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Charlies Planet

Charlies Planet

Titel: Charlies Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Gerätestapel, war ähnlich außer sich. Er hatte ebenfalls den Kopf vorgestreckt und knirschte mit den Zähnen, sprang auf dem Stapel hin und her, pfiff und zischte abwechselnd auf die Otter zur linken, dann auf die zur rechten Seite hinab. Wie bei einigen der anderen Otter, die ringsum durch Wasser und Sumpfgras tobten, begann gelblicher Schaum vor seine Schnauze zu treten. Seine Augen waren blutunterlaufen, und ein scharfer Moschusgeruch breitete sich aus.
    Dann, ganz plötzlich, aus unerklärlichem Anlaß, stellte Charlie das Pfeifen ein und setzte sich auf dem Gerätehaufen nieder. Seine Kiefer schlossen sich, seine Lippen schoben sich wieder über die Zähne. Reglos und schweigend starrte er die anderen Otter an.
    Allmählich ließ auch das Pfeifen der Otter im Sumpf nach. Sie hörten auf, den Schlitten anzugreifen, und als der Kanal sich wieder verbreiterte, blieben sie immer weiter zurück.
    Charlie hob den Kopf und widmete ihnen einen letzten Pfiff, lang und melodisch. Sie wühlten das Wasser in unbestimmter Erregung auf, aber keiner von ihnen antwortete.
    Nach einer Weile wiederholte Charlie den Pfiff. Nochmals kam Bewegung in die zurückbleibenden Otter, aber auch diesmal keine Antwort.
    Bevor die Otter im Schimmer der westwärts sinkenden Sonne gänzlich außer Sicht gerieten, wiederholte er das Signal zum dritten Mal. Und wiederum antwortete ihm niemand.
    Sie schleppten den Schlitten weiter vorwärts. Charlie sprang erneut ins Wasser, nahm den Strick zwischen die Zähne und half ihnen weiterhin.
    Die Sonne berührte eben den westlichen Horizont der Plateaulandschaft, als sie den Schlitten endlich auf festen Boden zerrten. Es war nicht das schwarze Erdreich der Sümpfe, sondern von rostbrauner Farbe, übersät mit kleinen Felsbrocken und Kies. Zweihundert Meter voraus fiel das Gelände stark ab und endete am Steilhang des Plateaus.
    »Bitte, schlage das Lager auf, Mattie«, bat Cary. »Ich möchte einen Blick nach unten werfen, solange es hell genug ist.«
    Er durchmaß die zweihundert Meter steinigen Untergrunds, bis seine Stiefel auf nackten Fels traten, und blickte den Abhang hinab, der zur Plateaukante führte. Seitwärts gekehrt, Schritt für Schritt, wagte er sich vorsichtig auf den Hang. Als er den Abgrund erreichte, sah er sich aufmerksam um.
    In der einbrechenden Dunkelheit vermochte er es nur schwer zu erkennen, aber der Abgrund erstreckte sich über eine Reihe vertikaler Säulen, die einen Komplex stufenweise abwärts führender Felstafeln bildeten, deren Gesamtgefälle in der Luftlinie etwa sechzig Grad betrug. Er bemerkte unter sich einige solcher Gesimse, bei denen sich der Abstieg beginnen ließ. Aber schon in fünfzig Meter Tiefe verschwammen alle Einzelheiten im abendlichen Zwielicht.
    Er beschloß, am nächsten Morgen eine neue Besichtigung der Örtlichkeiten vorzunehmen und machte sich auf den Rückweg zum Sumpfufer.
    Mattie hatte bereits einen Großteil ihrer Ausrüstung vom Schlitten gepackt und das Kochgerät erhitzt. Cary entzündete ein Feuer. Als die Flammen loderten und die übrige Landschaft in Finsternis eintauchte, setzte er sich, zog die Füße an den Leib und blickte zu Mattie hinüber.
    Sie bewegte sich wie ein Schlafwandler. Er stand auf, trat neben sie und nahm den Löffel, mit dem sie rührte aus ihrer Hand.
    »Heute kümmere ich mich um das Futter«, sagte er. »Lege dich ein wenig hin, bis das Essen fertig ist.«
    Sanft schob er sie zu dem Gepäckstapel und half ihr, sich zu setzen und gegen die eingerollten Schlafsäcke zu lehnen. In einem Topf schwammen Trockenfleisch und Reis und brodelten bereits. Einige Minuten später, als er zu ihr hinüberschaute, saß sie noch aufrecht, war jedoch schon fest eingeschlafen.
    Er rührte in dem Brei aus Fleisch und Reis und sah Charlie an, der am Feuer lag und ihn mit aufgerichtetem Kopf ununterbrochen fixierte.
    »Aha«, sagte Cary. Er pfiff leise, und Charlie antwortete ebenso verhalten.
    »Also gut«, sagte Cary. Gedämpft, um Mattie nicht zu wecken, begann er über das Feuer hinweg dem Sumpfotter ein Lied zu singen. Charlie reagierte mit einer Anzahl leiser Pfiffe und Triller, die wie ein Wimmern klangen.
    So hüllte der Feuerschein die beiden ein, den Otter mit erhobenem Kopf und pfeifend, den Mann, der beim Kochgeschirr kauerte und sang …
     
    » Der kleine Charlie ist nun fort ,
    fern übers Land zu fremdem Ort.
    Brechen wird es manche Herzen ,
    da er nie wiederkehrt, vor Schmerzen …«

 
5.
     
    Der nächste Tag

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