte ein Wort, aber Charles wusste, was in seinem Bruder vorging, denn er dachte dasselbe.
Lanni mit Scott und Susan allein in der Tundra – sie war den Kindern auch keine große Hilfe!
Obwohl Charles selten betete, tat er es jetzt.
„Da hinten!“ rief Sawyer plötzlich und zeigte in südwestliche Richtung. „Es sieht aus, als würde Lanni Susan huckepack tragen.“
Charles konnte zwar noch nichts erkennen, lenkte den Wagen jedoch in die entsprechende Richtung. Als er die drei entdeckte, schickte er ein Stoßgebet zum Himmel.
Sobald Lanni und die Kinder den Transporter sahen, blieben sie stehen, und Lanni ließ Susan herunter. Kaum hatte Charles angehalten, sprang Sawyer aus dem Wagen, und die Kinder liefen auf ihn zu.
Charles beobachtete, wie Sawyer in die Hocke ging und Scott und Susan in den Arm nahm.
„Ein Bär ist hinter uns hergelaufen!“ rief Scott mit bebender Stimme. „Er wollte uns zum Abendbrot fressen!“
„Lanni hat uns gerettet“, schluchzte Susan, während sie sich an Sawyer klammerte.
Charles betrachtete Lanni, die nicht einmal einen Meter von ihm entfernt stand, wie gebannt. Obwohl ihr Haar zerzaust, ihr Gesicht gerötet und schmutzig war, war er sicher, dass er noch nie einen schöneren Anblick gesehen hatte.
„Ist alles in Ordnung?“ erkundigte er sich angespannt, als er die Sprache wiedergefunden hatte.
Sie nickte langsam. „Ein Bär ist uns über den Weg gelaufen.“
„Bist du verletzt?“
Lanni hob die Hand an den Mund. Sie zitterte. „Ich hatte solche Angst!“
Ohne darauf zu achten, dass Sawyer sie beobachtete, nahm Charles sie in die Arme und presste sie an sich, als wollte er sie nie wieder loslassen. Sie barg das Gesicht an seiner Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf.
„Ist ja gut.“ Sanft strich er ihr übers Haar. „Ihr seid jetzt in Sicherheit.“
„Zuerst war der Bär ganz weit weg“, erzählte Scott. „Er war nur ein kleiner brauner Punkt.“
„Wir konnten ihn kaum erkennen“, fügte Susan hinzu.
„Dann kam er direkt auf uns zugelaufen.“
„Wir sind auch gelaufen“, sagte Susan, „so schnell wir konnten.“
„Mann, ist so ein Bär schnell!“ bemerkte Scott.
„Dann bin ich hingefallen.“ Susan klammerte sich noch fester an Sawyer.
„Ich dachte, er würde sie fressen, aber Lanni ist stehen geblieben und hat ihr hochgeholfen. Danach hat sie sich auf einen Felsen gestellt, mit den Armen gewunken und uns gesagt, wir sollen uns verstecken. Sie hat geschrien wie verrückt, und als der Bär auf sie zukam, hat sie ihn mit Pfefferspray besprüht. Zuerst dachten wir, es würde nicht funktionieren. Wir hatten Angst, der Bär würde Lanni fressen, aber dann ist er weggelaufen, und Lanni hat angefangen zu zittern.“
„Es hat funktioniert“, ergänzte Susan. „Sonst hätte er erst Lanni getötet und dann uns.“
„O Lanni!“ sagte Charles. Sie hätte sich geopfert, um die Kinder zu retten.
„Der Bär hat sich aufgerichtet. Er war größer als ein Haus“, sagte Scott.
„Ja, er war riesig“, warf Susan ein.
Sawyer verfrachtete die Kinder auf die Ladefläche und setzte sich zu ihnen, während Charles Lanni vorn in den Wagen half und schließlich auch einstieg.
Sie lehnte den Kopf an seine
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