Charlie Chan macht weiter
hat.« Er blickte sich nachdenklich um. »Ja – dies hier war Drakes Zimmer. Seine Sachen sind alle hier. Sein Hörgerät liegt auf dem Tisch, seine Kleidung hängt über dem Stuhl. Aber irgend etwas sagt mir, daß Hugh Morris Drake woanders ermordet worden ist.«
3
Nach dieser überraschenden Feststellung schwieg Duff einen Augenblick lang und starrte vor sich hin. Kent, der Hoteldirektor, erschien unter der Tür. Sein Gesicht hatte immer noch einen gequälten, verängstigten Ausdruck.
»Ich dachte, ich könnte vielleicht hier von Nutzen sein«, bemerkte er.
»Ich würde gern mit derjenigen Person sprechen, die als erste das Verbrechen entdeckt hat«, sagte Duff.
»Das hatte ich mir schon gedacht«, erwiderte der Direktor. »Der Leichnam wurde von Martin, dem Etagenkellner, gefunden. Ich habe ihn mitgebracht.«
Er ging zur Tür zurück und winkte. Ein Diener mit einem ziemlich ausdruckslosen Gesicht und sehr viel jünger als die meisten seiner Kollegen betrat das Zimmer. Offensichtlich war er nervös.
»Guten Morgen!« sagte Duff und holte sein Notizbuch heraus. »Ich bin Inspector Duff von Scotland Yard. Ich möchte, daß Sie mir alles erzählen, was sich heute morgen hier zugetragen hat.«
»Nun – Sir, ich – ich hatte eine Abmachung mit Mr. Drake«, begann Martin und sah noch bekümmerter drein. »Ich mußte ihn jeden Morgen wecken, denn es gibt kein Telefon in den Zimmern. Er wollte zwar unten frühstücken, hatte aber Angst, zu verschlafen. War ein bißchen mühsam, ihn dazu zu bringen, daß er’s hörte, wo er so taub war, Sir. Zweimal schon mußte ich beim Hausmeister den Schlüssel holen und in sein Zimmer eindringen. Auch heute morgen habe ich um Viertel vor acht an seine Tür geklopft. Ich habe mehrmals geklopft, aber keine Reaktion gehört. Schließlich wollte ich den Hausmeisterschlüssel holen, erfuhr aber, daß er gestern verschwunden sei.«
»Der Schlüssel des Hausmeisters war verschwunden?«
»Ja, Sir. Doch es gab noch einen anderen Hauptschlüssel unten, den ich dann holte. Ich habe nicht an etwas Schlimmes gedacht. Er hatte mich auch schon an anderen Morgen nicht gehört. Ich sperrte also die Tür auf und trat ein. Ein Fenster war geschlossen, und der Vorhang war ganz zugezogen, das andere war offen und der Vorhang aufgezogen. Licht fiel von dort herein. Alles schien in Ordnung zu sein. Ich sah das Hörgerät auf dem Tisch und Mr. Drakes Kleidung auf dem Stuhl. Dann näherte ich mich dem Bett, Sir… Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann, Inspector.«
Duff wandte sich Kent zu. »Was ist mit dem Schlüssel des Hausmeisters?«
»Ziemlich seltsam, die Geschichte«, antwortete der Direktor. »Sie wissen, daß dies ein altmodisches Haus ist, und unsere Zimmermädchen haben keine Schlüssel zu den Räumen. Sobald ein Gast, wenn er ausgeht, seine Tür versperrt, können die Mädchen nur das Zimmer machen, wenn sie vom Hausmeister den Hauptschlüssel bekommen. Gestern hat die Dame von Zimmer 27 nebenan, Mrs. Irene Spicer – auch ein Mitglied von Dr. Loftons Reisegruppe –, als sie ausging, ihre Tür versperrt, obwohl sie die Angestellten gebeten hatten, es nicht zu tun. Das Mädchen mußte sich also den Hauptschlüssel besorgen. Während sie die anderen Zimmer in Ordnung brachte, ließ sie den Schlüssel stecken. Als sie ihn später holen wollte, war er verschwunden. Und er fehlt immer noch.«
Duff lächelte. »Zweifellos war er heute morgen gegen vier Uhr im Gebrauch. Bewußt geplant, demnach.« Er sah Hayley an, der nickte. »Gab es sonst noch irgendwelche Zwischenfälle im Hotel, die wichtig für uns sein könnten?« fragte er Kent.
Der Direktor dachte nach und nickte. »Ja. Unser Nachtwächter hat zwei ziemlich sonderbare Vorfälle gemeldet. Er ist kein junger Mann mehr, und ich habe ihm gesagt, er sollte sich in einem der leeren Räume ein bißchen ausruhen. Doch ich habe schon nach ihm geschickt, und er wird gleich zu Ihnen kommen. Ich möchte, daß Sie es persönlich von ihm hören.«
Lofton erschien in der Tür. »Ah, Inspector Duff! Ich habe festgestellt, daß ein paar aus unserer Gruppe immer noch unterwegs sind, alle anderen habe ich zusammengetrommelt. Der Rest wird, wie ich Ihnen sagte, um zehn Uhr wieder da sein. Einige wohnen auf dieser Etage…«
»Einen Augenblick!« unterbrach ihn Duff. »Ich bin besonders an den Bewohnern der Zimmer zu beiden Seiten dieses Raumes interessiert. Mr. Kent sagte mir, in Nummer 27 wohnt eine gewisse Mrs. Spicer. Wollen Sie so
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