Charming Charly
Konnte sie in dieser Frage auf ihr Herz hören?
„Bingo!“, rief Lory triumphierend, als die Tür sich öffnete. „Jetzt nichts wie raus hier!“
Sie liefen den Gang entlang. Überall blinkten die roten Lampen. Die Sirene tönte schrill in Charlys Ohren und zerrte an ihren ohnehin schon bis zum Zerreißen gespannten Nerven. Sie bekam Kopfschmerzen, doch sie ignorierte sie. Sie mussten ein sicheres Versteck finden und das schnell. Dann kam ihr plötzlich eine Möglichkeit in den Sinn.
„Ich weiß, wo wir hingehen“, sagte sie atemlos. „Komm!“
„Verdammt, was hast du vor?“, rief Lory hinter ihr.
Charly blieb stehen und wandte sich um.
„Na los! Komm schon. Vertrau mir einfach mal, okay?“
Lory brummte missmutig, doch sie setzte sich in Bewegung und folgte ihr durch die Gänge. Am Ziel angelangt, blieb Charly stehen. Sie sah sich nach rechts und links um und öffnete dann die Tür zu einer kleinen Kammer. Lory zögerte, doch Charly ergriff ihre Hand und zog sie ins Innere des dunklen Raumes. Hastig schloss sie die Tür und es wurde stockdunkel um sie herum.
„Wo verdammt noch mal sind wir?“, knurrte Lory missmutig.
„Es ist eine Art Besenkammer. Aber sie hat ...“
„Besenkammer? Ich bring uns aus unserer Kabine raus, weil wir dort in der Falle gesessen hätten, und du bringst uns in eine Besenkammer?“
„Warte doch ab, bis ich dir erklärt habe“, antwortete Charly beleidigt.
„Hmpf.“
„Dieser Raum hat zwei Türen“, erklärte sie leise. „Die erste Tür ist die, durch die wir gekommen sind. Die andere Tür ist hier hinter mir und sie führt auf einen anderen Gang. Dieser Raum ist sozusagen eine Verbindung der zwei Gänge. Wenn also Gefahr von deiner Seite aus kommt, dann verschwinden wir hier durch die Tür hinter mir. Wenn von meiner Seite aus ...“
„Ja, ja! Ich hab schon verstanden. Okay! Ist vielleicht keine so schlechte Idee“, gab Lory zu.
Charly spürte Wut in sich aufsteigen.
„Keine so schlechte Idee?“, raunte sie ärgerlich. „Ich hab vielleicht unseren Arsch gerettet mit meiner nicht so schlechten Idee !“
„Still!“, zischte Lory. „Wenn jemand da draußen vorbeikommt, kann er uns sicher hören.“
„Okay, du hast recht. Sitzen wir es aus und hoffen das Beste.“
Schweigend warteten sie in der Dunkelheit.
***
Amano tigerte nervös hin und her. Wenn nur Charly nichts zugestoßen war. Bei allem, was sie schon durchgemacht hatte, musste dies ein weiteres traumatisches Ereignis für sie sein. Wenn dieser Hurensohn von einem Piraten ihr nur ein Haar gekrümmt hatte, dann würde er ...
„Wir haben ihre Schutzschilde erledigt. Ihre acht Triebwerke sind beschädigt. Fünf davon fatal. Gehen wir an Bord?“, meldete sich Palic zu Wort.
„Ja“, sagte Kordan. „Lass die Fighter bemannen.“ Er wandte sich zu Amano um. „Wir beide gehen mit dem ersten Fighter.“
„Mit dem größten Vergnügen!“, knurrte Amano finster. Er konnte es nicht erwarten, Hand an Ellyod zu legen.
„Gut, dann lass uns keine Zeit verlieren“, mahnte Kordan zur Eile. Der Hüne war cool wie immer, doch Amano, der seinen Cousin bestens kannte, sah die Furcht in seinen Augen. Furcht vor dem, was sie vielleicht zu sehen bekommen würden. Auch Amano verspürte diese Furcht. Er hatte gesehen, was der Verlust seiner Gefährtin mit seinem Vater gemacht hatte, und er war sich sicher, dass es ihm in so einem Fall genauso ergehen würde. Lieber würde er selbst sterben, als Charly zu verlieren.
Sie eilten zur Dockstation, wo Techniker die Fighter startklar machten. Die kleinen, wendigen Raumschiffe waren für maximal sechs Personen ausgelegt. Amano und Kordan nahmen den ersten Fighter zusammen mit vier weiteren Männern. Kordan setzte sich sofort hinter das Steuer. Die Gurte verschlossen sich automatisch, sobald die Männer in ihren Sitzen saßen. Der Start der Fighter war immer sehr kraftvoll und ohne Gurt konnte es zu tödlichen Verletzungen kommen. Amano schloss die Augen. Er hörte, wie das Blut in seinen Ohren rauschte.
Kordan zählte von zehn rückwärts: „... drei … zwei … Start!“
Der Fighter schoss mit einer starken Beschleunigung vorwärts, sodass die Männer in ihre Sitze gepresst wurden und ihre Körper bebten. Das schnelle Miniraumschiff wurde in die Weite des Universums hinauskatapultiert. Als die extreme Beschleunigung sich zu normaler Fluggeschwindigkeit reduzierte, entspannten sich die Männer und Amano öffnete die Augen. Kordan flog einen
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