Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
Vom Netzwerk:
Der schmale Dünenweg war nur spärlich beleuchtet, und ich lief schneller. Die Ruine zeichnete sich in der Dunkelheit ab. Nur die knochigen Kiefern des kleinen Wäldchens knarzten im Wind. Zum Glück hatte ich mein Handy aufgeladen. Ich nutzte das Display als dürftige Taschenlampe und leuchtete mir den Weg ins Innere. In unregelmäßigen Abständen klatschten die Planen ans Mauerwerk.
    Vorsichtig tastete ich mich durch die einzelnen Räume, denn mein Handy schaffte nur ein müdes Funzellicht, das gerade bis zum Fußboden reichte. Treibende Pulswellen rauschten in meinen Ohren. Welches Zimmer konnte für Edith von Bedeutung gewesen sein? Wenn ich nur den kleinsten Hinweis fände, wäre mir möglicherweise geholfen und Ediths Leben zu retten. Ich schaute auf und blickte auf einen kreisrunden Lichtstrahl, der vor mir auf die Wand traf.
    Mein Atem setzte aus, und reflexartig drehte ich mich um. Geblendet taumelte ich zurück.
    »Spionierst du mir nach?«
    »O mein Gott, Edith«, schrie ich. Mein Herz überschlug sich vor Schreck und Erleichterung. »Du lebst. Bitte mach keinen Quatsch. Wir kriegen das alles wieder hin.«
    Ich redete einfach drauflos. »Nimm die Lampe runter. Ich sehe nichts. Geht es dir gut? Bin ich froh, dich gefunden zu haben. Was machst du bloß hier?«
    »Meinen Plan in die Tat umsetzen.«
    Oje, Edith schien völlig verwirrt. Ihre Stimme klang nicht keifend und hysterisch wie sonst, sondern ruhig und fast ein bisschen mechanisch. Ich überlegte krampfhaft, wie man eine Lebensmüde in ein Gespräch verwickeln und umstimmen konnte. Leider reichte mein polizeipsychologisches Wissen dafür nicht aus.
    »Das kannst du später immer noch«, entgegnete ich. »Erzähl mir doch, was gerade in dir vorgeht. Ich bin extra wegen dir nach Wangerooge gefahren.«
    »Püppi Bunt« richtete weiterhin den Lichtstrahl auf mein Gesicht.
    »Als wenn dich mein Leben interessierte«, gab Edith tranig zurück. »Niemand interessiert sich dafür.«
    Scheiße, war das eine verfahrene Kiste. Ich versuchte es auf die harte Tour.
    »Los, Edith, Taschenlampe runter, und dann gehen wir in meine Pension oder in eine Kneipe. Und ja, dein Leben interessiert mich sehr wohl!«
    Das war nicht mal gelogen. Ich brannte darauf zu erfahren, ob Edith die Geliebte des alten Benno gewesen war.
    »Na schön, wenn du unbedingt meinst.«
    Ich atmete tief ein und lächelte. Im Scheinwerferlicht kam ich mir vor wie ein gefeierter Star auf der Bühne. Ich hatte soeben den Oscar in der Kategorie Lebensretter gewonnen. Dann trat ich einen Schritt vor und hörte nur noch einen Knall.
    »Duck dich!«, rief ich Edith zu und ging blind in die Hocke.
    »Nicht nötig.«
    Edith warf sich mit vollem Gewicht auf mich und drückte mich zu Boden. Sie verpasste mir einen Schlag auf den Kopf, der mich benommen niedersinken ließ. Mein Handy fiel zu Boden, und das Display erlosch. Erst jetzt erkannte ich im Halbdunkel, dass sie eine Pistole auf mich richtete.
    Ich erstarrte.
    »Aufstehen«, befahl mir Edith. Umständlich richtete ich mich auf. Dann schubste sie mich vor sich her.
    »Jetzt lohnt es sich gleich doppelt, etwas von meinem Leben zu erzählen.«
    Was faselte sie da? Wollte sie mich mit in den Tod reißen?
    Sie stieß mich durchs Haus, und ich stolperte in ein großes Zimmer.
    Laut um Hilfe zu schreien machte wenig Sinn. Die alte Villa lag so weit abseits, dass mich niemand hören würde. Der heulende Wind tat sein Übriges.
    Edith hielt den Lichtstrahl ihrer Lampe auf den Boden. Dort lag eine flatternde Plane.
    »Plane weg und hochziehen«, rief Edith.
    »Was soll das?«, schrie ich zurück, doch Edith riss an meinen Haaren und drückte mich nieder.
    Ich hob die Plane an und entdeckte eine Falltür im Boden.
    Zaghaft versuchte ich, sie hochzuziehen. Die Tür war so schwer, dass ich sie nur einige Zentimeter anheben konnte. Edith verpasste mir einen Tritt.
    »Wofür gehst du zum Sport, du Loser? Ich denke, du bist so fit. Gib alles!« Edith schoss auf den Boden. Die Kugel schlug direkt neben mir ein.
    Mit aller Kraft hievte ich die Tür an und klappte sie um.
    Eine Leiter führte in die Tiefe. Ich bekam Panik.
    »Unter der Erde ist’s kuscheliger«, raunzte Edith und trat gleich noch einmal zu.
    Ich stürzte in die Tiefe und schlug auf dem Boden auf. Meine Schultern schmerzten, und ich hatte mir auf die Unterlippe gebissen. Beim Aufprall knackte es laut in meiner linken Hand.
    Edith kletterte die Leiter hinunter, und bevor ich mich wehren konnte, zog

Weitere Kostenlose Bücher