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Charles

Charles

Titel: Charles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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ihn. Wir haben uns aneinander geklammert, und wäre er nicht gewesen, hätte ich sicher den Verstand verloren.“ Ellen schwieg einen Moment, und ihr traten die Tränen in die Augen. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder gefangen hatte.
    „Wenn Sie wollen, können Sie später weitererzählen“, schlug Lanni vor.
    „Nein, ich weiß nicht, ob ich später noch den Mut dazu hätte.“
    Lanni nahm ihre Hand in ihre und drückte sie.
    „Ich bin in einem gottesfürchtigen Elternhaus aufgewachsen“, fuhr Ellen leise fort. „Ich möchte das, was geschehen ist, nicht beschönigen, aber Sie müssen verstehen, wie verzweifelt die Menschen damals waren. Ich war sehr verliebt und wusste nicht, was die Zukunft bringen würde. Meine Familie war tot, und er war so weit weg von zu Hause. Also ist es passiert: Wir haben miteinander geschlafen.“
    Lanni musste daran denken, wie kurz Charles und sie davor gewesen waren. „Ich würde nie über Sie urteilen, Ellen“, sagte sie daher.
    Ellen lächelte traurig. „Wir haben nur für diese Momente gelebt, denn dadurch hat unser Leben wieder einen Sinn bekommen.“
    Als sie zögerte, schwieg Lanni, um sie nicht durch irgendwelche Fragen zu unterbrechen. Schließlich fiel es Ellen nicht leicht, die schmerzlichen Erinnerungen auszugraben.
    „Dann passierte das Unvermeidliche“, fuhr Ellen fort. „Wir haben nicht aufgepasst, und kurz darauf habe ich festgestellt, dass ich schwanger war.“
    „Schwanger?“ wiederholte Lanni verblüfft.
    Ellen nickte. „Ich hatte solche Angst davor, es ihm zu erzählen. Es war mir peinlich, dass ich so naiv gewesen war. Deshalb bin ich ihm aus dem Weg gegangen, aber er hat mich gefunden und mich zur Rede gestellt. Ich war ganz sicher, dass er mich sitzen lassen würde, aber als er von dem Baby erfahren hat, war er überglücklich.“ In ihren Augen lag plötzlich ein warmer Ausdruck. „Er hat mich in die Arme genommen und geküsst, bis mir schwindelig wurde. Da er so glücklich war, war ich es auch.“ Nun lächelte sie. „Wir wollten so schnell wie möglich heiraten, doch dann … dann wurde er zu einem Einsatz geschickt.“ Wieder schwieg sie, und es war offensichtlich, dass sie nach Fassung rang.
    „Wissen Sie, er … er ist nicht mehr zurückgekehrt. Zwei Wochen später habe ich erfahren, dass er gefallen war.“
    Lanni runzelte die Stirn. „David?“
    „Nein. Der Vater meines Kindes war Charles O’Halloran, Davids Bruder.“
    Lanni war sprachlos. Sie wollte Ellen alle möglichen Fragen stellen, brachte jedoch kein Wort heraus.
    „Wenn David und das Baby nicht gewesen wären, hätte ich es nicht überlebt. Es hat mir das Herz gebrochen, meine Eltern und meinen Bruder zu verlieren, aber als ich Charles verloren habe, wollte ich nicht mehr weiterleben.“
    „Haben Sie je erfahren, wie Charles ums Leben gekommen ist?“
    Ellen schüttelte langsam den Kopf. „Nein, das werde ich auch nie. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass er mich geliebt hat und das Kind wollte.“
    „Dann hat David Sie also ausfindig gemacht?“
    „Ja. Charles und er hatten sich sehr nahe gestanden. Ich glaube, Charles hat damals geahnt, dass er nicht zurückkehren würde. David hat mir erzählt, er sei zu ihm gekommen und habe ihn darum gebeten, sich um mich und das Kind zu kümmern, falls ihm etwas zustoßen sollte. Und David hat ihm sein Ehrenwort gegeben und es ihm versprochen.“
    Lanni schloss sekundenlang die Augen.
    „Zuerst wollte er mich nur mit nach Alaska nehmen, damit ich bei seiner Familie leben sollte.“
    „Aber das ging nicht.“
    „Nein, er konnte mich nur mitnehmen, wenn er mich heiratete. Ich hätte mich nie darauf einlassen sollen, denn ich habe es immer wieder bereut. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass ich damals vor Schmerz keinen klaren Gedanken fassen konnte. Die Schwangerschaft verlief sehr kompliziert, und ich hatte schreckliche Angst davor, irgendwann wieder allein zu sein.“
    „Irgendwann haben Sie ihn dann lieben gelernt.“
    „O ja, irgendwann. Als ich ihn kennen gelernt habe, wusste ich nichts von Catherine. David hat sie nie erwähnt, und falls Charles je von ihr gesprochen haben sollte, so hatte ich es vergessen.“
    „Und was war mit dem Baby?“
    „Zwei Monate nach der Hochzeit – ich war im sechsten Monat schwanger – wurde meine Tochter geboren. Sie hat nur zwei Tage gelebt … Wir haben sie in London beerdigt. Ich habe sie Emily genannt – nach der Schwester, die Charles verloren hatte.

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