Charlies Planet
Zentimeter Draht von der Spule, straffte die Länge zwischen den beiden Griffen und begann, den überflüssigen Gesteinsbrocken unter der Statue damit abzusägen. Der rauhe Draht schnitt mühelos durch den Fels.
Charlie hüpfte vom Schlitten und pfiff ab und zu in fast winselndem Tonfall, während er Cary bei der Arbeit beobachtete. Als der ungefüge Felsen schließlich zu Boden fiel, untersuchte er die saubere Schnittfläche aus unmittelbarer Nähe und tat das gleiche anschließend an der Statue.
Cary verfolgte das Verhalten des Sumpfotters aufmerksam, während er den Draht wieder aufspulte.
»Hilf mir das Zeug aufladen«, bat er Mattie. Zusammen verstauten sie ihre Ausrüstung wieder auf dem Schlitten.
»Jetzt übernimm bitte ein Zugseil«, meinte er, nachdem dies getan war. Sie stemmten sich gemeinsam in die Seile. Einen Moment lang widerstand der Schlitten mit seiner Last ihren Anstrengungen, aber dann ruckte er widerwillig vorwärts. Sie rangen bis fast an die Grenzen ihrer Kräfte mit ihm, bis es ihnen gelang, ihn zwischen das Gras zu zerren, doch das Ufer hinab war es leichter, und schließlich sackte der Schlitten in den Morast ein.
»Gut, Mattie. Halte dich bereit«, sagte er. »Ich wende ihn jetzt.«
Mattie ließ ihr Seil fahren und trat zurück. Cary bezog Stellung vor dem eingesunkenen Vorderteil des Schlittens, packte beide Seile und zerrte seitwärts, trat zurück, als der Schlitten sich drehte.
Charlie, der ihnen von der Lichtung bis ans Wasser gefolgt war, schwamm plötzlich neben dem Schlitten und erklomm den Stapel von Ausrüstungsgegenständen. Er reckte den Hals nach Cary und stieß einen langen, jämmerlichen Pfiff aus, beinahe ein Klageruf.
Cary ließ die Zugseile fallen.
»Da haben wir's«, sagte er. Er watete zum Schlitten und sah Charlie an. Ihre Köpfe befanden sich in fast gleicher Höhe und waren nur um wenige Zentimeter voneinander getrennt.
Cary pfiff und vollzog mit der Hand eine kreisende Gebärde, die, den Arm ausgestreckt, in eine Richtungsangabe mündete, die das Land jenseits des Plateaus bezeichnete. Charlie veranstaltete ein Flötenkonzert aus einer Vielzahl von Zwitscher- und Pfeiflauten. Cary zuckte mit den Schultern, wandte sich ab und spannte sich erneut vor den Schlitten. Charlie stieß einen schrillen Pfiff aus.
Cary drehte sich wieder um und antwortete. Charlie wiederholte den schrillen Pfiff zweimal. Cary wandte sich an Mattie.
»Er hat es jetzt begriffen«, sagte er. »Er will mit uns gehen.«
Mattie starrte die beiden an.
»Du wirst es ihm doch verbieten?«
»Streng genommen«, sagte Cary langsam, »weiß ich nicht, wie ich ihn hindern sollte.«
»Aber er hat doch keine Ahnung, in was er gerät!«
»Stimmt«, sagte Cary. »Er glaubt, wir würden die Statue an einen Ort transportieren, wo eine Menge Leute wie ich leben, denen sie gefällt. Er möchte dort sein, um zu sehen, wie sie sein Meisterstück bewundern.«
»Kannst du …« Mattie musterte den Sumpfotter. »Gibt es keine Möglichkeit, ihm zu erklären, daß es sich nicht so verhält?«
»Ich habe es versucht«, meinte Cary. »Aber wie ich schon sagte, sie unterscheiden sich zu sehr von uns. Wie soll ich ihm Geld, Kunsthändler und andere Planeten begreiflich machen? Ich kann ihm noch nicht einmal richtig verdeutlichen, wie es außerhalb des Plateaus aussieht.«
»Dann sorge dafür, daß er bleibt, in seinem eigenen Interesse.«
Cary schüttelte den Kopf.
»Das kann ich nicht«, sagte er. »Es wäre nicht richtig.«
»Begreifst du denn nicht?« Matties Stimme bebte vor Wut. »Vielleicht kommt er ums Leben!«
»Sehr wahrscheinlich«, sagte Cary. Eine Sekunde lang blickte er ihr in die Augen.
»Dann bist du verpflichtet, ihn aufzuhalten, oder?« fragte sie. Ungläubig bemerkte sie sein Zögern. »Ist es nicht besser für ihn zu leben, selbst wenn er die Gründe nicht versteht?«
»Nicht unbedingt«, sagte Cary. Er runzelte die Stirn und überlegte angestrengt. Ein kühler Wind strich über sie hinweg, rauschte im Sumpfgras und kräuselte das Wasser, in dem sie standen. Heute wanderten keine Wolken über den tiefblauen Himmel. Charlie saß reglos, als sei er selbst eine Statue, auf ihren Gerätschaften.
»Wenn du etwas für ihm empfindest«, sagte Mattie leise, »kannst du nicht zulassen, daß er sich aus Unwissenheit umbringt.« Er schien sie nicht zu hören.
Schließlich straffte er sich. »Ja. Aber er besitzt seine Rechte wie jedermann. Gehen wir.«
Er pfiff Charlie etwas zu, und der
Weitere Kostenlose Bücher